Im Gefühl des sicheren Sieges konnten die Fans des 1. FC Union Berlin schon kurz nach der Halbzeit ein bisschen sich selbst und in erster Linie die eigene Mannschaft feiern. „Stadtmeister, Stadtmeister – Berlins Nummer eins“, war da im Stadion An der Alten Försterei von der Waldseite zu hören und hätte die Kräfteverhältnisse in diesem Spiel nicht besser beschreiben können. Schon zur Pause lagen die Union-Frauen mit 5:0 gegen Hertha BSC klar in Führung, beließen es schließlich dabei und konnten sich nach dem Abpfiff vor der Waldseite für einen Erfolg im Derby feiern lassen. Mit dem 18. Sieg im 18. Saisonspiel sind sie weiter klar in Richtung Meistertitel in der Regionalliga Nordost unterwegs und sorgten beim Großteil der 12.511 Zuschauer für Begeisterung.

Volle Straßenbahnen ab Oberschöneweide in Richtung Köpenick wie ein paar Stunden zuvor an diesem Sonntag hatte es zur Mittagszeit schon eine Weile nicht mehr gegeben. Zumindest nicht, wenn es sich um die Anreise zahlreicher Union-Fans in Richtung Stadion An der Alten Försterei zu einem Profi-Pflichtspiel handelte. Zuletzt, und da musste man schon ein paar Jahre im Kalender zurückblättern, war das auf den Tag genau sechs Jahre her. Damals, am 28. April 2018 empfingen die Männer den Hamburger SV und konnten im Aufstiegsrennen raus aus der 2. Bundesliga einen wichtigen 2:0-Erfolg einfahren. Ein paar Wochen später war der Sprung in die 1. Bundesliga nach erfolgreicher Relegation gegen den VfB Stuttgart tatsächlich gelungen und Zweitliga-Pflichtspiele an einem Sonntag um 13.30 Uhr erst einmal Geschichte.

Ihre ganz eigene Geschichte schreiben in dieser Saison die Profispielerinnen des 1. FC Union Berlin. 17 Siege in 17 Spielen waren vor dem Anpfiff am Sonntag die bis dahin perfekte Basis auf dem Weg dorthin, wogegen sich die Männer in umgekehrte Richtung noch immer wehren müssen: die 2. Bundesliga. Passender dafür konnte die Anstoßzeit am Sonntag mit 13 Uhr nicht besser liegen und in Hertha BSC im Stadtderby kaum ein geeigneterer Gegner im Spielplan stehen. Dementsprechend groß war das Interesse in der mittlerweile mehr als 66.000 Mitglieder großen Union-Familie.

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26.04.2024

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Bei bestem Frühlingswetter machten sie sich auf den bekannten Wegen in Richtung der eisernen Heimstätte, die am Sonntag die große Bühne für Union-Frauen war. Manch Fan freute sich darüber, dass er, was sonst bei Heimspielen in der 1. Bundesliga nicht immer so einfach möglich ist, mal wieder mit einem Union-Kumpel eine Partie im Stadion An der Alten Försterei besuchen und auf dem Weg dorthin ein Getränk schlürfen konnte. Auch Stadion-Neulinge, die in ihrer leichten Orientierungslosigkeit nach die Alteingesessenen um Hilfe fragten, waren gekommen, um Regionalliga-Luft in einem Bundesligastadion schnuppern.

Selbst Medienchef und Stadionsprecher Christian Arbeit war nicht beim Auswärtsspiel der Männer in Mönchengladbach, sondern in Köpenick geblieben und freudig überrascht, dass weit vor dem Anpfiff bei der Ehrung von Lisa Heiseler für ihre 100 Ligatore bereits so viele Fans im Stadion waren. Dass sich die per Fanmarsch angereisten Hertha-Fans dabei als lautstarke Störenfriede präsentierten, war die passende Abrundung für ein solches Spiel, in dem die Unionerinnen drei weitere Punkte in Richtung 2. Bundesliga sichern wollten. Als das „wohl größte Frauenspiel, das Berlin bisher gesehen hat“, kündigte Christian Arbeit zunächst die Partie und daraufhin alle Köpenicker Fußballgöttinnen an.

Und was sich wenig später unter den lautstarken Gesängen der Fans auf dem Feld entwickelte, entsprach dem, was sich schon allein durch die tabellarische Ausgangslage erahnen ließ. Die Gastgeberinnen entwickelten viel Druck nach vorne und gingen nach einem tiefen Pass auf Sarah Abu Sabbah, die im Strafraum noch einen Haken schlug und mit einem Linksschuss traf, früh mit 1:0 in Führung (6.). In der Folge erhöhten Abu Sabbah mit zwei weiteren Toren (17., 47.), Athanasia Moraitou (21.) sowie Katja Orschmann (30.) auf 5:0 für die eisernen Fußballgöttinnen und ließen zur Pause die nicht ganz unberechtigte Frage aufkommen, ob denn die händisch bediente und mit Schildern bestückte Anzeigetafel auch einen Union-Sieg mit einer zweistelligen Torzahl der Gastgeberinnen anzeigen kann.

Die aber blieb, anders als die Frage nach dem Sieger in diesem Stadtderby, ohne Antwort. Zwar hatten die Unionerinnen ihren Gegner weiterhin im Griff, nur ließen sie ihre Chancen nach dem Seitenwechsel ungenutzt. Das änderte aber nichts daran, dass die Spielerinnen des 1. FC Union Berlin nach dem Abpfiff um 14.57 Uhr als Stadtmeister gefeiert wurden.

QOSHE - 1. FC Union Berlin: Fußballgöttinnen gewinnen größtes Berliner Frauenspiel - Christian Kattner
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1. FC Union Berlin: Fußballgöttinnen gewinnen größtes Berliner Frauenspiel

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28.04.2024

Im Gefühl des sicheren Sieges konnten die Fans des 1. FC Union Berlin schon kurz nach der Halbzeit ein bisschen sich selbst und in erster Linie die eigene Mannschaft feiern. „Stadtmeister, Stadtmeister – Berlins Nummer eins“, war da im Stadion An der Alten Försterei von der Waldseite zu hören und hätte die Kräfteverhältnisse in diesem Spiel nicht besser beschreiben können. Schon zur Pause lagen die Union-Frauen mit 5:0 gegen Hertha BSC klar in Führung, beließen es schließlich dabei und konnten sich nach dem Abpfiff vor der Waldseite für einen Erfolg im Derby feiern lassen. Mit dem 18. Sieg im 18. Saisonspiel sind sie weiter klar in Richtung Meistertitel in der Regionalliga Nordost unterwegs und sorgten beim Großteil der 12.511 Zuschauer für Begeisterung.

Volle Straßenbahnen ab Oberschöneweide in Richtung Köpenick wie ein paar Stunden zuvor an diesem Sonntag hatte es zur Mittagszeit schon eine Weile nicht mehr gegeben. Zumindest nicht, wenn es sich um die Anreise zahlreicher Union-Fans in Richtung Stadion An der Alten Försterei zu einem Profi-Pflichtspiel handelte. Zuletzt, und da musste man schon ein paar Jahre im Kalender........

© Berliner Zeitung


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