Saharastaub legt über Berlin und Brandenburg einen gelblich-roten Schleier. Blutregen wird das Phänomen auch genannt. Das klingt gefährlich, doch ist Saharastaub tatsächlich schädlich für Gesundheit? Können sich Menschen bedenkenlos im Freien aufhalten? Sind bestimmte Personengruppen besonders gefährdet?

Zunächst bleibt festzustellen, dass die Sahara die größte Quelle von Feinstaub weltweit ist. Pro Jahr verteilt sie etwa eine Milliarde Tonnen über den Planeten, vom Wind transportiert, je nach Richtung auch bis nach Europa, nach Deutschland und in die Berliner Region. Auf diesem rund 10.000 Kilometer langen Weg bleiben die gröberen Sandkörnchen auf der Strecke, da sie zu schwer für hohe Luftschichten sind und bei abflauenden Luftbewegungen zu Boden fallen.

Der Sand, der schließlich Europa erreicht, besteht zu etwa 60 Prozent aus Quarz. Geringer sind die Anteile an Aluminiumoxid und Eisenoxid, sie betragen fünf bis fünfzehn Prozent. Noch weniger enthält der Staub an Kalk, Magnesiumoxid und Kaliumoxid. Diese chemischen Verbindungen haben eine geringe toxische Wirkung auf den menschlichen Organismus.

Studien belegen, dass Feinstaub durch Autoverkehr deutlich schädlicher ist als der herübergewehte Wüstensand: zum Beispiel Abfallprodukte von Verbrennungsprozessen, der Abrieb vom Gummi der Autoreifen oder Rückstände der Bremsbelege. Allerdings schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Homepage: „Es ist davon auszugehen, dass Wüstenstaub einen negativen Effekt auf die menschliche Gesundheit hat und die Entstehung von Atemwegserkrankungen sowie deren Verschlechterung begünstigt.“ So stellte sich bei Experimenten heraus, dass die feinen mineralischen Partikel das Risiko Entzündungen in den Lungen auslösen und damit Organschäden hervorrufen können.

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28.03.2024

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Sahara-Staub erreicht Deutschland heute

•vor 20 Min.

Studien deuten auf einen Zusammenhang von einer erhöhten Belastung durch Wüstensand und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin. In einer großen Studie auf europäischer Ebene wies das Helmholtz-Zentrum München mit dem Karolinska Institut in Schweden ein größeres Risiko für Schlaganfälle nach. Das Helmholtz-Zentrum zitiert eine der Wissenschaftlerinnen mit den Worten: „Unsere Studie zeigt, dass dies bedeutet, dass die Luftverschmutzung in städtischen Gebieten zum Schlaganfallrisiko beiträgt, selbst wenn man den Lärm berücksichtigt sowie Experimente, die darauf hindeuten, dass die Oberflächenreaktion von Wüstenstaub die Toxizität von Feinstaub in städtischen Umgebungen erhöhen kann.“

Andere Erkrankungen treten eher in Regionen auf, die näher an der Wüste liegen. So gelang es Wissenschaftlern für die Sahelzone, Infektionen mit Meningokokken auf Sahara-Staub zurückzuführen.

Gefährlicher Feinstaub: Wie Waldbrände die Gesundheit gefährden

05.08.2022

Feinstaub kann Allergien bei Kindern und Erwachsenen begünstigen. Beobachtungen zeigen, dass Saharastaub Menschen mit Asthma beeinträchtigen kann. Belastbare Studien dazu fehlen jedoch. Ebenso angenommen wird, dass der Sahara-Sand mitunter mit Pollen eine Verbindung eingeht. Die feinsten Partikel gelangen bis weit in die Verästelungen der Bronchien und können so allergische Reaktionen auslösen. Das Umweltbundesamt teilt jedoch mit: „Einschränkend ist zu sagen, dass die vorliegenden Studien nicht in Deutschland oder speziell für Saharastaub durchgeführt wurden, sondern sich größtenteils auf den asiatischen Raum beziehen. Dies schränkt eine direkte Übertragbarkeit der Ergebnisse ein.“ Weiter heißt es: „Um Richtwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit speziell für Wüstenstaub zu formulieren, reicht die Wissensbasis derzeit nicht aus.“

Für gesunde Menschen ist Saharastaub relativ unproblematisch, darauf verweist unter anderen der Bundesverband der Pneumologen. Damit ist für diesen Personenkreis Sport im Freien unbedenklich. Insbesondere Asthmatiker und Pollenallergiker sollten größere Anstrengungen vermeiden und körperliche Aktivitäten nach drinnen verlegen.

QOSHE - Saharastaub in Berlin: Schadet die Dunstglocke der Gesundheit? - Christian Schwager
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Saharastaub in Berlin: Schadet die Dunstglocke der Gesundheit?

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30.03.2024

Saharastaub legt über Berlin und Brandenburg einen gelblich-roten Schleier. Blutregen wird das Phänomen auch genannt. Das klingt gefährlich, doch ist Saharastaub tatsächlich schädlich für Gesundheit? Können sich Menschen bedenkenlos im Freien aufhalten? Sind bestimmte Personengruppen besonders gefährdet?

Zunächst bleibt festzustellen, dass die Sahara die größte Quelle von Feinstaub weltweit ist. Pro Jahr verteilt sie etwa eine Milliarde Tonnen über den Planeten, vom Wind transportiert, je nach Richtung auch bis nach Europa, nach Deutschland und in die Berliner Region. Auf diesem rund 10.000 Kilometer langen Weg bleiben die gröberen Sandkörnchen auf der Strecke, da sie zu schwer für hohe Luftschichten sind und bei abflauenden Luftbewegungen zu Boden fallen.

Der Sand, der schließlich Europa erreicht, besteht zu etwa 60 Prozent aus Quarz. Geringer sind die Anteile an Aluminiumoxid und Eisenoxid, sie betragen fünf bis fünfzehn Prozent. Noch weniger enthält der Staub an Kalk,........

© Berliner Zeitung


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