Aus dem Leben der Lopattas ist der 1. FC Union Berlin nicht mehr wegzudenken. Der 60-jährige Chris Lopatta ist seit 1977 Fan, seine 96-jährige Mutter Maja sympathisiert schon allein wegen ihres Sohnes mit dem Verein, und der siebenjährige Enkel Willi ist auch schon Mitglied. Die rüstige Dame war früher Chefredakteurin der Unterhaltungskunst, der „Zeitschrift für Bühne, Podium und Manege“. Chris Lopatta gibt Stadionführungen und Willi besucht die 1. Klasse.

Wir haben uns gefragt, wie eine Familie tickt, die so eng verbunden ist mit dem Berliner Traditionsverein – und sie in der Wohnung von Maja Lopatta in Mitte besucht.

Willi, welcher ist dein Lieblingsspieler vom 1. FC Union Berlin?

Willi Lopatta: Gosens.

Chris Lopatta: Der, mit dem Willi beim letzten Spiel eingelaufen ist. Früher wollte er immer ein Trikot von Neuer oder von Mané haben. Da hab ich gesagt, du kriegst ein Trikot von Mané, aber nicht von Bayern. Ich besorg dir eins vom Senegal.

Welche Spieler sind denn heute die tollsten, und welche waren es früher?

Chris Lopatta: Mir gefällt immer der am besten, der am längsten beim 1. FC Union Berlin ist. Derzeit ist der Trimmel unser größter Fußballgott. Der ist so ein Urgestein. Ansonsten von früher: Olaf Seier, fand ich immer ganz cool, weil das war der einzige Hippie, der einzige Langhaarige im Parka. Die anderen waren ja alles so Popper, wie Fußballer eben sind, gut gestylt und ein bisschen schickimickimäßig drauf. Und er war der Einzige, der so wie wir war. Dann natürlich Teixeira. Der war nur kurz beim 1. FC Union Berlin, Brasilianer, aber der hat uns viele Tore beschert.

1. FC Union Berlin: Es regiert das Prinzip Hoffnung

08.05.2024

Wärt ihr traurig, wenn Union absteigen würde?

Willi Lopatta: Der 1. FC Union Berlin wechselt nur die Liga. Ich wär nicht traurig.

Chris Lopatta: Ich wär natürlich schon traurig, geb ich ja zu, aber: Die zweite Liga ist so geil. Da sind so viele tolle Vereine, für uns Fans würde sich fast nichts verändern, außer dass wir zwei Stunden früher am Stadion sein müssen. Für den Verein wär es allerdings richtig schlimm. Und wir denken natürlich auch immer an den Verein.

•gestern

•vor 15 Min.

08.05.2024

Wie waren die Fans früher drauf?

Maja Lopatta: Ich kann mich noch an die Glocken von Unionfans erinnern, die sie selber gebastelt haben aus irgendwelchen Sachen. Da hatte der 1. FC Union Berlin verloren und da standen überall die traurigen Glocken herum, die wollten die Männer dann nicht mehr haben.

Chris Lopatta: Das war aber ganz früher, das war in den 70er-Jahren oder so. Früher gab es ganz viele Fanfaren, so Dreiklangfanfaren von der Reichsbahn. Waren wohl vom Laster gefallen. Das war ein typisches DDR-Geräusch, diese Fanfaren. Früher hat man solche Sachen auch ins Stadion bekommen, heute wär das wohl nicht mehr möglich.

Was waren aus deiner Sicht die größten Erfolge vom 1. FC Union Berlin, Chris?

Chris Lopatta: 68, Pokalsieg. Und das habe ich nicht erlebt. Da haben wir in der DDR den FDGB-Pokal gewonnen. Ansonsten nix. Wir sind mal Drittliga-Meister geworden. Da gab es dann auch eine Schale oder so was, aber das ist für mich in dem Sinne kein Titel. Ansonsten nix, gar nix. Unser Trophäenschrank ist ganz, ganz klein. Aber das stört uns nicht.

Wie ist das, wenn man einen Sohn hat, der so unionvernarrt ist, Maja?

Maja Lopatta: Schön, weil man dann einen Sohn hat, von dem man weiß, dass er was hat, wofür er brennt, wofür sein Herz schlägt, was ihn glücklich macht. Da hat er einen echten Lebensinhalt. Mit Glück.

QOSHE - Drei Generationen 1. FC Union Berlin: „Wir denken immer auch an den Verein“ - Carola Tunk
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Drei Generationen 1. FC Union Berlin: „Wir denken immer auch an den Verein“

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10.05.2024

Aus dem Leben der Lopattas ist der 1. FC Union Berlin nicht mehr wegzudenken. Der 60-jährige Chris Lopatta ist seit 1977 Fan, seine 96-jährige Mutter Maja sympathisiert schon allein wegen ihres Sohnes mit dem Verein, und der siebenjährige Enkel Willi ist auch schon Mitglied. Die rüstige Dame war früher Chefredakteurin der Unterhaltungskunst, der „Zeitschrift für Bühne, Podium und Manege“. Chris Lopatta gibt Stadionführungen und Willi besucht die 1. Klasse.

Wir haben uns gefragt, wie eine Familie tickt, die so eng verbunden ist mit dem Berliner Traditionsverein – und sie in der Wohnung von Maja Lopatta in Mitte besucht.

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Willi Lopatta: Gosens.

Chris Lopatta: Der, mit dem Willi beim letzten Spiel eingelaufen ist. Früher wollte er immer ein Trikot von Neuer oder von Mané haben. Da hab ich........

© Berliner Zeitung


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