20 Jahre ist es her, dass der Band Juli mit ihrer Debütsingle „Perfekte Welle“ der Durchbruch gelang. Eva Briegel ist die Frontfrau der Pop-Rock-Gruppe, die einst im mittelhessischen Gießen zusammenfand. Inzwischen lebt die Sängerin schon viele Jahre in Berlin – und man wird in nächster Zeit auch wieder häufiger von ihr hören.

Das liegt daran, dass die 45-Jährige Teil der neuen Staffel von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ ist, die am 23. April startet. Neben Eva Briegel sind auch Joy Denalane, Eko Fresh und Tim Bendzko dabei, als Special Guest wurde Peter Maffay angekündigt. Das Konzept der Sendung ist so simpel wie erfolgreich: Mehrere Musikstars treffen sich und spielen die Songs der jeweils anderen in ihrer ganz eigenen Art.

Wir haben die vielfach preisgekrönte TV-Show zum Anlass genommen, die Juli-Frontfrau für unser Format „Fragebogen Berlin“ zu interviewen. Wie nimmt sie die Stadt wahr? Und warum ist sie mit ihrer Familie noch nicht aus Prenzlauer Berg weggezogen?

1. Frau Briegel, Sie sind in Baden-Württemberg zur Welt gekommen und in Hessen aufgewachsen. Seit wann ist Berlin Ihr Zuhause?

Ich wohne seit 2007 in Berlin, von Anfang an bis heute in Prenzlauer Berg. Mitte der Nullerjahre lebten dort noch viele Künstler, unsere damals neu gewonnenen Freunde, in deren Nähe wir sein wollten. Die sind aber nach und nach weggezogen, in die neueren, günstigeren, lebendigeren Viertel. Wir sind irgendwie hängen geblieben, auch weil wir unsere Wohnung sehr lieben (zwei Balkons!). Nach und nach ist auch fast meine gesamte Band hier gelandet, und spätestens seitdem ist Berlin mein Zuhause.

Thomas Heinze über Berlin: „Die Fahrt mit der U8 macht nicht mehr wirklich Spaß“

15.04.2024

Jasna Fritzi Bauer über Berlin: „Ich würde niemals aus Prenzlauer Berg wegziehen“

01.04.2024

gestern

gestern

gestern

2. Ein weiterer großer Juli-Hit heißt „Geile Zeit“ – an welchem Berliner Lieblingsort haben Sie verlässlich eine fantastische Zeit?

Ich bin schon etwas länger raus aus dem Berliner Nachtleben, bin aber nach wie vor gern auf der Torstraße unterwegs und in der Gegend um die Volksbühne herum. Tagsüber geht im Sommer nichts über die Berliner Strandbäder, wenn’s schnell gehen soll der Weißensee, und bei etwas mehr Zeit geht’s raus ins Brandenburger Umland.

3. Ihre persönliche No-go-Area?

Der Karstadt am Hermannplatz. Das ist wirklich nur meine ganz persönliche Meinung, eigentlich liebe ich Karstadt und kann Stunden dort verbringen, weil mir immer noch etwas einfällt, wonach ich auch „nur mal kurz gucken“ wollte. Da ich wenig online einkaufe, bin ich in einem Kaufhaus wie im siebten Himmel.

Als Kind vom westdeutschen Lande ist Karstadt für mich die große Samstagvormittag-Seligkeit, mit dem Auto ins Parkhaus und dann Schuhe kaufen, in der Spielzeugabteilung die neuesten Barbies und Lego auschecken und Prospekte zum Ausschneiden für den Weihnachtswunschzettel mitnehmen. Bei Karstadt habe ich einen Hamster gekauft, mein Abschlussballkleid, dort gab es die beste und größte CD-Abteilung mit einem Verkäufer wie Shazam. Leider löst Galeria Berlin Hermannplatz dieses Versprechen vom kleinbürgerlichen Luxus nicht ein. Im Parkhaus stinkt es; und einmal drin, werde ich eher erschlagen von Dingen, die ich nicht haben will.

4. Wo in Berlin wollten Sie immer schon mal hin, haben es aber noch nie geschafft?

Seit ein paar Jahren versuche ich, im Sommer den Bootsführerschein zu machen, am liebsten in der Rummelsburger Bucht. Leider kommen jedes Jahr Konzerte und Festivals dazwischen, und wir sind zu viel unterwegs. Aber dieses Jahr muss es klappen, die Theorie kann man jetzt auch online lernen, das macht mir Hoffnung.

5. Ein freies Frühlingswochenende steht an – was machen Sie daraus?

Ich fahre raus aus der Stadt. Großstadtromantik hin oder her – klar, die blühenden Bäume sind toll, aber alles in allem kann ich mit Flanieren, Sehen und Gesehenwerden oder Daydrinking wenig anfangen. Ich fahre gerne raus ans Wasser und stolpere dann ein paar Stunden im Wald rum. Oder ich besuche einen unserer Freunde in ihrem „Draußen“: Wir kennen so viele Leute mit Laube, Ferienhaus oder Garten, und alle bekommen gerne Besuch. Dort helfe ich dann bei der Gartenarbeit, pflanze Setzlinge, miste bei den Meerschweinchen aus und bekomme dafür was gekocht.

6. Ein Abend mit Freunden – in welchem Restaurant wird reserviert?

Wenn ich essen gehe, dann sollte es gemütlich sein. Gerne für mehrere Stunden, mit oder ohne Wein, aber lange und intime Gespräche führe ich am liebsten im Restaurant. Dafür eignen sich die „Italiener ums Eck“, also die mit den Korbstühlen und den rot karierten Tischdecken, natürlich sehr gut, allein die fünf Gänge garantieren eine gewisse Länge des Abends. Aber im Prinzip kann ich nicht wirklich den Finger darauflegen – manche Läden haben es für mich, manche nicht. Ich weine immer noch dem Themroc auf der Torstraße hinterher. Mit meinen Freundinnen gehe ich gerne zum Mädchenitaliener in Mitte. Und mit der Band in den Prater (Senfeier) oder ins Due Forni – da ist es sehr laut, Kinder rennen rum, und es ist so voll und wuselig, dass man unangenehme Leute am Nebentisch auch mal gut ignorieren kann.

Jella Haase über Berlin: „Ich bin leider viel zu wenig im östlichen Teil der Stadt unterwegs“

25.03.2024

Stefanie Stappenbeck: „Mein graues Ost-Berlin wurde schick und schicker“

18.03.2024

7. Wie oft waren Sie schon im Berghain?

Ein paar Mal, ist schon eine Weile her und es war sehr schön. Anstehen würde ich aber eher nicht dafür, schon gar nicht mehrere Stunden. Ich habe gehört, die Party in der Schlange gehört dazu, aber das ist nichts für mich. Außerdem konsumiere ich keine der Drogen, die einen tagelang feiern lassen – ich bin also spätestens nach drei Stunden müde und manchmal fühle ich mich dort seltsam isoliert. Ob wegen Drogen oder Tinder, auf jeden Fall habe ich mich irgendwann in Clubs eher allein gefühlt, zwischen richtig vielen Menschen. Das lasse ich lieber sein.

8. Der beste Stadtteil Berlins – von diesem Kiez kriege ich nie genug.

Ich bin wahnsinnig gerne an der FU in Dahlem, da ist die Welt noch in Ordnung. Man kann mit Studierenden auf der Wiese oder im Café sitzen und lesen, und in den Parks gibt es keinen Müll, aber dafür toben die Eichhörnchen um einen herum.

9. Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Die Berliner Schnauze.

10. Das muss sich in Berlin dringend ändern:

Ich wünsche mir mehr Akzeptanz von E-Rollern und E-Bikes von Sharing-Anbietern. Mich persönlich stören sie nicht, und wenn jeder und jede sie nutzen und für sich entdecken würde, gäbe es mehr Platz in der Innenstadt, weniger Stau und bessere Luft. Wie viel Platz nehmen die denn weg, im Vergleich zu parkenden Autos?

Ich hätte es schön gefunden, wenn das mit den Rollern so läuft wie mit Schirmen in Japan: Wer einen braucht, nimmt ihn weg, und wenn man da ist, stellt man ihn für den nächsten ab. Aber das hat sich nicht durchgesetzt, die Dinger werden umgetreten und liegen im Kanal. Dass man die Roller jetzt nur noch in bestimmten Gebieten abstellen kann, macht das Ganze für mich wieder etwas kompliziert.

11. Kommen vs. Gehen: Soll man jetzt noch nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Wenn man in der Stadt leben will, ist Berlin die beste Wahl!

QOSHE - Eva Briegel: „Die Berliner Schnauze nervt mich am meisten an dieser Stadt“ - Anne Vorbringer
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Eva Briegel: „Die Berliner Schnauze nervt mich am meisten an dieser Stadt“

30 1
22.04.2024

20 Jahre ist es her, dass der Band Juli mit ihrer Debütsingle „Perfekte Welle“ der Durchbruch gelang. Eva Briegel ist die Frontfrau der Pop-Rock-Gruppe, die einst im mittelhessischen Gießen zusammenfand. Inzwischen lebt die Sängerin schon viele Jahre in Berlin – und man wird in nächster Zeit auch wieder häufiger von ihr hören.

Das liegt daran, dass die 45-Jährige Teil der neuen Staffel von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ ist, die am 23. April startet. Neben Eva Briegel sind auch Joy Denalane, Eko Fresh und Tim Bendzko dabei, als Special Guest wurde Peter Maffay angekündigt. Das Konzept der Sendung ist so simpel wie erfolgreich: Mehrere Musikstars treffen sich und spielen die Songs der jeweils anderen in ihrer ganz eigenen Art.

Wir haben die vielfach preisgekrönte TV-Show zum Anlass genommen, die Juli-Frontfrau für unser Format „Fragebogen Berlin“ zu interviewen. Wie nimmt sie die Stadt wahr? Und warum ist sie mit ihrer Familie noch nicht aus Prenzlauer Berg weggezogen?

1. Frau Briegel, Sie sind in Baden-Württemberg zur Welt gekommen und in Hessen aufgewachsen. Seit wann ist Berlin Ihr Zuhause?

Ich wohne seit 2007 in Berlin, von Anfang an bis heute in Prenzlauer Berg. Mitte der Nullerjahre lebten dort noch viele Künstler, unsere damals neu gewonnenen Freunde, in deren Nähe wir sein wollten. Die sind aber nach und nach weggezogen, in die neueren, günstigeren, lebendigeren Viertel. Wir sind irgendwie hängen geblieben, auch weil wir unsere Wohnung sehr lieben (zwei Balkons!). Nach und nach ist auch fast meine gesamte Band hier gelandet, und spätestens seitdem ist Berlin mein Zuhause.

Thomas Heinze über Berlin: „Die Fahrt mit der U8 macht nicht mehr wirklich Spaß“

15.04.2024

Jasna Fritzi Bauer über Berlin: „Ich würde niemals aus Prenzlauer Berg........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play