Der Gedanke der Städtepartnerschaften ist etwas in die Jahre gekommen. Welcher Frankfurter könnte die 17 Städte aufzählen, mit denen die Metropole am Main bisher in dieser Weise verbunden ist? Wie viele Wiesbadener vermögen auf einer Karte die Lage der Stadt Ocotal zu zeigen, mit der die Landeshauptstadt 1990 eine Partnerschaft einging? Wer in der Rhein-Main-Region wüsste zu sagen, mit welchem Ort in diesem Ballungsraum sich Graz verbunden hat?

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Partnerschaften ein hervorragendes Instrument, um Freundschaften entstehen zu lassen zwischen Menschen von Nationen, die gegeneinander Krieg geführt hatten. Viele deutsch-französische Städtepartnerschaften haben in dieser Zeit ihren Ursprung. Danach sind Verbindungen dieser Art oft aus einem bestimmten aktuellen Anlass heraus entstanden, sei es zur Verbesserung von Handelsbeziehungen, sei es als eine spezielle Form kommunaler Entwicklungshilfe. Nicht alle Partnerschaften leben, wenn man darunter zum Beispiel regelmäßige ­Besuche, namentlich den Austausch von jungen Leuten, versteht.

In Frankfurt bahnt sich nun die 18. Verbindung mit einer anderen Stadt an. Für Montag wird im Römer der Bürgermeister von Lemberg (Lwiw) erwartet, Andriy Sadovyy, der mit Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) einen Vertrag über eine Städtepartnerschaft dieser beiden Orte unterzeichnen wird. Auch diese Verbindung folgt wie manche der vorausgegangenen einem Impuls aus einer aktuellen Lage heraus; hier dem Wunsch, der vom russischen Überfall gezeichneten Großstadt im Westen der Ukraine zu helfen. Man kann schon fragen, ob Frankfurt noch eine weitere Städtepartnerschaft benötigt, aber in diesem Fall ist die Entscheidung des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung ohne jeden Zweifel richtig.

Die Verbindung Lembergs mit einer der wichtigen Großstädte Deutschlands ist ein weiterer Beleg dafür, dass dieses Land an der Seite der Ukraine steht, die beiden Städte sind gleich groß, die Zusammenarbeit ist mit konkreten Unterstützungsangeboten für Lemberg verbunden, so werden der Stadt Omnibusse überlassen, die bisher in Frankfurt fuhren. Weitere Zeichen der Solidarität sind geplant. Zu wünschen ist, dass es eine fruchtbare Partnerschaft wird, die in hoffentlich nicht zu fernen Zeiten des Friedens zu vielen Besuchen und Gegenbesuchen führt.

Die 17 anderen Partnerstädte Frankfurt sind übrigens – in der Reihenfolge ihrer Begründung – Lyon, Birmingham, Deuil-La Barre, Mailand, Kairo, Tel Aviv, Guangzhou, Toronto, Budapest, Prag, Leipzig, Granada, Krakau, Dubai, Yokohama, Eskişehir und Philadelphia. Das mit Wiesbaden verbundene Ocotal liegt im Nordwesten Nicaraguas, und bei der Stadt im Rhein-Main-Gebiet, mit der Graz in Österreich verbandelt ist, handelt es sich um Darmstadt.

QOSHE - Eine richtige Entscheidung - Manfred Köhler
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Eine richtige Entscheidung

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11.05.2024

Der Gedanke der Städtepartnerschaften ist etwas in die Jahre gekommen. Welcher Frankfurter könnte die 17 Städte aufzählen, mit denen die Metropole am Main bisher in dieser Weise verbunden ist? Wie viele Wiesbadener vermögen auf einer Karte die Lage der Stadt Ocotal zu zeigen, mit der die Landeshauptstadt 1990 eine Partnerschaft einging? Wer in der Rhein-Main-Region wüsste zu sagen, mit welchem Ort in diesem Ballungsraum sich Graz verbunden hat?

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Partnerschaften ein hervorragendes Instrument, um Freundschaften entstehen zu lassen zwischen Menschen von Nationen, die gegeneinander Krieg geführt hatten. Viele deutsch-französische Städtepartnerschaften........

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