Der April war erwartungsgemäß kein guter Geschäftsmonat für die Berliner Floß- und Bootsverleiher, eigentlich läuft das Geschäft auch im Mai erst langsam an. Doch nun ist es zum 1. Mai nicht nur warm, sondern heiß, geradezu hochsommerlich. „Das Anfragevolumen ist stark vom Wetter abhängig“, sagt Achim Diesing, der Gründer von Berlin Bootsverleih. „Sobald es sonnig wird, haben wir 350 Anfragen am Tag im Postfach.“

Der Mann grüßt passenderweise am Telefon mit „Ahoi“. Bei ihm können Party-, Haus- und Motorboote oder Flöße von verschiedenen Anbietern gebucht werden. Auf der Plattform können private Anbieter ihre Boote und Flöße anbieten. Die Idee sei, ein Airbnb-ähnliches Angebot für Wassergefährte in Berlin zu bieten, sagt Diesing. Etwa 35 Anbieter und 121 Gefährte gebe es aktuell im Portfolio. Durch die Vielzahl an Eigentümern, die ihre Boote und Flöße anbieten, variieren auch AGB und Preise. „Die Buchungslage sieht für das gesamte Jahr gut aus – mit Ausnahme von April und Mai“, sagt er. Doch dieser Mai könnte anders werden.

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Ein Berliner Anbieter ist Havel-Logen mit fünf Elektro-Flößen. Dort heißt es, dass trotz der Wärme noch nicht alle Tage Anfang Mai ausgebucht sind. „Es gibt Motorboote, die spontan buchbar sind – bei den E-Flößen sollten die Kunden zwei Wochen im Voraus buchen“, sagt Karsten Kreuz, der das Unternehmen gemeinsam mit Tayfun Girgin betreibt.

Die Vermietung ist im dritten Jahr und bietet neben emissionsfreien E-Flößen aus Aluminium auch einen künstlichen Sandstrand, den sogenannten Havel-Beach. „Der aufgeschüttete Strand mit echten Palmen bringt Karibik-Feeling nach Spandau“, sagt er stolz.

Am Anfang der Saison sind besonders die Sonnabende beliebt, sagt Johannes Gottwik von Berlin Liquide. „Ab Juni fahren wir täglich – samstags sind wir den ganzen Tag auf dem Wasser.“ Berlin Liquide ist ein kleiner Anbieter mit zwei Booten namens „Liesel“ und „Fünfer“. „Im Mai ist es noch nicht so voll“, sagt er. Auf der „Liesel“ finden bis zu 33 Personen Platz.

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Das Wasser in Berlin zieht ein breites Publikum an. „Es sind sehr unterschiedliche Konstellationen – unter der Woche finden meist Team-Veranstaltungen von Unternehmen statt und am Wochenende kommen die Geburtstage, Heiratsanträge oder Jugendweihen“, erzählt Johannes Gottwik.

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Junggesellenabschiede seien oft herausfordernd. „Das Risiko ist schon höher, dass die Veranstaltung aus dem Ruder läuft.“ Gottwik entscheidet im Einzelfall: „Die Anfragen werden nicht kategorisch ausgeschlossen. Wenn die Leute nett sind und versprechen, keinen Unsinn zu machen, lassen wir sie auch gerne aufs Boot. Die Kosten für eventuelle Schäden werden von der Kaution abgezogen.“ Bei den Ausflügen zu Wasser ist ein Skipper an Bord, deshalb habe es noch keine ramponierten Boote oder Unfälle gegeben. „Die Anwesenheit unserer Bootsführer ist unsere Sicherheitsgarantie.“

Auch Achim Diesing von Berlin Bootsverleih berichtet: „Wenn wir die Wahl zwischen einer Familie und einem Junggesellenabschied haben, wird die Familie bevorzugt – aus bekannten Gründen.“ Inzwischen habe es spürbar abgenommen, aber es gab in der Vergangenheit Vorfälle, bei denen auf dem Wasser mit Bier gespritzt, gegrölt oder gepöbelt wurde. „Vor allem Junggesellenabschiede aus Großbritannien sind gefürchtet.“ Durch die Corona-Pandemie habe sich die Situation jedoch zunehmend entspannt.

Obwohl auf den Flößen und Booten der Alkohol fließt, sei es noch nicht zu Verletzten oder großen Zerstörungen gekommen. „Du gehst nicht auf das Gefährt und denkst dir, dass du etwas Kaputtes zurückbringen möchtest.“ Es könne passieren, dass zwei Boote oder Flöße aneinanderstoßen oder jemand betrunken oder auf dem nassen Boden ausrutscht. „Es gab noch keinen Unfall, bei dem jemand ernsthaft verletzt wurde.“ Die Flöße sind sehr langsam unterwegs. Boote mit einer Motorleistung bis zu 15 PS können ohne Bootsführerschein gefahren werden.

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Im September vergangenen Jahres protestierten Hunderte Wassersportler mit einer Sternfahrt gegen „Partyboote“ und die aus ihrer Sicht chaotischen Verhältnisse auf den Berliner Gewässern. Dabei sind vor allem die PS-starken Mietboote ohne erforderlichen Führerschein ein Grund für den Protest: Da werden oft Regeln missachtet und gefährliche Situationen provoziert. Im Jahr 2023 hat die Berliner Polizei in der Kategorie „Schiffsunfall“ 124 Fälle festgestellt. Risikofaktoren auf dem Wasser sind unachtsame oder rücksichtslose Bootsführer und unerfahrene Schiffskapitäne.

Johannes Gottwik ist schon seit zehn Jahren im Geschäft. Er sagt, es sei nicht einfach, auch, weil es inzwischen viele Anbieter in Berlin gebe, die kleine Boote anbieten. „Es ist schwierig, Zugang zu Anlege- und Liegeflächen zu bekommen. Man ist im Bootsgeschäft von vielem abhängig.“ Er ist der Meinung, dass das Angebot auf dem Wasser noch viel bunter und vielfältiger sein könne. „Es ist viel in Bewegung.“

Im Juni des vergangenen Jahres sagte die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik im Innenausschuss, dass es einen „großen Wandel“ gegeben habe. „Die Berliner Gewässer werden immer mehr zu Party- und Eventflächen.“

Gottwik ist es wichtig, kein Partyboot-Image zu haben. Dabei geht es nicht nur um den Alkoholkonsum auf dem Wasser, sondern auch um die Lautstärke. „Die Lautstärkeregulierung ist ein Thema, das immer wichtiger wird, vor allem weil es auf der Spree immer mehr und bedeutender wird.“

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Im Jahr 2023 wurden auf Berliner Gewässern insgesamt 61 Ordnungswidrigkeiten wegen Lärms angezeigt, davon 55 wegen Verursachung von „unzulässigem“ Lärm, wie die Polizei der Berliner Zeitung auf Anfrage mitteilte.

Gottwik von Berlin Liquide hat auf seinen zwei Booten Anlagen einbauen lassen, durch die sich die Lautstärke der Musik besser regulieren ließe. Auch Achim Diesing von Berlin Bootsverleih sagt, dass die Kunden keine eigenen Anlagen mit an Bord nehmen dürfen. „Einmal musste ich selbst rauspaddeln und Jungs vom Wasser holen, die über einen Bluetooth-Speaker laute Musik gespielt haben.“

Havel-Logen will eine Lösung gefunden haben: für den Motorlärm und die Umwelt. „Die E-Flöße sind clean, sie verbrauchen kein Öl und Benzin, stattdessen fahren sie autark und zapfen ihre Energie aus den Solarzellen auf dem Dach.“

QOSHE - Berliner Bootsverleih: „Junggesellenabschiede aus Großbritannien sind gefürchtet“ - Stella Tringali
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Berliner Bootsverleih: „Junggesellenabschiede aus Großbritannien sind gefürchtet“

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01.05.2024

Der April war erwartungsgemäß kein guter Geschäftsmonat für die Berliner Floß- und Bootsverleiher, eigentlich läuft das Geschäft auch im Mai erst langsam an. Doch nun ist es zum 1. Mai nicht nur warm, sondern heiß, geradezu hochsommerlich. „Das Anfragevolumen ist stark vom Wetter abhängig“, sagt Achim Diesing, der Gründer von Berlin Bootsverleih. „Sobald es sonnig wird, haben wir 350 Anfragen am Tag im Postfach.“

Der Mann grüßt passenderweise am Telefon mit „Ahoi“. Bei ihm können Party-, Haus- und Motorboote oder Flöße von verschiedenen Anbietern gebucht werden. Auf der Plattform können private Anbieter ihre Boote und Flöße anbieten. Die Idee sei, ein Airbnb-ähnliches Angebot für Wassergefährte in Berlin zu bieten, sagt Diesing. Etwa 35 Anbieter und 121 Gefährte gebe es aktuell im Portfolio. Durch die Vielzahl an Eigentümern, die ihre Boote und Flöße anbieten, variieren auch AGB und Preise. „Die Buchungslage sieht für das gesamte Jahr gut aus – mit Ausnahme von April und Mai“, sagt er. Doch dieser Mai könnte anders werden.

1. Mai: Wo Sie den Tag genießen können – ohne Demos, ohne Polizisten, ohne Krawalle

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EM 2024 in Berlin: Straße des 17. Juni ab Montag bis Ende Juli voll gesperrt

vor 1 Std.

Ein Berliner Anbieter ist Havel-Logen mit fünf Elektro-Flößen. Dort heißt es, dass trotz der Wärme noch nicht alle Tage Anfang Mai ausgebucht sind. „Es gibt Motorboote, die spontan buchbar sind – bei den E-Flößen sollten die Kunden zwei Wochen im Voraus buchen“, sagt Karsten Kreuz, der das Unternehmen gemeinsam mit Tayfun Girgin betreibt.

Die Vermietung ist im dritten Jahr und bietet neben emissionsfreien E-Flößen aus Aluminium auch einen künstlichen Sandstrand,........

© Berliner Zeitung


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