Der 1. FC Union Berlin muss nach dem 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga mehr denn je fürchten, dass diese bis dato so düstere Spielzeit tatsächlich den Sturz in die Zweite Liga zur Konsequenz hat. Denn aus dem als „Endspiel um den Klassenerhalt“ titulierten Duell mit dem VfL Bochum gingen die Eisernen nach einem extrem turbulenten Spielverlauf als Verlierer hervor, haben nach der 3:4 (0:3)-Niederlage weiterhin nur 30 Punkte, die Bochumer hingegen 33 Punkte auf dem Konto.

Im wie fast immer ausverkauften Stadion An der Alten Försterei brachte Maximilian Wittek die Bochum zunächst mit 2:0 in Führung. Die Treffer drei und vier für die Gäste markierten Keven Schlotterbeck und Philipp Hofmann in Hälfte zwei. Für Union trafen die zur Pause eingewechselten Yorbe Vertessen und Chris Bedia sowie Benedict Hollerbach. Ja, es war ein irres Fußballspiel mit zwei total unterschiedlichen Spielhälften und einem bitteren Ausgang für die Gastgeber.

Stellt sich die Frage, ob die Eisernen vor den noch ausstehenden Spielen gegen Köln und Freiburg noch einmal einen neuen Trainer in die Verantwortung nehmen. Mit der Anschlussfrage, wer das denn überhaupt sein könnte. Nenad Bjelica kann jedenfalls nur noch darauf hoffen, dass es nicht kurzfristig zu seiner Entlassung kommt.

03.05.2024

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Schon vor der Partie hatte der Kroate beim Bezahlsender Dazn Auskunft über seine Zukunft geben sollen, sich dem aber schließlich verwehrt. Er habe, nachdem das Fachmagazin Kicker zu Beginn der vergangenen Woche darüber berichtet hatte, dass er unabhängig vom Saisonausgang nach nur sieben Monaten Köpenick wieder verlassen müsse, zwar mehrmals mit den Verantwortlichen gesprochen, aber eben nicht über dieses Thema, berichtete er. Alle wären einzig und allein auf das Spiel gegen Bochum fokussiert gewesen, so der Fußballlehrer. Das kann man glauben, muss man aber nicht.

Wenige Minuten später wurde auch Klubpräsident Dirk Zingler vom Dazn-Reporter zur Zukunft von Bjelica befragt. Der Kroate habe „unsere volle Unterstützung“, sagte der Boss des FCU, sagte allerdings nicht, ob dies auch über dieses Spiel beziehungsweise über die Saison hinaus gelte. Das mit der prekären Situation habe doch alles nichts mit Bjelica zu tun, so Zingler weiter, der habe bis dato seinen Job gemacht. Und das mit dem Kicker und den angeblich so unzufriedenen Spielern ärgere ihn einfach nur, kurzum: „Das Entscheidende ist, dass die Spieler dem Trainer folgen, und das ist bei uns der Fall.“ Aber stimmt das?

Nun, diese Aussage lässt sich nicht so leicht verifizieren. Am ehesten noch mit der Leistung, welche die Mannschaft im Kollektiv auf den Platz bringt. Wobei es da wiederum zwischen einem Wollen und einem Können zu unterscheiden gilt.

In diesem Sinne: Die Eisernen wollten allem Anschein nach gegen die Bochumer von Beginn an Druck ausüben, mit dem flinken Hollerbach als Ersatz für Vertessen als auch mit dem lauffreudigen Andras Schäfer als Ersatz für Brenden Aaronson. Sie konnten aber nicht so recht, weil einerseits die Gäste in der Defensive sehr konzentriert zu Werke gingen, andererseits bei der Spielfortsetzung zwischen Mittelfeld und Angriff erneut allerlei Fehler gemacht wurden. So geht aller Schwung verloren, so verlieren sich Aktionen in der Offensive immer wieder im Nichts.

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Der VfL hingegen hat da einen wie Kevin Stöger in seinen Reihen, diesen famosen Österreicher, der von allerlei Vereinen ein Angebot vorliegen hat, offenbar auch von Union. Stöger jedenfalls verlagerte das Spiel seiner Mannschaft in der 16. Minute geschickt von der linken auf die rechte Seite, wo Moritz Broschinski nach der Ballannahme umgehend das Tempo verschärfte, sodass Unions Diogo Leite keine Chance mehr hatte, die Flanke zu verhindern. Und diese Flanke hatte Maximilian Wittek zum Ziel, der den Stellungsfehler von Danilho Doekhi und den verspäteten Einsatz von Josip Juranovic zum 0:1 nutzen konnte.

Die Unioner versuchten sich an einer Reaktion, waren dazu aber nicht in der Lage, weil weder Robin Gosens noch Kevin Volland ihrem eigenen Anspruch, eine Führungsrolle übernehmen zu wollen, gerecht werden konnten. Aber auch, weil die Defensive einen Fehler nach dem anderen machte.

Beim 0:2 ließen sich Doekhi und Leite von Wittek narren, gewährten dem Man of the Match einen Spaziergang durch den Strafraum, schließlich auch noch einen freien Torschuss, bei dem Keeper Frederik Rönnow einen Tick zu spät reagierte und deshalb nur noch zwei Finger, aber nicht mehr die ganze Hand an den Ball brachte (31.).

Beim 0:3 in der 37. Minute hatte Felix Passlack alle Zeit der Welt, um auf Keven Schlotterbeck abzulegen, Schlotterbeck wiederum, da Gosens nicht schnell genug schaltete, alle Zeit der Welt, um mit einem Linksschuss zu vollenden. Der Abwehrspieler, der in der Saison 2019/20 die Farben des 1. FC Union Berlin getragen hatte, verzichtete auf einen ausgelassenen Torjubel.

Bjelica sah sich nach einer desolaten ersten Hälfte also zum Handeln gezwungen, schickte mit Wiederanpfiff drei neue Spieler aufs Feld, neben Vertessen und Bedia auch Aaronson. Was auf geradezu wundersame Weise dazu führte, dass die Unioner im Vergleich zu den ersten 45 Minuten nicht mehr wiederzuerkennen waren.

Mit dem Mute der Verzweiflung ging es nach vorne, Vertessen gelang mit einem fulminanten Fernschuss aus 25 Metern der Anschlusstreffer, Bedia nach einer exzellenten Vorarbeit von Schäfer sogar das 2:3 – und alle glaubten plötzlich wieder an das ganz große Comeback, die Fans, der Präsident, der Trainer, aber vor allen Dingen auch die Spieler, die sich auch vom 2:4 durch Philipp Hofmann nicht beeindrucken ließen.

So, als wolle er all das, was er in dieser Saison so alles verpasste hatte, innerhalb von wenigen Minuten wiedergutmachen, agierte Aaronson, suchte immer wieder den Weg in den Bochumer Strafraum und fand bei einer seiner Aktion schließlich Hollerbach, der aus fünf Metern auf 3:4 verkürzte. Wobei er gleich zwei Bochumer tunnelte, unter anderem auch Keeper Manuel Riemann.

74 Minuten waren da gespielt. Inklusive Nachspielzeit blieben den Eisernen also noch 20 Minuten, um das Schlimmste abzuwenden. Doch der Ausgleich, der so wichtig gewesen wäre, wollte nicht mehr gelingen.

QOSHE - 1. FC Union Berlin: In Köpenick geht nach der Pleite gegen Bochum die Angst um - Nils Malzahn
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1. FC Union Berlin: In Köpenick geht nach der Pleite gegen Bochum die Angst um

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05.05.2024

Der 1. FC Union Berlin muss nach dem 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga mehr denn je fürchten, dass diese bis dato so düstere Spielzeit tatsächlich den Sturz in die Zweite Liga zur Konsequenz hat. Denn aus dem als „Endspiel um den Klassenerhalt“ titulierten Duell mit dem VfL Bochum gingen die Eisernen nach einem extrem turbulenten Spielverlauf als Verlierer hervor, haben nach der 3:4 (0:3)-Niederlage weiterhin nur 30 Punkte, die Bochumer hingegen 33 Punkte auf dem Konto.

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03.05.2024

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