Der erste LNG-Tanker hat in der Nacht zu Samstag Rügen erreicht und liegt jetzt am Hafen von Neu-Mukran. Das bestätigte der Anwohner des Sassnitzer Ortsteils Jürgen Zier der Berliner Zeitung.

Gegen 9 Uhr morgens sei die „Transgas Power“ in den Hafen geschleppt worden, sagte er und liege nun auf Reede, an der Innenseite des Hafens, „fest vertäut“. Vom Balkon seines Hauses, das etwa einen Kilometer vom Terminal entfernt ist, kann er das „Monster“ sehen, 295 Meter lang, 47 Meter breit. Hören kann er es auch. Es klinge, als ob ein Hubschrauber auf- und abfliege, sagt Zier.

Der Tanker wurde von einem Großaufgebot von Polizei begleitet, „Wasserschutz, Grenzschutz, Zoll“. An Land fahre die Polizei Streife. Proteste gebe es bisher nicht. Niemand habe ja gewusst, wann das Schiff komme, seine Ankunft sei geheim gehalten worden, sagt Zier. Wie ein Geisterschiff sei es auf dem Weg über die Ostsee nach Sassnitz gefahren. Auf seiner Navigations-App, auf der er die Route von Schiffen verfolgen kann, sei kein Name zu sehen gewesen.

Das Schiff habe Mukran „undercover“ erreicht, sei ohne Ortungssignal unterwegs gewesen, „das eigentlich verpflichtend für die Schiffe ist“, schreibt auch die Ostseezeitung am Samstag. Inwieweit eine Genehmigung für diese Fahrt erteilt worden sei, habe sich zunächst nicht klären lassen, heißt es weiter. Zuvor habe das Schiff im dänischen Hafen Frederica gelegen und sich am Freitagmittag auf den Weg nach Mukran gemacht.

Wenige Stunden später, am Freitagabend, erteilte das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (Stalu) dem Betreiber, der Deutschen Regas, die Genehmigung, die Betriebstüchtigkeit der Regasifizierungsanlage im Industriehafen Mukran auf Rügen zu prüfen, schreibt die Ostseezeitung. Die wasserrechtliche Genehmigung für den Prüfbetrieb werde voraussichtlich in der kommenden Woche erteilt.

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Die Betreiberfirma Deutsche Regas bestätigte am Samstagmorgen, das Energie-Terminal „Deutsche Ostsee“ habe heute im Industriehafen von Mukran den Probebetrieb aufgenommen. Der Probebetrieb habe zum Ziel, alle land- und schiffseitigen Systeme zu testen und in Betrieb zu nehmen. Stephan Knabe, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen ReGas sagte: „Die Deutsche ReGas hat erneut geliefert und ist jetzt in der Lage einen größeren Beitrag zur Versorgungssicherheit Deutschlands, insbesondere des Osten Deutschlands, und auch der osteuropäischen Nachbarländer zu leisten.

Die „Energos Power“ ist nur das erste LNG-Schiff, das in Mukran liegen soll. Ein weiteres, die „Neptune“, soll zu einem späteren Zeitpunkt anlegen. Ein- bis zweimal die Woche soll ein drittes Schiff Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas) anliefern. Die Bundesregierung hatte die Urlaubsinsel Rügen vor einem Jahr als Terminal-Standort in das LNG-Beschleunigungsgesetz mit aufgenommen, um die Gasversorgung Deutschlands nach dem Wegfall von Importen aus Russland abzusichern. Im Juli 2023 hatte der Bundestag mit 369 Ja- und 300 Nein-Stimmen sein Einverständnis gegeben.

Der Widerstand ist groß. Bürgerinitiativen und Umweltverbände protestieren gegen das umweltschädliche Fracking-Gas, das aus den USA und Katar tiefgekühlt geliefert und vor Ort aufgetaut werden soll. Sie warnen vor gravierenden Auswirkungen auf das Ökosystem der Ostsee.

Der Bürgermeister des Ostseebades Binz, Karsten Schneider, hatte vor einer Woche in der Berliner Zeitung angekündigt, vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen das LNG-Terminal zu klagen, sobald die Genehmigung erteilt worden sei. Er sei sehr zuversichtlich, mit der Klage Erfolg zu haben, sagte Schneider. Kein anderes Terminal auf der Welt sei so „nah an den Menschen und nah an schützenswerter Natur“.

QOSHE - Geheimaktion „Transgas Power“: Wie der erste LNG-Tanker heute Morgen Rügen erreicht hat - Anja Reich
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Geheimaktion „Transgas Power“: Wie der erste LNG-Tanker heute Morgen Rügen erreicht hat

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24.02.2024

Der erste LNG-Tanker hat in der Nacht zu Samstag Rügen erreicht und liegt jetzt am Hafen von Neu-Mukran. Das bestätigte der Anwohner des Sassnitzer Ortsteils Jürgen Zier der Berliner Zeitung.

Gegen 9 Uhr morgens sei die „Transgas Power“ in den Hafen geschleppt worden, sagte er und liege nun auf Reede, an der Innenseite des Hafens, „fest vertäut“. Vom Balkon seines Hauses, das etwa einen Kilometer vom Terminal entfernt ist, kann er das „Monster“ sehen, 295 Meter lang, 47 Meter breit. Hören kann er es auch. Es klinge, als ob ein Hubschrauber auf- und abfliege, sagt Zier.

Der Tanker wurde von einem Großaufgebot von Polizei begleitet, „Wasserschutz, Grenzschutz, Zoll“. An Land fahre die Polizei Streife. Proteste gebe es bisher nicht. Niemand habe ja gewusst, wann das Schiff komme, seine Ankunft sei geheim gehalten worden, sagt Zier. Wie ein Geisterschiff sei es auf dem Weg über die Ostsee nach Sassnitz gefahren. Auf seiner Navigations-App, auf der er die Route von Schiffen verfolgen kann,........

© Berliner Zeitung


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