Ihr langes sonniges Feiertagswochenende mit freiem Brückentag werden die 12.000 Mitarbeiter des Tesla-Werks im brandenburgischen Grünheide nicht so unbeschwert genossen haben wie andere Vater- oder Muttertagsurlauber. Denn der Konzern, der ihnen mit dem Bau von Elektroautos zukunftsträchtige Arbeit sichert, ist über Himmelfahrt Zielscheibe neuer Proteste angeblicher Umweltschützer geworden. Sie wollen den Ausbau der Fabrik verhindern – notfalls auch mit Gewalt.

Darauf deutete schon der Brandanschlag im März auf einen Strommast in der Nähe, der die Produktion tagelang lahmlegte. Seither nehmen Polizei und Landes­regierung den Schutz der Fabrik zu Recht ernst und tun viel, um Übergriffe der Demonstranten zu verhindern.

Gut so, denn Teile der Aktivisten lassen keinen Zweifel dran, dass es ihnen nur vordergründig um Erhalt von Bäumen oder Wasserreserven geht, sondern gegen die Marktwirtschaft generell und um Abschaffung des Autos im Besonderen. Die Organisation „Disrupt Tesla“ stellt „die Systemfrage“ und kämpft für eine Überwindung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, deren Profitstreben die Lebensgrundlagen zerstöre.

Im E-Auto sieht sie kein innovatives Versprechen zum Erhalt privater klimaschonender Mobilität, sondern nur die Fortsetzung des „Individualverkehrswahns“. Auch das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ lehnt Elektroautos ebenso ab wie Verbrenner und fordert stattdessen „kostenfreien“ Nah- und Fernverkehr für alle. Die Proteste zielen damit letztlich weit über Tesla hinaus:

Die linken Parolen und Aktionen sollten deswegen selbst jenen zu denken geben, die Tesla-Chef Elon Musk einen Dämpfer gönnen. Musk ist ein harter Konkurrent, hält nichts von Gewerkschaften und provoziert auch sonst oft maßlos. Aber seine Innovationskraft und Risikofreude beflügeln den Wettbewerb und zeigen, wie man hierzulande Tempo machen und Widerstände überwinden kann. Wer zu Störaktionen wie in Grünheide lieber schweigt, weil diesmal wenig passiert ist, dessen Unternehmen oder Arbeitsplatz könnte das nächste Ziel sein. Und ohne ein Wirtschaftsklima, das internationale Investoren lockt, wird auch der deutsche Klimaschutz auf der Strecke bleiben.

QOSHE - Zielscheibe Tesla - Heike Göbel
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Zielscheibe Tesla

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12.05.2024

Ihr langes sonniges Feiertagswochenende mit freiem Brückentag werden die 12.000 Mitarbeiter des Tesla-Werks im brandenburgischen Grünheide nicht so unbeschwert genossen haben wie andere Vater- oder Muttertagsurlauber. Denn der Konzern, der ihnen mit dem Bau von Elektroautos zukunftsträchtige Arbeit sichert, ist über Himmelfahrt Zielscheibe neuer Proteste angeblicher Umweltschützer geworden. Sie wollen den Ausbau der Fabrik verhindern – notfalls auch mit Gewalt.

Darauf deutete schon der Brandanschlag im März auf einen Strommast in der Nähe, der........

© Frankfurter Allgemeine


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