Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?

In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie eher meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat die Schauspielerin Stefanie Stappenbeck geantwortet, die bereits im Alter von elf Jahren im DDR-Fernsehfilm „Der Elterntauschladen“ mitspielte, nachdem sie von einem Filmkollektiv, das an ihrer Berliner Schule nach talentiertem Schauspielnachwuchs gesucht hatte, entdeckt worden war.

So begann die Karriere der gebürtigen Potsdamerin entsprechend früh, bis heute ist die 49-Jährige viel beschäftigt. Bekannt ist Stefanie Stappenbeck vielen vor allem durch ihre Hauptrolle in der ZDF-Serie „Ein starkes Team“, in der sie seit 2016 gemeinsam mit ihrem Schauspielkollegen Florian Martens vor der Kamera steht – und von der es jetzt eine neue Folge gibt.

1. Frau Stappenbeck, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

Drei Wochen lang habe ich es direkt nach meiner Geburt in Potsdam probiert, aber das war natürlich Quatsch. Also ging es schnell wieder zurück nach Berlin-Mitte, das kannte ich auch schon sehr gut von meiner Zeit in Mamas Bauch.

Außerdem bin ich innerhalb von Berlin mal umgezogen, ohne mich zu bewegen! Die Mauer fiel, das Land war weg, der Todesstreifen der Berliner Mauer, auf den ich durch mein Schulfenster immer schaute, verwandelte sich in einen Park, und mein graues Ost-Berlin wurde schick und schicker …

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•vor 8 Std.

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2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Die Neue Nationalgalerie mit ihren zeitgenössischen Ausstellungen. Der Bau von Mies van der Rohe ist selbst ein Kunstwerk und interagiert immer wieder überraschend und neu mit den ausgestellten Arbeiten. Auch die Dauerausstellungen sind unglaublich gut kuratiert und sehr inspirierend.

3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

Ich liebe die großen Berliner Parks – Tiergarten, Humboldthain und das Tempelhofer Feld. Und ich entspanne immer, wenn ich vom Dreh nach Hause radle, quer durch die Stadt, auch wenn’s ne Stunde dauert. Am allerallerschönsten zum Entspannen ist aber immer noch: mein Bett, ein Podcast („Pivot“ oder „The Cafe Insider“) und ein richtig guter Oolong.

4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

Baumfreie Straßen und Menschenansammlungen – außer wir haben eine Demo gegen rechts, dann bin ich dabei. Ich kann einfach so schwer verstehen, wie Parteien wie die AfD, die sich explizit gegen Unterstützung Benachteiligter und gegen soziale Gerechtigkeit einsetzen, von Menschen gewählt werden, denen es unter einer AfD noch schlechter gehen würde. Berlin steht für Freiheit und Vielfalt, und die möchte ich unbedingt erhalten.

5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

Ich kann es sehr empfehlen, sich sonntags einmal quer durch den Streetfoodmarkt in der Kulturbrauerei zu futtern. Da hat man die ganze Welt auf ein paar hundert Quadratmetern. Und falls man zufällig gerade im Lotto gewonnen hat, kann man den Gewinn sehr gut im Sternerestaurant Ernst im Wedding verpulvern. Da kocht ein junger Mann aus Kanada mit seinem Team innovativ auf allerhöchstem Niveau.

6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

Die Kleiderschränke meiner Freundinnen in Berlin! Da mopse ich mir die schönsten Wollpullover.

7. Der beste Stadtteil Berlins ist …

Immer der, in dem die Menschen am glücklichsten sind. Daraus könnten wir ja mal einen Wettbewerb machen. Bislang hab ich immer nur in Mitte und Prenzlauer Berg gelebt, aber alle Bezirke haben ihren eigenen Reiz, Schöneberg finde ich auch wunderbar.

Ich mag die Kieze, in denen alles bunt gemischt, familienfreundlich und gemütlich ist, mit einem Schuss Berliner Wildheit. Der ist dann je nach Lage manchmal größer, manchmal kleiner, da muss man gucken, was man so verkraftet.

8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Es macht mich immer traurig, wenn ich lese, dass schon wieder Bäume irgendwo in der Stadt gefällt werden, denn ich liebe die weltberühmte Berliner Luft und das Grün in der Stadt.

9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

Bäume, Bäume wo es geht, noch mehr Fahrradstraßen, weniger Autoverkehr in der Stadt, und nicht an Sozialausgaben sparen! Und das Berliner Chaos macht ja oft Spaß, wenn aber durch Ineffizienz Abermillionen verschwendet werden, wie zum Beispiel über Jahre am Flughafen BER, und es dann deswegen kein Geld für Schulen, Kitas oder Sozialarbeit gibt, wird mir schlecht.

10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Kommt alle her! Die Stadt lebt von ihrer Vielfalt.

11. Cooler als Berlin sind nur noch …

Die Hosentasche von Kara Swisher, die Handtasche von Jane Fonda und die Schuhe von Jonathan Van Ness.

QOSHE - Stefanie Stappenbeck: „Mein graues Ost-Berlin wurde schick und schicker“ - Anne Vorbringer
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Stefanie Stappenbeck: „Mein graues Ost-Berlin wurde schick und schicker“

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18.03.2024

Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?

In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie eher meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat die Schauspielerin Stefanie Stappenbeck geantwortet, die bereits im Alter von elf Jahren im DDR-Fernsehfilm „Der Elterntauschladen“ mitspielte, nachdem sie von einem Filmkollektiv, das an ihrer Berliner Schule nach talentiertem Schauspielnachwuchs gesucht hatte, entdeckt worden war.

So begann die Karriere der gebürtigen Potsdamerin entsprechend früh, bis heute ist die 49-Jährige viel beschäftigt. Bekannt ist Stefanie Stappenbeck vielen vor allem durch ihre Hauptrolle in der ZDF-Serie „Ein starkes Team“, in der sie seit 2016 gemeinsam mit ihrem Schauspielkollegen Florian Martens vor der Kamera steht – und von der es jetzt eine neue Folge gibt.

1. Frau Stappenbeck, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

Drei Wochen lang habe ich es direkt nach meiner Geburt in Potsdam probiert, aber das war natürlich........

© Berliner Zeitung


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