Romano aus Köpenick ist ein findiger Alltagspoet: Seine Pop-Rap-Songs kreisen für gewöhnlich um Erdbeersekt, Copyshops, S-Bahn-Disco; und natürlich auch die Liebe.

Dass er sich ein Thema wie das Ende des Zweiten Weltkriegs vorknöpft, mag viele erst mal überraschen.

Am und zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung Deutschlands von den Nazis durch die alliierten Streitkräfte, hat Romano indes ein Stück Protestpoesie gepostet. Es richtet sich gegen das Vergessen. Vergessen, wie grauenvoll der Krieg und wie wertvoll der Frieden ist. „8. Mai: Sie haben Dich vergessen, sind alle verreist zum Kernwaffen Testen. (sic!)“ So steigt Romano in sein Gedenktag-Poem ein.

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Damit prangert Romano unverkennbar atomare Aufrüstung an. Es folgt die rhetorische Frage: „Wer legt heute noch Blumen nieder und singt im Gedenken dann Friedenslieder?“ Mitgedacht ist wohl die Antwort: wenige. Stattdessen harte Kriegsgangart: „Stark sein, hart sein, Kante zeigen, easy in den Kampfjet steigen. Rosa Brille, roter Kopf, Drück’ schon, drück’ schon, drück’ den Knopf. (sic!)“

Ein wenig erinnert Romanos Pazifismus-Poem an das Kreuzberger Rap-Trio K.I.Z und sein Lied „Frieden“: „Bruder, wir retten Europa, und du Pussy gehst zur Seite“, hieß es darin plakativ polemisch. Im zugehörigen Videoclip „spielten“ Kinder Pappmaschee-Krieg, verstörend.

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„Remarque und Suttner überflogen“ – so knüpft Romano an sein Easy-Kampfjet-Sprachbild an: Gemeint ist wohl, dass sich Leute nicht mehr ernsthaft scheren um Erich Maria Remarques oscarprämierten verfilmten Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ oder die in der DDR vielfach geehrte tschechisch-österreichische Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. Stattdessen: Verklärung von Tom-Cruise-Actionheld-Militarismus: „Top Gun unterm Regenbogen“ nennt Romano das.

Schließlich kulminiert Romanos Friedensgedicht in die finalen Zeilen: „Die Zeitzeugen fast alle tot. Zum Big Mac gibt’s heut’ Russisch Brot. (sic!)“ Was uns Romano damit sagen will? Es bleibt etwas rätselhaft. Möglicherweise will er darauf hinaus, dass wir das Ende des Zweiten Weltkriegs sowohl den Amerikanern als auch den Russen zu verdanken haben? Ein paar Kampfjets waren dafür allerdings traurigerweise auch vonnöten.

QOSHE - Romano aus Köpenick postet Friedensgedicht zum 8. Mai: „Zum Big Mac gibt’s heut’ Russisch Brot“ - Stefan Hochgesand
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Romano aus Köpenick postet Friedensgedicht zum 8. Mai: „Zum Big Mac gibt’s heut’ Russisch Brot“

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08.05.2024

Romano aus Köpenick ist ein findiger Alltagspoet: Seine Pop-Rap-Songs kreisen für gewöhnlich um Erdbeersekt, Copyshops, S-Bahn-Disco; und natürlich auch die Liebe.

Dass er sich ein Thema wie das Ende des Zweiten Weltkriegs vorknöpft, mag viele erst mal überraschen.

Am und zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung Deutschlands von den Nazis durch die alliierten Streitkräfte, hat Romano indes ein Stück Protestpoesie gepostet. Es richtet sich gegen das Vergessen. Vergessen, wie grauenvoll der Krieg und wie wertvoll der Frieden ist. „8. Mai: Sie haben Dich vergessen, sind alle verreist zum Kernwaffen Testen. (sic!)“ So steigt Romano in sein........

© Berliner Zeitung


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