Der Markt für Elektroautos stockt immer mehr. Das sorgt für größere Staus an europäischen Häfen. Betroffen ist auch der Autoterminal Bremerhaven (ATB), der größte Umschlagplatz in Deutschland und einer der größten Autohäfen der Welt.

„Die Standzeiten der E-Autos aller Hersteller auf dem ATB haben sich mit dem Wegfall der staatlichen Förderung der E-Mobilität durchaus verlängert“, teilte die Sprecherin des Betreibers BLG Logistics, Tina Allerheiligen, auf Anfrage der Berliner Zeitung mit. Das liege daran, dass sich die Verkaufszahlen der Elektroautos in Deutschland verringert hätten, heißt es.

Elektroautos: Nachfrage bricht ein

07.04.2024

Ende vergangenen Jahres strich die Bundesregierung völlig überraschend vorzeitig den Umweltbonus, der Käufern von Elektroautos eine Prämie von bis zu 4500 Euro sicherte. Grund dafür war das 60 Milliarden große Haushaltsloch der Ampel-Koalition. Das Ergebnis: Seit Monaten nimmt die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb ab. Im März seien lediglich rund 31.400 neue Pkw mit Batterieantrieb auf die Straße gekommen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Das waren fast 29 Prozent weniger als im März des Vorjahres.

Auch der Hafen von Zeebrugge in Belgien, Europas verkehrsreichster Hafen für Autoimporte, ist von der schlechteren Verkaufsstatistik betroffen. „Autohändler nutzen zunehmend die Parkplätze des Hafens als Depot. Anstatt die Autos bei den Händlern einzulagern, werden sie am Autoterminal abgeholt“, zitiert die britische Zeitung Financial Times (FT) einen Vertreter des Hafens. „Alle großen Carports“ hätten mit Staus zu kämpfen, fügte der Hafen hinzu, ohne Angaben zur Herkunft der Fahrzeuge zu machen.

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06.04.2024

07.04.2024

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Laut Vertretern aus der Automobilindustrie konnten vor allem chinesische Automobilhersteller ihre Fahrzeuge in Europa nicht so schnell verkaufen wie erwartet, was einen wesentlichen Beitrag zur Überlastung der Häfen in der Region leistete. „Chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen nutzen Häfen wie Parkplätze“, sagte ein Manager der Automobilzulieferkette der FT. Das liege daran, dass sie meistens kein eigenes Vertriebsnetz hätten. Die „Verstopfung“ der Autoterminals sei darauf zurückzuführen, dass viele chinesische Automobilhersteller wie BYD, Great Wall, Chery und SAIC eine Exportoffensive nach Europa planen würden.

Von einer „Verstopfung“ des Terminals will der Betreiber des Autoterminals in Bremerhaven erst mal nicht sprechen. Für den Hafen selbst seien längere Standzeiten erst mal auch kein Problem, denn die Parkplätze werden auch bezahlt. Vielmehr sei es für die Kunden der Autohersteller ein Problem: Sie könnten nicht rechtzeitig beliefert werden.

Die Sprecherin Allerheiligen verweist ebenfalls auf eine andere Entwicklung: die Veränderung der Handelsbilanz. „Wir hatten lange Zeit 80 Prozent Export und 20 Prozent Import. Dieses Verhältnis liegt mittlerweile bei 50:50“, sagt Tina Allerheiligen. Der klassische Autoexporteur Deutschland wird also verstärkt zum Importeur.

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Elektroautos: Deutscher Hafen wird die Ware nicht los

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09.04.2024

Der Markt für Elektroautos stockt immer mehr. Das sorgt für größere Staus an europäischen Häfen. Betroffen ist auch der Autoterminal Bremerhaven (ATB), der größte Umschlagplatz in Deutschland und einer der größten Autohäfen der Welt.

„Die Standzeiten der E-Autos aller Hersteller auf dem ATB haben sich mit dem Wegfall der staatlichen Förderung der E-Mobilität durchaus verlängert“, teilte die Sprecherin des Betreibers BLG Logistics, Tina Allerheiligen, auf Anfrage der Berliner Zeitung mit. Das liege daran, dass sich die Verkaufszahlen der Elektroautos in Deutschland verringert hätten, heißt es.

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