Januar

2023 knallt voll rein: In Neukölln und Schöneberg testen erlebnisorientierte Jugendliche die Resilienz von Feuerwehrleuten unter Feuerwerksbeschuss. Der CDU-Landesvorsitzende erkundigt sich nach den Vornamen der Täter, will ihnen aber keine personalisierten Kaffeetassen schicken. Kai Wegner wird erst des Rassismus geziehen und dann von vielen Berliner Muslimen zum Regierenden Bürgermeister gewählt.

Die Bahn startet ihr Jahr mit dem „Veganuary“: Vorstandschef Lutz setzt Prioritäten und posiert im Bordbistro mit fleischloser Currywurst. Die Gabel fährt ohne Betriebsstörung pünktlich in seinen Mund ein. Geht doch. Im Mai kommt das 49-Euro-Ticket. Der Haken am Schnäppchen: Wer es nutzen möchte, muss leider mit der Bahn verkehren. Deren Vorstand kassiert Millionenboni, weil das staatseigene Unternehmen seine Ziele erreicht – zumindest beim Thema „Frauen in Führung“. Die Beförderung Benachteiligter liegt der Bahn offenbar mehr als der allgemeine Personentransport.

27.12.2023

•vor 8 Std.

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28.12.2023

Schwerer Verlust für Unfallgaffer: Die Verteidigungsministerin tritt zurück. „Niemals geht man so ganz“ zapfenstreichelt das Stabsmusikkorps zum Abschied. Tatsächlich lebt Christine Lambrechts Überforderung in einigen Kabinettskollegen erkennbar fort. Der Nachfolger verströmt kerniges Kommiss-Aroma. Boris Pistorius gibt Deutschland noch „fünf bis acht Jahre“, dann steht der Russe auf dem Kurfürstendamm.

Februar

Annalena Baerbock erhält den Karnevalsorden „wider den tierischen Ernst“. Die Außenministerin macht Spaß, wenn auch unfreiwillig. Ihre Versprecher sind witziger als Jan Böhmermann. Sie erklärt Russland versehentlich den Krieg. Sie beglückt ihren saudischen Kollegen mit einer Broschüre über feministische Außenpolitik. Sie nennt Chinas Diktator einen Diktator. Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Diplomaten nur ausnahmsweise. Baerbocks größter Erfolg: Sie fordert eine „360-Grad-Wende“, und Putin gehorcht. Ihr tolldreistes Hantieren mit Werten und Moral lässt Sehnsucht nach Henry Kissinger aufkommen, und der hatte wirklich schmutzige Finger.

NRW-Innenminister Reul kündigt Weiterbildungsmaßnahmen für 10.000 Polizisten an. Es geht um die rückstandsarme Entfernung von an Straßen und Startbahnen haftenden Endzeitsektierern. Die nerven mehr als der unmittelbar bevorstehende Weltuntergang. Tatsächlich entwickeln Beamte bald eine gewisse Kunstfertigkeit darin, Gliedmaßen vom beziehungsweise mitsamt Asphalt zu befreien. Allerdings gelingt es niemandem, nicht mal hessischen Wählern, Nancy Faeser von ihrem Amt zu lösen.

Klima-Kleber: Mehr als 10.000 Polizisten lernen, Hände vom Asphalt zu lösen

08.02.2023

März

Die Remarque-Verfilmung „Im Westen nichts Neues“ räumt vier Oscars ab. Leider bedient das deutschstämmige Kulturprodukt negative Vorurteile über den Krieg an sich. Als wäre es nicht genug, dass soeben die Damen Schwarzer und Wagenknecht gemeinsam mit Zehntausenden Granatenleugnern am Brandenburger Tor aufmarschiert und dafür als schäbige Lumpenpazifistinnen decouvriert worden sind. Leoparden, Geparden und Marder müssen so lange befreit werden, bis entweder das Böse besiegt oder alle Guten verbraucht sind. Im Jahresverlauf kommt aus dem Osten nicht mehr viel Neues. Bachmut und Awdijiwka sind Upgrades der Schlachten von Verdun und an der Somme. An der Heimatfront scheint es eine Frage der Zeit, bis der erste Rüstungshersteller einen „Bambi“ fürs Lebenswerk erhält.

Damit der fast berstende Bundestag nicht über die Berliner Stadtgrenzen hinauswuchert, ändert die Ampel-Mehrheit das Wahlrecht. Das Resultat ist klärungsbedürftig, wieder einmal durchs Verfassungsgericht. Denn wer seinen Wahlkreis gewinnt – egal, wie deutlich – gelangt nun nicht mehr automatisch ins Parlament. Zudem verringert eine sinkende Mandatszahl die Jobchancen weltentrückter Mitbürger*innen ohne Ausbildung.

Die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum wird erhöht: „Personen mit weiblich gelesener Brust“ dürfen in Hauptstadtschwimmhallen fortan ihre Oberkörper entblößen. Davon haben Hunderttausende Berlinerinnen geträumt. Die meisten, kurz bevor sie schweißnass erwachten. In Herrengedeckrunden bemäkelt man, dass das Ganze freiwillig ist.

Das neue Oben-Ohne in den Berliner Bädern: Wem nutzt es wirklich?

13.03.2023

April

Die letzten bundesweit geltenden Corona-Schutzmaßnahmen enden. Hurra, wir leben noch. Es gibt Fernsehsendungen ohne Karl Lauterbach, Joshua Kimmich wurde dann doch nicht geköpft wegen Feigheit vor der Kanüle, und wer dank Lockdown pleiteging oder isoliert im Pflegeheim verblich, hat es ohnehin hinter sich. Keine Fehlerdiskussionen, Genossen! Überraschend sinkt die Nachfrage nach Präparaten, die weder Infektion noch Weiterverbreitung verhindern. Bis zum Jahresende werden in der EU mindestens 215 Millionen Covid-Impfdosen vernichtet. Die dafür verausgabten Milliarden gehen nicht verloren, sondern sind, man kennt das, nur woanders.

Die Bundesregierung zieht den verbliebenen drei Kernkraftwerken die Brennstäbe. Nun verstopft kein deutscher Atomstrom mehr die Netze. Der aus Frankreich fließt geschmeidiger. Was die Grünen schon lange sagen, tritt ein: Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Das erledigen Netzbetreiber und Stromversorger. Später verabreden 22 Staaten eine Verdreifachung ihrer Kernenergie, darunter die USA, Kanada, Japan und Großbritannien. Vormoderne Zwergstaaten. Der Rest der Welt ist mental noch nicht so weit, sich beim Betrieb von Industriegesellschaften aufs Wetter zu verlassen. Dort betrachtet man die hiesige Energiewende so empathisch wie die Flugversuche einer Lederschildkröte.

Mai

Im Weichbild des Bundeswirtschaftsministeriums sind mehr Menschen miteinander versippt als im Hause Windsor. Statt die familiäre Atmosphäre zu würdigen, machen Ewiggestrige Druck. Ihretwegen muss Robert Habeck seinen Klima-Staatssekretär Patrick Graichen entlassen. Diese Leute wollen partout nicht kapieren, dass die Mächte des Lichts sich zu uneigennützigen, hochveredelten Netzwerken verbünden müssen, um die metastasierende Kohlendioxid-Schurkenlobby zu bezwingen.

Deutschland bekommt mehr Menschen als Wohnraum geschenkt, und dem Bauwesen geht es gerade gar nicht gut. Regensburger Wirtschaftswissenschaftler haben eine Idee: Durch feinfühlig justierte Mieterhöhungen könnten Senioren zum Auszug aus ihren für runzlig-abgehärmte Leiber viel zu großen Behausungen inspiriert werden. Björn Höcke gerät in eine Sinnkrise und überlegt, warum er überhaupt noch Wahlkampf macht.

Bei ARD und ZDF sitzen Sie in der ersten Reihe. Bei der Krachkapelle Rammstein unter Umständen sogar in „Row Zero“. Deren Sänger übt sein bürgerliches Wahlrecht an Konzertbesucherinnen aus. Kurz bevor Till Lindemanns Gemächt zur Abschreckung an die Siegessäule genagelt werden kann, stellt sich heraus, dass der wilde Mann nichts Justiziables verbrochen hat. Eine ähnlich gut begründete Aufwallung – diesmal wegen alkoholabhängiger Stimmungsschwankungen – schwappt bald darauf über einen Schauspieler und Regisseur. Unfassbar: Ein Filmkritiker sympathisiert deshalb angeblich – ganz kurz – mit Til Schweiger.

Juni

Während Defätisten vor Niedergang und Exodus der deutschen Industrie warnen, kauft die Ampelkoalition frische Betriebe ein. Der Bund will den Bau einer Intel-Chipfabrik bei Magdeburg mit zehn Milliarden Euro fördern. Bei 3000 geplanten Arbeitsplätzen macht das gut drei Millionen pro Job. Wieder wird gemeckert. Dabei könnte das ein Anfang sein. In einer perfekten Welt bezahlt der Staat die Volkswirtschaft und nicht umgekehrt. Letztere wäre dann nicht mehr auf den flatterhaften Absatz von Produkten angewiesen und quasi unzerstörbar.

„Gott ist queer.“ – Die Abschlusspredigt des Evangelischen Kirchentages sorgt für Irritationen. Dabei offenbart die Bibel den Inhaber einer fluiden Geschlechtsidentität: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und schuf sie als Mann und Frau.“ Überhaupt haben die meisten Christen keine Ahnung, wie nah ihr Schöpfer am Puls der Zeit und aller Dinge ist. ER ist gerade vom Benziner aufs Pedelec umgestiegen, nimmt auch mal den Waschlappen statt einer warmen Dusche und verputzt im Bordbistro die Veggie-Wurstreste von Bahnchef Lutz.

Juli

Ein Wildschwein, das als Löwe gelesen wird, sorgt für einen mehrtägigen Polizeieinsatz zwischen Stahnsdorf und Kleinmachnow. Überlebenshilfe findet sich nicht in Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, sondern in der Bild: „Bleiben Sie stehen und dem Löwen zugewandt, halten Sie Blickkontakt. Um größer und gefährlicher zu erscheinen, können Sie Ihre Arme ausbreiten.“ Die Bache wird nie gefunden. So bleibt unklar, ob sie sich nicht doch als Simba definiert.

Die Wochenzeitung Die Zeit startet eine Leserumfrage: „Von welchen Klimasünden soll der Staat Sie abhalten?“ „Sind Verbote wirklich so schlimm, wie sie sich anfühlen?“ Wurde das Wochenzeitungspublikum etwa nach 1968 derart antiautoritär erzogen, dass es nun, im gesetzten Alter, ein Prägungsdefizit verspürt? Sehnsucht nach dem strengen Vater Staat und seiner schwieligen, strafenden Hand? Selbst abgebrühte Dominas erschauern: SM-Präferenzen haben Grenzen.

Der CDU-Innenpolitiker Thorsten Frei sinniert über die Abschaffung des Individualrechts auf Asyl. Große Empörung. Schließlich ist das Asylrecht ziemlich super, wenn man nur möglichst viele Menschen an seiner Inanspruchnahme hindert. Das Migrationschaos stellt für viele Bürger gesellschaftliche Grundlagen infrage. Politiker erleben das noch viel, viel bedrohlicher: Es kostet sie Wählerstimmen.

August

Hubert Aiwangers Schultornister erschüttert die Nation. Der halbwüchsige Hubsi trug darin vor 35 Jahren ein Papier spazieren, das den Inhaber nicht direkt als kommenden bayerischen Vize-Premier auswies. Die Süddeutsche Zeitung versucht sich an einer Notschlachtung. Nur, nach all den Jahren ist kaum mehr Fleisch am Knochen. Aiwanger spürt die bewusstseinsbildende Macht der Presse mit voller Härte und gewinnt bei den Landtagswahlen gut vier Prozent.

Deutsche Fußballerinnen sind so gut wie ihre männlichen Pendants. Auch sie scheiden nach der WM-Vorrunde aus. Für die zivilisierte Weltgemeinschaft gerät das Turnier zum Fanal. Ein Verbandsfunktionär nötigt eine Weltmeisterin zum Oralkontakt: Kuss und Schluss. Als die Bundeskanzlerin 2014 in Brasilien die deutsche Kabine stürmte, gab es für die halbnackten Sieger nur Wangenbussis. Die Herren Kroos, Neuer und Müller machen seither einen stabilen Eindruck. Mesut Özil flüchtete traumatisiert in eine Leidenschaft für Erdogan.

September

Ein Jahr ist seit der explosiven Nord-Stream-Eröffnung vergangen. Keineswegs ungenutzt. Zweifelsfrei wurde ermittelt, dass die Pipeline nicht ganz dicht und Erdgas entwichen ist. Inzwischen ist jedem Krimi-Kenner klar, dass die Motive gewisser Verdächtiger so eindeutig und überwältigend erscheinen, dass jene am Ende unmöglich die Täter sind. Alles wäre einfacher, wären die Leitungen nicht gesprengt, sondern abgesägt und auf dem Schwarzmarkt verhökert worden. Dann hätte es, ein Traumergebnis für die Weltlage, nur der Remmo-Clan gewesen sein können.

Der Bundestag verabschiedet ein Gesetz. Unter dem Kosenamen „Heizhammer“ hat es eine der gediegensten Massenpaniken verursacht, seit der Vesuv Pompeji begrub. Große Teile der Bevölkerung sind eher bereit, Gasheizungen gegen Robert Habeck zu verteidigen als Deutschland gegen den Iwan. Aber auch diese Bürger werden lernen, für ihren Ruhestand statt der Karibik-Kreuzfahrt eine Wärmepumpe zu planen. Die Technologie ist unter deutschen Stromversorgungsbedingungen unwiderstehlich, mit einer kleinen Bedingung: Ökologisch effektiv heizen Wärmepumpen, wenn es dafür genug Saft aus Sonne und Wind gibt. Also zwischen Mai und September.

Oktober

Am 74. Jahrestag der Gründung der DDR überfällt die Hamas Israel. Auf deutschen Straßen entfaltet sich Multikulturalität. Personen machen aus ihren Herzen keine Mördergrube und bejubeln ein generalstabsmäßig geplantes Judenmetzeln. Rasch gerät aber auch in Verruf, wer nur fragt, ob beim legitimen Gegenschlag der Tod Tausender Kinder zwingend einzupreisen ist. Der Titel „Antisemit“ ist schneller zu erlangen als ein „Seepferdchen“ oder die Qualifikation zum Elternsprecher.

Sahra Wagenknecht gründet einen eigenen Verein. Dabei hätte die Linkenspaltung die Fans noch Jahrzehnte unterhalten können. Bis zum Schluss durfte gehofft werden, dass RTL den Plot zur Daily Soap hochziegelt. Darin steckte – abgesehen von Liebe – vieles, was das Genre braucht: Missgunst, Argwohn, Niedertracht, Verlogenheit, starke und noch stärker hassende Frauen. Das Drama fügt sich in die Geschichte progressiver Bewegungen: Wozu den Klassenfeind schlagen, wenn es dafür auch Genossen gibt?

November

Ein Karlsruher Urteil stürzt den Finanzminister ins Haushaltsloch. Keine Bange, darin ist es nicht viel finsterer als in einem normalen Schattenhaushalt. Der Respektkanzler wirkt enttäuscht vom Bundesverfassungsgericht: Diese Robenheinis haben keinen Dunst, dass Schulden ein echtes Sondervermögen sind. Zur Rettung von Klima, Ampel und Vaterland wird das Treckerfahren verteuert. Bauern greinen, es gebe keine Alternative zum Agrardiesel. Pah, das wäre ja noch schöner: Hätte die Steuererhöhung eine sogenannte ökologische Lenkungswirkung, spülte sie kein Geld in die Staatskasse.

An der Alten Försterei endet eine Ära. Urs Fischer verlässt den 1. FC Union Berlin. Als No-Bullshit-Trainer hat er einen zweitklassigen Verein in die Champions League geführt. Die Leute hätten gern, dass er bleibt. Doch der Schweizer merkt es, wenn so gar nichts mehr geht, und geht in Würde. In allen drei Parametern erinnert Fischer an den Administrationsübungsleiter Olaf Scholz. Das jeweilige Gegenteil springt einen doch förmlich an, so wie ein Doppelwumms, oder?

Der 1. FC Union Berlin und Urs Fischer: Das bittere Ende einer fantastischen Beziehung

15.11.2023

Dezember

Die neue Pisa-Studie ist da. Darin attestierte Schreib- und Rechenfähigkeiten verhalten sich umgekehrt proportional zu Abiturnoten und Hochschulimmatrikulationen. Extralange Corona-Schulschließungen haben also doch gewirkt. Eine zeitgemäß deutsche Antwort wäre: Wir machen bei internationalen Leistungsvergleichen einfach nicht mehr mit. Konkurrenz verdirbt das Karma und Ehrgeiz den Charakter. Deshalb sind die Bundesjugendspiele seit diesem Jahr in Grundschulen ja auch kein Wettkampf mehr.

Zur letzten Talkshow von Anne Will meldet sich Katrin Göring-Eckardt: „29 Mal durfte ich zu Gast sein. Es war jedes Mal eine Freude und Ehre.“ Kein einziger Millimoment des Unbehagens, in all den Jahren. Ach, imagine all the people: Kämen nur alle Menschen so miteinander aus wie Grünen-Politiker und öffentlich-rechtliche Spitzenjournalisten!

Der Deutsche Darts-Verband plant Alkohol-Kontrollen. Die Szene ist perplex: Es geht nicht um einen von den Aktiven erwarteten Mindestpegel zur Gewährleistung elementarer Wettbewerbstauglichkeit. Enormes Wehklagen: Eine Promilleobergrenze wäre, als müssten Fußballprofis ohne Stollen spielen.

Traditionell schließt das Jahr mit Terrorwarnungen wegen der Weihnachtsmärkte. Lange passiert nichts, ein Segen. Doch dann erscheint zwischen Glühweinbuden in Prenzlauer Berg Herbert Grönemeyer und knödelt ein Lied. Dutzende unschuldige Zivilisten schaffen es nicht in Deckung.

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QOSHE - Das große Zapfenstreicheln - André Mielke
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Das große Zapfenstreicheln

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30.12.2023

Januar

2023 knallt voll rein: In Neukölln und Schöneberg testen erlebnisorientierte Jugendliche die Resilienz von Feuerwehrleuten unter Feuerwerksbeschuss. Der CDU-Landesvorsitzende erkundigt sich nach den Vornamen der Täter, will ihnen aber keine personalisierten Kaffeetassen schicken. Kai Wegner wird erst des Rassismus geziehen und dann von vielen Berliner Muslimen zum Regierenden Bürgermeister gewählt.

Die Bahn startet ihr Jahr mit dem „Veganuary“: Vorstandschef Lutz setzt Prioritäten und posiert im Bordbistro mit fleischloser Currywurst. Die Gabel fährt ohne Betriebsstörung pünktlich in seinen Mund ein. Geht doch. Im Mai kommt das 49-Euro-Ticket. Der Haken am Schnäppchen: Wer es nutzen möchte, muss leider mit der Bahn verkehren. Deren Vorstand kassiert Millionenboni, weil das staatseigene Unternehmen seine Ziele erreicht – zumindest beim Thema „Frauen in Führung“. Die Beförderung Benachteiligter liegt der Bahn offenbar mehr als der allgemeine Personentransport.

27.12.2023

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28.12.2023

Schwerer Verlust für Unfallgaffer: Die Verteidigungsministerin tritt zurück. „Niemals geht man so ganz“ zapfenstreichelt das Stabsmusikkorps zum Abschied. Tatsächlich lebt Christine Lambrechts Überforderung in einigen Kabinettskollegen erkennbar fort. Der Nachfolger verströmt kerniges Kommiss-Aroma. Boris Pistorius gibt Deutschland noch „fünf bis acht Jahre“, dann steht der Russe auf dem Kurfürstendamm.

Februar

Annalena Baerbock erhält den Karnevalsorden „wider den tierischen Ernst“. Die Außenministerin macht Spaß, wenn auch unfreiwillig. Ihre Versprecher sind witziger als Jan Böhmermann. Sie erklärt Russland versehentlich den Krieg. Sie beglückt ihren saudischen Kollegen mit einer Broschüre über feministische Außenpolitik. Sie nennt Chinas Diktator einen Diktator. Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Diplomaten nur ausnahmsweise. Baerbocks größter Erfolg: Sie fordert eine „360-Grad-Wende“, und Putin gehorcht. Ihr tolldreistes Hantieren mit Werten und Moral lässt Sehnsucht nach Henry Kissinger aufkommen, und der hatte wirklich schmutzige Finger.

NRW-Innenminister Reul kündigt Weiterbildungsmaßnahmen für 10.000 Polizisten an. Es geht um die rückstandsarme Entfernung von an Straßen und Startbahnen haftenden Endzeitsektierern. Die nerven mehr als der unmittelbar bevorstehende Weltuntergang. Tatsächlich entwickeln Beamte bald eine gewisse Kunstfertigkeit darin, Gliedmaßen vom beziehungsweise mitsamt Asphalt zu befreien. Allerdings gelingt es niemandem, nicht mal hessischen Wählern, Nancy Faeser von ihrem Amt zu lösen.

Klima-Kleber: Mehr als 10.000 Polizisten lernen, Hände vom Asphalt zu lösen

08.02.2023

März

Die Remarque-Verfilmung „Im Westen nichts Neues“ räumt vier Oscars ab. Leider bedient das deutschstämmige Kulturprodukt negative Vorurteile über den Krieg an sich. Als wäre es nicht genug, dass soeben die Damen Schwarzer und Wagenknecht gemeinsam mit Zehntausenden Granatenleugnern am Brandenburger Tor aufmarschiert und dafür als schäbige Lumpenpazifistinnen decouvriert worden sind. Leoparden, Geparden und Marder müssen so lange befreit werden, bis entweder das Böse besiegt oder alle Guten verbraucht sind. Im Jahresverlauf kommt aus dem Osten nicht mehr viel Neues. Bachmut und Awdijiwka sind Upgrades der Schlachten von Verdun und an der Somme. An der Heimatfront scheint es eine Frage der Zeit, bis der erste Rüstungshersteller einen „Bambi“ fürs Lebenswerk erhält.

Damit der fast berstende Bundestag nicht über die Berliner Stadtgrenzen hinauswuchert, ändert die Ampel-Mehrheit das Wahlrecht. Das Resultat ist klärungsbedürftig, wieder einmal durchs Verfassungsgericht. Denn wer seinen Wahlkreis gewinnt – egal, wie deutlich – gelangt nun nicht mehr automatisch ins Parlament. Zudem verringert eine sinkende........

© Berliner Zeitung


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