Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?

In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie eher meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer geantwortet, die 1989 in Wiesbaden zur Welt kam und in einer Patchworkfamilie mit sechs Geschwistern aufwuchs. Inzwischen lebt sie schon viele Jahre in Berlin, ermittelt allerdings als „Tatort“-Kommissarin in einem anderen Stadtstaat.

Seit 2021 ist die 35-Jährige Teil des Bremer Ermittlerteams. Die von Bauer gespielte Kommissarin Liv Moormann wird am Ostermontag (1. April) wieder in Aktion treten, um 20.15 Uhr läuft die neue Bremer „Tatort“-Folge, die das Regiedebüt der preisgekrönten Kamerafrau Leah Striker ist. Darin gerät ein Mikroabenteuer zum Horror: Drei Freundinnen versuchen, ohne technische Hilfsmittel aus dem tiefen Wald zurück nach Hause in den beliebten, gehobenen Stadtteil Schwachhausen zu finden – ein Viertel, das dem Prenzlauer Berg nicht ganz unähnlich ist, in dem Jasna Fritzi Bauer lebt.

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1. Frau Bauer, seit wann genau sind Sie schon in Berlin?

Ich bin 2008 nach Berlin gekommen, um mein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch zu beginnen. Als ich angekommen bin, habe ich ungefähr acht Wochen lang in Reinickendorf gewohnt. Dann bin ich aber relativ schnell in eine Wohngemeinschaft in Prenzlauer Berg gezogen. Umgezogen bin ich auch danach noch, aber nur innerhalb von Prenzlauer Berg.

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2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Ich liebe den Volkspark Friedrichshain. Der Park ist riesig, sozusagen eine grüne Oase inmitten der Stadt. Man kann dort stundenlang über den alten Trümmerberg laufen, im Schönbrunn einen Kaffee trinken, im Sommer ins unfassbar tolle Freilichtkino im Friedrichshain gehen und picknicken.

Außerdem kann man an dem wunderschönen Märchenbrunnen – die Figuren auf dem Brunnen sind nach den Geschichten der Brüder Grimm entworfen – auf einer Bank sitzen und lesen. Der Park hat eine unglaublich spannende Geschichte, die man auch dort vor Ort auf Tafeln nachlesen kann. Das grüne Areal wurde nämlich schon 1846 angelegt und ist sozusagen ein Zeitzeuge Berliner Geschichte.

3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

Ehrlich gesagt bin ich kein Mensch, der gerne irgendwo anders als zu Hause entspannt. In meinen eigenen vier Wänden fühle ich mich wohl, ich habe zwei Balkone, die ich pflege und nutze. Im Sommer kümmere ich mich dort um meine Hochbeete und züchte so allerlei Gemüse und Obst, versuche es zumindest. Einen Garten hätte ich gerne, aber ehrlich gesagt reichen mir die Balkone zum Entspannen auch.

4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

Vor allem alles um den Alexanderplatz herum. Es ist mir dort einfach zu voll: Zu viele Menschen, die einkaufen, Touristen, die sich verlaufen auf der Suche nach der richtigen Bahn oder vielmehr dem richtigen Eingang zur richtigen Bahn, und außerdem ist wirklich zu ungefähr jeder Jahreszeit der ganze Platz mit einer Art von Markt vollgestellt. Da ist doch sowieso kaum ein Durchkommen.

5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

Das Niko Izakaya in der Brunnenstraße ist mein absoluter Geheimtipp und auch ein wenig geheim gelegen. Dort gibt es neben grandiosen japanischen Longdrinks und Sake wirklich sehr leckeres und frisch zubereitetes japanisches Bar-Food mit einer wöchentlich wechselnden Karte.

6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

Also ich würde nicht sagen, dass es ein Geheimtipp ist, aber da ich wirklich nur sehr selten shoppen gehe, kann ich es nur empfehlen, morgens durch die Läden rund um den Hackeschen Markt zu schlendern. Dort gibt es neben den ganzen großen Ketten auch süße kleine Läden, in denen man hier und da wirklich tolle Sachen finden kann.

7. Der beste Stadtteil Berlins …

... ist und bleibt natürlich Prenzlauer Berg. Auch wenn die Gentrifizierung dort haushoch gewonnen hat, hat Prenzlauer Berg einen unbestechlichen Charme und wirklich schöne Ecken, tolle Restaurants, und ich zumindest habe sehr viele nette Menschen um mich herum – von Nachbarn über Gastronomen und Einzelhändler bis zu Freunden. Wie ein kleines Naherholungsgebiet mitten in Berlin. Ich würde niemals aus Prenzlauer Berg wegziehen, der Stadtteil ist und bleibt meine erste und letzte Station in Berlin.

8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Das Winterwetter und die Laune, die dadurch bei allen Berlinern entsteht. Das ewige Grau von gefühlt Oktober bis April.

9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

Ich denke, die Stadt sollte darauf achten, dass unter anderem solche Projekte wie der Holzmarkt 25 am Leben bleiben, beziehungsweise dass mehr solcher Projekte in Berlin entstehen: Orte, an denen sich Kultur, Leben, Arbeit, Club und Gastronomie vereinen und die Stadt lebenswert machen. Niemand möchte in einer Stadt leben, in der nur noch Büros und elendig teure Wohnungen stehen, in der es für Familien und Menschen keine Freizeitangebote mehr gibt, die erschwinglich oder gar kostenlos sind.

10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Ich würde jetzt mal ganz frech sagen: Lasst es lieber sein. Berlin ist sehr teuer geworden, die Mieten sind ins Unendliche gestiegen, der Winter ist hart, und es leben hier einfach schon wahnsinnig viele Menschen. Wenn euch das nicht abschreckt, dann, meine Güte, kommt eben auch nach Berlin.

11. Cooler als Berlin ist nur noch …

Nichts. Nichts ist cooler als Berlin.

QOSHE - Jasna Fritzi Bauer über Berlin: „Ich würde niemals aus Prenzlauer Berg wegziehen“ - Anne Vorbringer
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Jasna Fritzi Bauer über Berlin: „Ich würde niemals aus Prenzlauer Berg wegziehen“

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01.04.2024

Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?

In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie eher meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer geantwortet, die 1989 in Wiesbaden zur Welt kam und in einer Patchworkfamilie mit sechs Geschwistern aufwuchs. Inzwischen lebt sie schon viele Jahre in Berlin, ermittelt allerdings als „Tatort“-Kommissarin in einem anderen Stadtstaat.

Seit 2021 ist die 35-Jährige Teil des Bremer Ermittlerteams. Die von Bauer gespielte Kommissarin Liv Moormann wird am Ostermontag (1. April) wieder in Aktion treten, um 20.15 Uhr läuft die neue Bremer „Tatort“-Folge, die das Regiedebüt der preisgekrönten Kamerafrau Leah Striker ist. Darin gerät ein Mikroabenteuer zum Horror: Drei Freundinnen versuchen, ohne technische Hilfsmittel aus dem tiefen Wald zurück nach Hause in den beliebten, gehobenen Stadtteil Schwachhausen zu finden – ein Viertel, das dem Prenzlauer Berg nicht ganz unähnlich ist, in dem Jasna Fritzi Bauer lebt.

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