Würde man beim Zappen auf diese Serie stoßen, könnte man sich schon irritiert fragen, bei welchem Sender man da eigentlich gelandet ist. Als „Player Of Ibiza“ treten fünf Typen gegeneinander an. Jeder will cooler oder geiler sein als der andere.

Anthony wird vorgestellt als Millionärserbe und prahlt mit einer langen „Fickliste“, Tim ist stolz auf seine Muckis aus dem Fitnessstudio, Marvin ist ein Macho-Rapper der ganz alten Schule, Abdel will unbedingt als Geschäftsmann mit einer Imbiss-Kette groß rauskommen und Jeppe kommt kaum aus seinem Kinderzimmer raus, wo er permanent vorm Computer sitzt.

Doch „Player Of Ibiza“ läuft gar nicht im TV, sondern nur in der ARD-Mediathek, und wer die fünfteilige Serie von Anfang an guckt, sieht, dass dies keine echte Realityshow à la RTL zwei ist, sondern eine Mockumentary, also eine Fiktion im Stile einer Dokumentation. Martin Brambach spielt den Redakteur, der mit seiner Show ganz trendy sein will: Die „Player Of Ibiza“ treten nicht auf der Party-Insel, sondern in der niedersächsischen Provinz gegeneinander an, und zwar bei „feministischen Challenges“. „Das Feuilleton wird das feiern“, glaubt der Redakteur – als wären Privatsender auf gute Kritiken und nicht auf Quoten angewiesen.

Nun gelingt es der Serie tatsächlich, den Stil von Trash-TV-Formaten von „Bachelor“ bis Dschungelcamp zu imitieren: von der Kandidaten-Vorstellung, den absurden „Challenges“ über die höhnischen Off-Kommentare bis zu den Einzelinterviews zwischendurch. Eine „satirische Kritik an Realityshows“ hatte sich Emil Belton vorgenommen, der nicht nur als Millionär Anthony vor der Kamera stand, sondern zusammen mit seinem Zwillingsbruder Oskar und Kumpel Bruno Alexander (der den Muckimann Tim spielt) auch für Regie und Schnitt verantwortlich war. Doch Satiren und Parodien über Realityshows sind ja schon so alt wie das Genre selbst und können kaum überraschen.

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08.05.2024

Etwas origineller ist nun die Idee von Produzentin Ina-Christina Kersten, die Players mit einer „Feminismus-Edition“ vorzuführen. Statt mannhaft um eine Queen zu kämpfen, sollen die fünf Machos in nur fünf Tagen feministisch umerzogen werden. Doch wie soll das funktionieren? Die Serie führt genüsslich vor, dass das nur mit Erpressung geht und zu Heuchelei führt. Ficklisten-Anthony fühlt sich plötzlich „non-binär“ und will sich schminken, der muslimische Eiferer Abdel, der jede „Challenge“ als „haram“ ablehnt, gibt sich als „Pro-Feminist“ – und alle lesen ihre Statements brav von Tafeln ab, die ihnen die clevere Producerin Amelie (Larissa Sirah Herden) hinhält. Die Spielleiterin hat keine Skrupel, sondern behauptet: „Die Zuschauer sind doch genauso dumm wie die Jungs!“

Die größtenteils improvisierten Spielszenen, bei denen die Player auch auf echte Menschen wie die Pornofilm-Produzentin Paulita Pappel treffen, bieten mitunter absurde Comedy-Szenen, etwa wenn sich Sammy Scheuritzel als Jeppe und Arman Kashani als Abdel in ihre Rollen wirklich hineinsteigern. Von einer tieferen Auseinandersetzung mit männlichen Rollenbildern sind die „Player Of Ibiza“ aber weit entfernt.

Player Of Ibiza. 5 Folgen ab Freitag, 10.5., in der ARD-Mediathek

QOSHE - ARD-Serie „Player Of Ibiza“: Machos müssen Feminismus heucheln - Torsten Wahl
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ARD-Serie „Player Of Ibiza“: Machos müssen Feminismus heucheln

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10.05.2024

Würde man beim Zappen auf diese Serie stoßen, könnte man sich schon irritiert fragen, bei welchem Sender man da eigentlich gelandet ist. Als „Player Of Ibiza“ treten fünf Typen gegeneinander an. Jeder will cooler oder geiler sein als der andere.

Anthony wird vorgestellt als Millionärserbe und prahlt mit einer langen „Fickliste“, Tim ist stolz auf seine Muckis aus dem Fitnessstudio, Marvin ist ein Macho-Rapper der ganz alten Schule, Abdel will unbedingt als Geschäftsmann mit einer Imbiss-Kette groß rauskommen und Jeppe kommt kaum aus seinem Kinderzimmer raus, wo er permanent vorm Computer sitzt.

Doch „Player Of Ibiza“ läuft gar nicht im TV, sondern nur in der ARD-Mediathek, und wer die fünfteilige Serie von Anfang an guckt, sieht, dass dies keine echte Realityshow à la RTL zwei ist, sondern eine Mockumentary, also eine Fiktion im Stile einer........

© Berliner Zeitung


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