Auch mancher Berliner Polizeibeamte beschäftigt den überlasteten Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr. Am Dienstagmorgen gab es so einen Moment. Um 6.18 Uhr wurde ein Rettungswagen der Feuerwache Urban zum Polizeiabschnitt 53 in Kreuzberg alarmiert unter dem Stichwort: „(Beinahe-)Ohnmacht“.

In dem Polizeirevier an der Friedrichstraße hatte laut Einsatzprotokoll ein 29-jähriger Beamter „Kreislaufbeschwerden nach Hot-Chip-Einnahme“. Feuerwehrleute mutmaßen nun, er könnte an einer sogenannten Hot-Chip-Challenge teilgenommen haben. Dieser Wettbewerb unter Pubertierenden kursiert seit einiger Zeit in sozialen Medien wie TikTok und Instagram. Jugendliche und auch Kinder wollen dabei zeigen, was für harte Kerle sie sind.

Sie essen einen „Hot Chip“, der Unmengen des Scharfmachers Capsaicin enthält, und filmen sich dabei. Die Videos werden dann in den sozialen Medien geteilt. Diese Mutproben enden nicht selten in der Notaufnahme. Denn nach der Einnahme des mit Chilipulver gewürzten Tortillachips krümmt man sich vor Schmerzen in Magen und Speiseröhre. Auch Schweißausbrüche und Kreislaufbeschwerden sind nicht selten. Laut Verbraucherzentrale NRW gibt es seit Oktober 2023 immer mehr Fälle, bei denen Kinder und Jugendliche „Hot Chips“ gegessen haben, der Notarzt gerufen oder Betroffene ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

„Hot Chip Challenge“: Pankow will extrem scharfe Chips verbieten

06.12.2023

Immerhin hat bereits Tabasco-Sauce einen Schärfegrad von 5000 Scoville. Der Scoville-Wert gibt an, wie viel Capsaicin in einer Chilischote oder einer scharfen Sauce enthalten ist. Die schärfste Chili der Welt weist etwa 1,5 Millionen und der „Hot Chip“ etwa zwei Millionen Scoville auf. Der in Tschechien ansässige Hersteller hat selbst zur Challenge aufgerufen. Seit Ende vergangenen Jahres ist der Verkauf der scharfen Chips in Deutschland verboten. Gleichwohl erhält man das Erzeugnis im Internet.

Aber eigentlich ist der Trend bei den Teenys schon wieder durch. Ein Kollege des 29-jährigen Polizisten, der sich nach einer Hot-Chip-Einnahme vor Schmerzen krümmte, wählte den Notruf der Feuerwehr, die einen Rettungswagen schickte. Ein Feuerwehrmann sagt dazu kopfschüttelnd: „Früher hätten die Polizeikollegen den selbst zur Rettungsstelle gebracht. Jetzt rufen die Waffenträger uns. Als wären es Jugendliche.“

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Eine Polizeisprecherin bestätigt, dass einem Beamten nach Schichtende starkes Unwohlsein verspürt habe. „Er hat in der Nacht einen scharfen Chip gegessen.“ Ein Kollege habe einen Rettungswagen gerufen, der ihn ins Krankenhaus gebracht habe. Der Beamte werde aber seinen nächsten Dienst wieder antreten. Die Sprecherin sagt, es sei keine Challenge gewesen.

Am Dienstagmittag, um 12.12 Uhr, rief die Feuerwehr wie so oft den „Ausnahmezustand Rettungsdienst“ aus, weil sie zu wenige Rettungswagen hatte.