Noch ist nicht klar, auf wessen Konto der Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Gigafactory in Grünheide, östlich von Berlin, geht. Aber die Verantwortlichen in den Sicherheitsbehörden gehen von einem Brandanschlag aus. Im Internet hat sich auch die linksextremistische „Vulkangruppe“ zu dem Anschlag auf einen Strommast bekannt, aber nun muss erst geprüft werden, ob das sehr lange Bekennerschreiben authentisch ist.

Auf alle Fälle zeugt das Schreiben nicht von überragender Ortskenntnis, denn dort wird die erste europäische Fabrik des US-Elektroautobauers Tesla vom brandenburgischen Grünheide ins berlinische Grünau verlagert. Aber das kann auch dem eigentümlichen Humor der Autoren geschuldet sein, die auch solche Sätze schreiben wie: „Unser Geschenk zum 8. März heißt, Tesla abzuschalten. Denn die komplette Zerstörung der Gigafactory und mit ihr das Absägen von ‚Technofaschisten‘ wie Elend Musk (sic!) sind ein Schritt auf dem Weg der Befreiung vom Patriarchat.“

Auf alle Fälle ist der Anschlag ein Politikum, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke spricht von einer Form des Terrorismus. Gleichzeitig beklagen die Gegner des Autobauers Tesla, dass es vor Ort offenbar keine ernst zu nehmenden Notfallpläne gibt.

Thomas Löb, Chef der Brandenburger Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), zeigte sich verwundert, dass nach dem Anschlag auf ein Trafohaus und einen Strommast gleich die gesamte Fabrik stillgelegt wurde. „Was natürlich sehr verwunderlich ist: Wir haben es mit dem reichsten Menschen der Welt zu tun, mit einem megagroßen Projekt, bei dem die Politik gern drauf verweist, dass auch alle anderen in Tesla-Geschwindigkeit bauen sollen, und dann gibt es keine Notfalllogistik.“ Jedes Krankenhaus, jedes Wasserwerk hätte die Dieselgeneratoren angeworfen, die für solche Notfälle bereitstehen.

•gestern

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04.03.2024

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04.03.2024

Linksextremistischer Anschlag auf Tesla-Fabrik: Schaden von Hunderten Millionen Euro

•vor 7 Std.

Tesla-Werk in Grünheide evakuiert: Netzbetreiber äußert sich zum Stromausfall

gestern

Das sei bei Tesla offensichtlich nicht vorgesehen. Löb erinnert daran, dass es in Sicherheitsfragen immer wieder Probleme bei Tesla gab. Es gab Brände und die Alarmketten hätten nicht richtig funktioniert. Derzeit arbeiten dort 12.000 Mitarbeiter. Er erinnert an die Zeiten, als dort 5000 Leute arbeiteten. „Damals gab es auch nur Leute, die dort temporär rumsaßen als Feuerwachen, um dann Alarm zu schlagen, wenn irgendwo Rauch entsteht. So etwas geht überhaupt nicht.“

Die Eröffnung des Flughafens BER sei auch wegen des fehlenden Brandschutzkonzeptes jahrelang verschoben worden. Das habe größere Millionensummen gekostet. „Aber Elon Musk sorgt nicht für Sicherheit. Dort wird mit Säure und anderen Gefahrstoffen gearbeitet, trotzdem gibt es offenbar keine Notstromversorgung. Es zeigt sich: Die Firma wurde stümperhaft geplant, aufgebaut und geführt“, behauptet Löb. Die sofortige Abschaltung belege aus seiner Sicht, dass es offensichtlich Sicherheitsmängel geben muss. Die Firma gehöre zur Kritischen Infrastruktur und müsse besser abgesichert werden.

„Das Dramatische ist: Die Bevölkerung ringsum Grünheide weiß nicht, wie sie sich im Ernstfall verhalten soll“, sagt der ÖDP-Chef. Bei anderen Großkonzernen wie BASF, Autofabriken oder Chemiekonzernen gebe es Alarmpläne. „Da weiß auch der Bürgermeister der nächsten Stadt, was zu tun ist, wenn ein Brand ausbricht.“

Aufstand gegen Elon Musk: Baum-Rebellen zimmern Walddorf neben Tesla-Fabrik

29.02.2024

Der Anschlag wird bislang der „Vulkangruppe“ zugerechnet, die sich dazu bekannt hat. Sie stand bereits 2021 im Verdacht, einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt zu haben. Sie warf dem E-Autokonzern damals im Internet vor, Tesla sei weder grün noch ökologisch oder sozial.

Derzeit wird in Grünheide über die Erweiterung der Fabrik gestritten. Tesla will gern die Gigafactory um ein Drittel erweitern, aber 70 Prozent der Bevölkerung haben das Ansinnen in einer Bürgerbefragung abgelehnt. Inzwischen wird der Protest der Gegner durch Baumbesetzer in dem Wald unterstützt. Dort sind bis zu 80 Leute, die in einem Dutzend Baumhäusern ausharren wollen. Sie protestieren damit gegen die von Tesla geplante Abholzung des Waldes, um das Werk zu erweitern.

In Bezug auf den Anschlag sagte der SPD-Fraktionschef Daniel Keller in Potsdam: „Es wird aufs Schärfste verurteilt, dass sich hier an Kritischer Infrastruktur zu schaffen gemacht wurde.“ Er sieht durchaus eine gewisse Parallele zwischen dem Anschlag und den Baumbesetzungen. Es gebe das Recht zu demonstrieren, aber die Baumbesetzung finde nicht im öffentlichen Raum statt, sondern in einem Wald des Landesforstes. „Das entspricht nicht der Rechtsstaatlichkeit, dementsprechend gehe ich davon aus, dass diejenigen, die den Wald besetzen, zügig den Wald auch wieder verlassen sollten, ansonsten muss der Rechtsstaat durchgesetzt werden.“

Ganz anders sieht es Benjamin Raschke von den Grünen, beide Parteien bilden mit der CDU die Landesregierung. Raschke ist Fraktionschef der Grünen im Brandenburger Landtag und sieht keine Verbindungen zwischen dem Anschlag und dem Protestcamp im Wald. Er sagte: „Gewalt ist nicht zu tolerieren. Aber ich kann keinen Zusammenhang erkennen. Es gilt die Unschuldsvermutung.“ Es gebe ein Bekennerschreiben für den Anschlag, aber die Gruppe habe nichts mit den Besetzern im Wald zu tun. Die Besetzung sei auch offiziell angemeldet.

QOSHE - Gegner der Tesla-Fabrik nach Anschlag: „Elon Musk sorgt nicht für Sicherheit“ - Jens Blankennagel
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Gegner der Tesla-Fabrik nach Anschlag: „Elon Musk sorgt nicht für Sicherheit“

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06.03.2024

Noch ist nicht klar, auf wessen Konto der Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Gigafactory in Grünheide, östlich von Berlin, geht. Aber die Verantwortlichen in den Sicherheitsbehörden gehen von einem Brandanschlag aus. Im Internet hat sich auch die linksextremistische „Vulkangruppe“ zu dem Anschlag auf einen Strommast bekannt, aber nun muss erst geprüft werden, ob das sehr lange Bekennerschreiben authentisch ist.

Auf alle Fälle zeugt das Schreiben nicht von überragender Ortskenntnis, denn dort wird die erste europäische Fabrik des US-Elektroautobauers Tesla vom brandenburgischen Grünheide ins berlinische Grünau verlagert. Aber das kann auch dem eigentümlichen Humor der Autoren geschuldet sein, die auch solche Sätze schreiben wie: „Unser Geschenk zum 8. März heißt, Tesla abzuschalten. Denn die komplette Zerstörung der Gigafactory und mit ihr das Absägen von ‚Technofaschisten‘ wie Elend Musk (sic!) sind ein Schritt auf dem Weg der Befreiung vom Patriarchat.“

Auf alle Fälle ist der Anschlag ein Politikum, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke spricht von einer Form des Terrorismus. Gleichzeitig beklagen die Gegner des Autobauers Tesla, dass es vor Ort offenbar keine ernst zu nehmenden Notfallpläne gibt.

Thomas Löb, Chef der Brandenburger Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), zeigte sich verwundert, dass........

© Berliner Zeitung


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