Ferat Koçak, der Abgeordnete der Berliner Linkspartei, wird offenbar erneut von Neonazis bedroht. „Gestern Nacht wurde das Haus meiner Familie von Nazis der Partei Der III. Weg erneut markiert“, schrieb er auf X unter anderem. Die Bedrohungslage habe sich „von Drohnachrichten auf – Nazis wieder vor unserer Haustür – verschärft“.

Auf den Linke-Politiker, der im Neuköllner Ortsteil Rudow wohnt, war bereits in der Nacht zum 1. Februar 2018 ein Brandanschlag verübt worden. Damals wurde sein Auto angezündet, das im Carport stand. Nur knapp konnte die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf das Haus seiner Eltern, in dem er lebte, verhindern.

Jetzt habe jemand am Laternenpfahl direkt vor dem Grundstück einen Aufkleber der Neonazi-Partei Der III. Weg angebracht, sagte Koçak am Montag der Berliner Zeitung. Er habe ihn entfernen können. Ein weiterer Aufkleber sei an der nächsten Laterne angebracht gewesen.

Koçak, der nach eigenem Bekunden erst vor kurzem wieder zu seinen Eltern gezogen ist, geht davon aus, dass sich diese Information in der Neuköllner Neonaziszene herumgesprochen hat. Seitdem würden regelmäßig Hundehaufen vor der Gartentür, „platziert“, wie er sagt. In der Gegend gebe es sonst so gut wie keine Hundehaufen.

Gestern Nacht wurde das Haus meiner Familie von Nazis der Partei Der III. Weg erneut markiert.

Desweiteren liegt ständig Hundekot vor dem Eingang. Das ist ein klares Warnsignal. Die Bedrohungslage hat sich von Drohnachrichten auf - Nazis wieder vor unserer Haustür - verschärft. pic.twitter.com/WUlV9IlxH1

Zudem berichtet er, dass in seinem Briefkasten Flyer gelegen hätten vom III. Weg und von der AfD. „Die Nachbarn hatten solche Flyer nicht“, sagt er.

Koçak wandte sich an die Polizeibeamten der Operativen Gruppe, die die Neonaziszene dort im Auge behalten sollen und mit weiteren Betroffenen, die Opfer von Anschlägen und Bedrohungen wurden, in Kontakt stehen. Die neuen Vorkommnisse werden jetzt vom Landeskriminalamt bearbeitet.

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•vor 5 Std.

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Um sich selbst mache er sich keine großen Gedanken, sagt der Abgeordnete. „Aber meine Angst ist, dass meine Eltern das nicht verkraften.“

Die Eltern mussten schon den Brandanschlag 2018 miterleben. Das Feuer, das Koçaks Auto zerstörte, war Teil einer Serie von insgesamt 72 rechtsextremistischen Straftaten in Neukölln. Darunter sind mehr als 20 in Brand gesetzte Fahrzeuge, viele Drohungen, gesprengte Briefkästen und eingeworfene Fensterscheiben. Die Taten galten Menschen, die sich in ihrem Bezirk gegen Rechtsextremismus engagieren: unter anderem Politiker, Kirchenvertreter und ein Buchhändler.

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Mit Ermittlungspannen der Polizei und der mangelnden Aufklärung befasst sich derzeit ein Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus. Im Februar vergangenen Jahres verurteilte das Amtsgericht Tiergarten den Neonazi Sebastian T., der nicht weit weg von Koçak wohnt, wegen Morddrohungen, Sachbeschädigungen und Sozialbetrugs zu anderthalb Jahren Haft. Auch der Neuköllner Neonazi Tilo P. wurde wegen acht Propagandadelikten, Samuel B. wegen Sachbeschädigung in neun Fällen zu Geldstrafen verurteilt. Die Brandstiftungen konnten ihnen nicht nachgewiesen werden.

Die Generalstaatsanwaltschaft legte gegen das Urteil Berufung ein. Der erneute Prozess soll im September stattfinden. Vor zwei Wochen wurden allen Beteiligten die Termine zugestellt. Koçak hält es für möglich, dass die neuerlichen Bedrohungen gegen ihn damit zusammenhängen.

QOSHE - Neuköllner Linke-Politiker Ferat Koçak: „Nazis haben mein Haus markiert“ - Andreas Kopietz
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Neuköllner Linke-Politiker Ferat Koçak: „Nazis haben mein Haus markiert“

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22.04.2024

Ferat Koçak, der Abgeordnete der Berliner Linkspartei, wird offenbar erneut von Neonazis bedroht. „Gestern Nacht wurde das Haus meiner Familie von Nazis der Partei Der III. Weg erneut markiert“, schrieb er auf X unter anderem. Die Bedrohungslage habe sich „von Drohnachrichten auf – Nazis wieder vor unserer Haustür – verschärft“.

Auf den Linke-Politiker, der im Neuköllner Ortsteil Rudow wohnt, war bereits in der Nacht zum 1. Februar 2018 ein Brandanschlag verübt worden. Damals wurde sein Auto angezündet, das im Carport stand. Nur knapp konnte die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf das Haus seiner Eltern, in dem er lebte, verhindern.

Jetzt habe jemand am Laternenpfahl direkt vor dem Grundstück einen Aufkleber der Neonazi-Partei Der III. Weg angebracht, sagte Koçak am Montag der Berliner Zeitung. Er habe ihn entfernen können. Ein weiterer Aufkleber sei an der nächsten Laterne........

© Berliner Zeitung


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