Seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine haben westliche Staaten Russland mit etlichen Sanktionen belegt, um Druck auszuüben und Putins Wirtschaft zu schwächen. Nicht immer funktionieren diese Sanktionen wie erhofft – so nun offenbar auch beim Ölembargo. Wie das US-amerikanische Nachrichtenportal Bloomberg berichtet, haben sich Russlands Einnahmen durch Öl im April im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Demnach seien die Einnahmen des russischen Haushalts aus ölbezogenen Steuern im vergangenen Monat sprunghaft auf 1,053 Billionen Rubel (11,5 Milliarden US-Dollar) angestiegen. Zum Vergleich: Im April 2023 waren es noch 497 Milliarden Rubel. Ein Anstieg um mehr als das Doppelte. Der russische Ölsektor stellt eine wichtige Einnahmequelle zur Finanzierung des Ukraine-Kriegs dar. Die Zahlen gehen nach Angaben von Bloomberg aus Daten des Finanzministeriums hervor. Den Berechnungen zufolge stiegen die gesamten Öl- und Gaseinnahmen im vergangenen Monat im Vergleich zum Vorjahr um fast 90 Prozent auf 1,23 Billionen Rubel. Wie ist das trotz internationaler Sanktionen und einem internationalen Ölembargo möglich?

Ein Grund für die gestiegenen Haushaltseinnahmen ist der Preisanstieg für russisches Öl. So berechnete Bloomberg für den vergangenen Monat die Steuereinnahmen in Russland auf Grundlage eines Ural-Preises von 70,34 US-Dollar pro Barrel, während es vor einem Jahr noch 48,67 US-Dollar waren. Damals wurde der Preis für russisches Öl durch eine von den G7-Nationen eingeführte Preisobergrenze stark gedrosselt. Darüber hinaus sei der schwächelnde Rubel eine Ursache für die gestiegenen Einnahmen. Dieser sei im April 2024 rund 20,5 Prozent schwächer als im Vorjahr, so die Nachrichtenagentur.

Russland konnte seit einigen Monaten eine Schattenflotte zum Handel mit Öl installieren, welche die internationalen Beschränkungen wie die westliche Preisobergrenze umgehen konnte. Die G7-Staaten wollten mit der Preisgrenze die Einnahmen Russlands einschränken. Daraufhin kaufte sich Russland in den folgenden Monaten eine aus alten Schiffen bestehende Tankerflotte zusammen. Durch verschleierte Daten kann diese im internationalen Seeverkehr, genau wie die dazugehörigen Zahlungsflüsse, nur schwer identifiziert werden. Die Schattentanker verabreden sich auf hoher See mit anderen Tankern ohne Verbindungen zu Russland, um das geladene Öl umzuladen. Anschließend kann bei den vermeintlich „sauberen“ Tankern im Zielhafen nur noch mit viel Aufwand nachvollzogen werden, ob sie sanktioniertes russisches Öl geladen haben oder nicht.

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Darüber hinaus hat Russland im Zuge der westlichen Sanktionen zahlreiche neue Abnehmer für sein Öl gefunden, beispielsweise Indien oder China. Und auch Deutschland wurde in der jüngeren Vergangenheit über Umwege nach wie vor mit russischem Öl beliefert. Zum vom Westen erhofften Einbruch der Öleinnahmen Russlands haben die Sanktionen allem Anschein nach nicht geführt.

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Trotz westlicher Sanktionen: Russland hat Einnahmen durch Öl mehr als verdoppelt

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06.05.2024

Seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine haben westliche Staaten Russland mit etlichen Sanktionen belegt, um Druck auszuüben und Putins Wirtschaft zu schwächen. Nicht immer funktionieren diese Sanktionen wie erhofft – so nun offenbar auch beim Ölembargo. Wie das US-amerikanische Nachrichtenportal Bloomberg berichtet, haben sich Russlands Einnahmen durch Öl im April im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Demnach seien die Einnahmen des russischen Haushalts aus ölbezogenen Steuern im vergangenen Monat sprunghaft auf 1,053 Billionen Rubel (11,5 Milliarden US-Dollar) angestiegen. Zum Vergleich: Im April 2023 waren es noch 497 Milliarden Rubel. Ein Anstieg um mehr als das Doppelte. Der russische Ölsektor stellt eine wichtige Einnahmequelle zur Finanzierung des........

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