Weihnachtssingen. Immer wieder das „Stille Nacht, heilige Nacht“ in Köpenick. Nicht immer ganz notensicher, trotzdem voller Inbrunst gesungen auch von ganz eisernen Kerlen. Alle, die es mit dem 1. FC Union Berlin halten, dazu noch jede Menge andere, die diese Idee sympathisch finden, sind am Tag vor Heiligabend, wenn schon nicht körperlich, dann mindestens mit ihren Gedanken und vor allem mit ihren Herzen im Stadion An der Alten Försterei.

Schon lange vor ihrem Aufstieg in die Bundesliga haben die Eisernen damit für Furore gesorgt. Als sich in anderen Teilen Deutschlands nur die wenigsten für die Ergebnisse der Rot-Weißen interessierten, war der Verein mit seiner Idee der öffentlichen heimeligen Gesänge in den Hauptnachrichten von ARD und ZDF präsent. Im englischen Guardian ist eine nette Geschichte über Torsten Eisenbeiser, den Initiator, erschienen. Vor zwanzig Jahren waren er und 88 Freunde des Fanklubs Alt-Unioner heimlich über die Zäune ins Stadion geklettert und stimmten im Mittelkreis ihre Lieder an. Inzwischen wurde die eiserne Idee andernorts übernommen und die Lizenz zum Weihnachtssingen unter anderem nach Köln und Aachen, Gelsenkirchen und Dresden vergeben.

Auch an diesem Sonnabend, am Tag vor der Bescherung, sind sie ab 19 Uhr wieder da und dabei. Es ist ein Abend, der die eiserne Familie noch enger zusammenrücken lässt. Drei Nächte nach dem letzten Spiel dieses eigentlich grandiosen Jahres, dem 2:0 gegen den 1. FC Köln, können die Anhänger bei Glühwein, Kerzenschein und dem traditionellen Verlesen einer Weihnachtsgeschichte ein wenig durchschnaufen. Auf Rang 15, ganz in der Nähe der Abstiegsplätze, überwintern sie. Schön ist das nicht, doch es hätte schlimmer kommen können.

20.12.2023

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20.12.2023

Sie haben Monate hinter sich, die sie in Europas Königsklasse nach Madrid, Neapel und Braga führten, ebenso aber in die Niederungen der Tabelle und zum frühen Aus im Pokal. Es ist, noch bevor die ersten Noten angestimmt werden, Gelegenheit für eine Rückblende in Zahlen – und längst nicht alle sind so aufregend (manche sogar angsteinflößend) wie die Anzahl der Sängerinnen und Sänger, die den inzwischen berühmtesten Weihnachtschor Deutschlands bilden: 28.500.

0 Tore kommen auf das Konto von Sheraldo Becker. In der Vorsaison war der Angreifer mit elf Treffern bester Torschütze seines Teams. Lediglich beim 4:0 in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Regionalligisten Walldorf gelang ihm ein Treffer, dazu glückte ihm in der Champions League beim Heim-2:3 gegen Sporting Braga ein Doppelpack. Am Mittwoch beim 2:0 gegen Köln stand Becker nicht einmal im eisernen Aufgebot. Zudem werden ihm Wechselabsichten (Eintracht Frankfurt soll interessiert sein) nachgesagt.

1 Spiel nur ohne Gegentor, eben das gegen Köln, hat es für Frederik Rönnow gegeben. Im Vorjahr gehörte der Däne zu den Schlussmännern mit den meisten sauberen Westen. Am Saisonende waren es in 29 Spielen elf.

2 Elfmeter in einem Spiel hielt Rönnow dagegen gleich in den ersten 90 Punktspielminuten. Beim 4:1 gegen Mainz parierte er innerhalb einer knappen halben Stunde zwei Versuche – erst in sein linkes, danach ins rechte Eck – von Ludovic Ajorque.

3 Kopfballtore in einem Spiel schaffte zum Saisonbeginn Kevin Behrens. Erste, neunte, siebzigste Minute – fertig war der Dreierpack. Auch der vierte Treffer, beim 4:1 im ersten Auswärtsspiel beim Aufsteiger Darmstadt, gelang dem Angreifer mit dem Kopf. Seitdem jedoch hat Behrens nicht mehr getroffen.

4 Treffer, sowohl die von Behrens als auch von Robin Gosens, sind Bestwert für einen Spieler der Eisernen. Das Pendant dazu: Harry Kane von Bayern München führt die Torjägerliste mit 21 Erfolgen an.

9 Niederlagen nacheinander in Punktspielen, beginnend mit dem 0:3 im Stadion An der Alten Försterei gegen Leipzig bis zum 0:4 in Leverkusen, nach dem Trainer Urs Fischer seinen Hut nahm, hatte es für die Eisernen zuvor nicht annähernd gegeben. Mit dem 1:1 gegen Augsburg ist die längste Sieglosserie in der Bundesliga auf zehn Spiele angewachsen. Wettbewerbsübergreifend sind es mit fünf sieglosen Spielen in der Champions League und dem Pokal-Aus in Stuttgart sogar 16 Partien ohne vollen Erfolg.

13 Punkte nach 15 Spielen (die Partie bei Bayern München wird am 24. Januar nachgeholt) sind die schlechteste Ausbeute. Als Neuling hatten die Köpenicker in der Saison 2019/20 bereits 20 Zähler auf dem Konto, danach 25 sowie 23 und im Vorjahr 27.

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17 Tore nur haben die Unioner erzielt und damit so wenige, wie nie zuvor zu diesem Zeitpunkt in ihrer viereinhalbjährigen Zugehörigkeit zur Bundesliga. Das sind drei weniger, als Schlusslicht Darmstadt auf seinem Konto hat. Lediglich Mainz (13) und Köln (10) trafen noch seltener.

20 Verwarnungen kassierten die Eisernen bislang, gemeinsam mit dem 1. FC Köln, der allerdings ein Spiel mehr bestritt, die wenigsten des 18er-Feldes. Bei Platzverweisen werden die Köpenicker (Gelb-Rot gegen Brenden Aaronson, Rot gegen Kevin Volland und Rani Khedira) dagegen nur vom Aufsteiger Darmstadt mit vier Roten Karten übertroffen.

31 Gegentore sind der schlechteste Wert im Vergleichszeitraum. In den Vorjahren waren es dreimal 20 und einmal 21 Gegentore, mit denen die Rot-Weißen stets zu den Teams mit der stabilsten Abwehr zählten. In diesem Jahrgang sind nur Darmstadt (41), Mönchengladbach (35), Bochum (33) und Heidenheim (32) durchlässiger. Dafür haben sie jeweils bereits ein Spiel mehr bestritten als der 1. FC Union Berlin.

35,97 km/h ist die Spitzengeschwindigkeit, die im Herbst bei gleich vier Spielern gemessen wurde. Neben Alphonso Davies (Bayern München), Eren Dinkci (1. FC Heidenheim) und Silas (VfB Stuttgart) gehört erwartungsgemäß auch Sheraldo Becker zu den Sprint-Assen. Als zweitschnellster Spieler des 1. FC Union Berlin kommt David Datro Fofana auf ein Spitzentempo von 34,80 km/h. In der Bundesliga liegt er damit auf Rang 24.

36 Jahre und 145 Tage war Leonardo Bonucci am 23. September im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim alt. Damit ist der Europameister von 2021 der älteste Bundesliga-Debütant der Eisernen. Zwei Wochen später, mit seinem verwandelten Elfmeter beim 2:4 in Dortmund, wurde der Italiener der bislang älteste Torschütze.

36 Jahre und 299 Tage zählte Christopher Trimmel am 20. Dezember. Mit seiner Einwechslung beim 2:0 gegen Köln bleibt der Kapitän der älteste Union-Spieler in Deutschlands höchster Spielklasse.

60 Jahre und zwölf Spieltage hat es gebraucht, bis mit Marie-Louise Eta erstmals eine Frau als Trainerin im Männerteam eines Bundesligisten aktiv geworden ist. Beim 1:1 gegen Augsburg war die 32-Jährige als Assistentin des Interimstrainers Marco Grote im Einsatz, seitdem gehört sie zum Stab von Nenad Bjelica.

146 Spiele bestritt Urs Fischer als Trainer in der Bundesliga. Bei 60 Siegen, 36 Unentschieden und 50 Niederlagen kommt der Schweizer auf einen Punkteschnitt von 1,48. Insgesamt war Fischer für den 1. FC Union Berlin in 223 Pflichtspielen (34 in der 2. Bundesliga, 19 im DFB-Pokal, 10 in der Europa League, 8 in der Conference League, 4 in der Champions League, 2 in der Bundesliga-Relegation) an der Seitenlinie.

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180 Sekunden durfte Kevin Behrens im Nationalteam spielen. Allerdings stand der Angreifer am 18. Oktober beim 2:2 gegen Mexiko durch die dreiminütige Nachspielzeit sogar doppelt so lange auf dem Rasen des Lincoln Financial Field in Philadelphia.

448 Minuten blieben die Köpenicker in Heimspielen ohne Tor. Nach dem Spiel gegen Mainz und dem Treffer zum 4:1 in der Nachspielzeit durch Milos Pantovic gelang nach den Niederlagen gegen Leipzig (0:3), Hoffenheim (0:2), Stuttgart (0:3) und Frankfurt (0:3) erst beim 1:1 gegen Augsburg in Minute 88 wieder ein Heimtor.

509 Minuten dauerte die Torflaute in Heim- und Auswärtsspielen zusammen. Nach dem 2:4 in Dortmund gab es bis zum Tor von Kevin Volland gegen Augsburg neben den Niederlagen gegen Stuttgart und Frankfurt auch die Pleiten in Bremen (0:2) und in Leverkusen (0:4).

218.927 Zuschauer sahen im Olympiastadion die drei Heimspiele in der Champions League. Das entspricht einem Schnitt pro Spiel von 72.976. Auswärts kamen insgesamt 123.511 (65.207 in Madrid, 42.449 in Neapel, 15.855 in Braga) hinzu.

1.860.000 Euro kassierten die Eisernen bei einer Prämie pro Punkt von 930.000 Euro für ihre beiden 1:1-Unentschieden in der Champions League in Neapel und in Braga. Allein für einen Sieg hätte es 2,8 Millionen Euro gegeben. Zuschauereinnahmen und TV-Erlöse machen die Teilnahme dennoch attraktiv.

QOSHE - Von 0 auf 1.860.000 in vier Monaten: Der 1. FC Union Berlin in der großen Hinrundenbilanz - Andreas Baingo
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Von 0 auf 1.860.000 in vier Monaten: Der 1. FC Union Berlin in der großen Hinrundenbilanz

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22.12.2023

Weihnachtssingen. Immer wieder das „Stille Nacht, heilige Nacht“ in Köpenick. Nicht immer ganz notensicher, trotzdem voller Inbrunst gesungen auch von ganz eisernen Kerlen. Alle, die es mit dem 1. FC Union Berlin halten, dazu noch jede Menge andere, die diese Idee sympathisch finden, sind am Tag vor Heiligabend, wenn schon nicht körperlich, dann mindestens mit ihren Gedanken und vor allem mit ihren Herzen im Stadion An der Alten Försterei.

Schon lange vor ihrem Aufstieg in die Bundesliga haben die Eisernen damit für Furore gesorgt. Als sich in anderen Teilen Deutschlands nur die wenigsten für die Ergebnisse der Rot-Weißen interessierten, war der Verein mit seiner Idee der öffentlichen heimeligen Gesänge in den Hauptnachrichten von ARD und ZDF präsent. Im englischen Guardian ist eine nette Geschichte über Torsten Eisenbeiser, den Initiator, erschienen. Vor zwanzig Jahren waren er und 88 Freunde des Fanklubs Alt-Unioner heimlich über die Zäune ins Stadion geklettert und stimmten im Mittelkreis ihre Lieder an. Inzwischen wurde die eiserne Idee andernorts übernommen und die Lizenz zum Weihnachtssingen unter anderem nach Köln und Aachen, Gelsenkirchen und Dresden vergeben.

Auch an diesem Sonnabend, am Tag vor der Bescherung, sind sie ab 19 Uhr wieder da und dabei. Es ist ein Abend, der die eiserne Familie noch enger zusammenrücken lässt. Drei Nächte nach dem letzten Spiel dieses eigentlich grandiosen Jahres, dem 2:0 gegen den 1. FC Köln, können die Anhänger bei Glühwein, Kerzenschein und dem traditionellen Verlesen einer Weihnachtsgeschichte ein wenig durchschnaufen. Auf Rang 15, ganz in der Nähe der Abstiegsplätze, überwintern sie. Schön ist das nicht, doch es hätte schlimmer kommen können.

20.12.2023

•vor 7 Std.

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20.12.2023

Sie haben Monate hinter sich, die sie in Europas Königsklasse nach Madrid, Neapel und Braga führten, ebenso aber in die Niederungen der Tabelle und zum frühen Aus im Pokal. Es ist, noch bevor die ersten Noten angestimmt werden, Gelegenheit für eine Rückblende in Zahlen – und längst........

© Berliner Zeitung


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