Sie hatte offenbar eine Brustkrebsdiagnose und beschlossen, sich nicht behandeln zu lassen, sondern sich und ihren zwei Jahre alten Sohn Felix umzubringen. Am 2. Oktober 2023 gab die 25-Jährige ihrem Kind Beruhigungsmittel. Dann spritzte sie sich selbst Insulin und stieg mit ihrem Sohn in die gefüllte Badewanne. Dort presste sie den kleinen Jungen an ihre Brust. Der Zweijährige ertrank.

Seit Freitag muss sich die Mutter des Kindes, die überlebt hat, vor dem Berliner Landgericht wegen Mordes verantworten. Die Staatsanwältin wirft ihr vor, den kleinen Felix heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen umgebracht zu haben. Die Angeklagte sagt nichts zu den Vorwürfen. Ihr Anwalt verweist auf das psychiatrische Gutachten.

Der Vater des Jungen, der in dem Prozess Nebenkläger ist, schlief in der Tatnacht fest. Er fand Mutter und Kind am nächsten Morgen in der Badewanne. Seine Frau habe noch geatmet, so Janik M. Sein Sohn Felix aber sei „schon ganz blau“ gewesen.

Der Vater wählte den Notruf der Feuerwehr. Janik M. trägt noch immer den Ehering am Finger, er sagt, dass er zu seiner Frau stehe, die sterben werde.

Zwar schweigt die angeklagte Mutter von Felix an diesem ersten Verhandlungstag. Jedoch wird ihr Abschiedsbrief, den sie vor die Badezimmertür gelegt hatte, verlesen. Darin beginnt jeder Satz mit „Ich bin nicht bereit“. Sie sei nicht bereit für eine Chemotherapie, nicht bereit für eine Antikörpertherapie, nicht bereit, Pflege in Anspruch zu nehmen.

Die damals schwangere Angeklagte gibt auch an, nicht bereit zu sein, „wieder ein Baby zu bekommen“. Die Diagnose schließe das aus. Es wäre anders, wenn sie ein paar Jahre älter wäre. Der Brief endet mit: „Ich liebe mein Kind mehr als alles andere. Zu gerne hätte ich ihm jeden Wunsch auf der Welt erfüllt, hätte ihn alt werden sehen. Aber mein Körper ist zu schwach und die Welt zu komisch“, um den Jungen alleine zu lassen.

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Am Ende des ersten Prozesstages geht der Vater des getöteten Jungen zu ihr, hockt sich neben und streichelt sie. Bei seiner Aussage vor Gericht hat er gesagt, er wisse, dass seine Frau stirbt. Er werde zu ihr halten, bis zum Schluss.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

QOSHE - Brustkrebs-Drama vor Gericht: Mutter ertränkt Sohn, Ehemann will weiter zu ihr halten - Katrin Bischoff
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Brustkrebs-Drama vor Gericht: Mutter ertränkt Sohn, Ehemann will weiter zu ihr halten

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01.03.2024

Sie hatte offenbar eine Brustkrebsdiagnose und beschlossen, sich nicht behandeln zu lassen, sondern sich und ihren zwei Jahre alten Sohn Felix umzubringen. Am 2. Oktober 2023 gab die 25-Jährige ihrem Kind Beruhigungsmittel. Dann spritzte sie sich selbst Insulin und stieg mit ihrem Sohn in die gefüllte Badewanne. Dort presste sie den kleinen Jungen an ihre Brust. Der Zweijährige ertrank.

Seit Freitag muss sich die Mutter des Kindes, die überlebt hat, vor dem Berliner Landgericht wegen Mordes verantworten. Die Staatsanwältin wirft ihr vor, den kleinen Felix heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen umgebracht zu haben. Die Angeklagte sagt........

© Berliner Zeitung


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