Der Zeitpunkt für den Seitenwechsel, der im britischen Unterhaus wörtlich zu nehmen ist, war perfekt und auf maximale Außenwirkung angelegt. Unmittelbar vor dem wöchentlichen parlamentarischen Schlagabtausch zwischen Premierminister und Oppositionsführer nahm Natalie Elphicke, zur Überraschung vieler auf beiden Seiten, einen Platz hinter Labour-Führer Keir Starmer ein.

Die Anhängerin des ehemaligen Premierministers Boris Johnson galt nicht als naheliegende Kandidatin für einen Parteiwechsel. In der Vergangenheit hatte sie die Labour Party wiederholt scharf kritisiert, unter anderem wegen deren Migrationspolitik. Sie tritt allerdings für eine Mietpreisbremse ein, was schon eher Labours Programmatik entspricht.

Für Keir Starmer ist der Wechsel der Abgeordneten des Wahlkreises Dover ein vergleichsweise preiswerter Erfolg. Ihr Wahlkreis wird für die nächste Wahl neu zugeschnitten. Labour hat schon einen Kandidaten nominiert und wird an diesem auch festhalten, so dass Elphickes Abgeordnetenkarriere ohnehin zu Ende geht.

Für den konservativen Premierminister Rishi Sunak sieht es nun noch ein wenig düsterer aus als sowieso schon. Der gekonnt in Szene gesetzte Seitenwechsel zeigt, dass es Sunak noch immer nicht gelingt, die unterschiedlichen Strömungen seiner zunehmend mutlosen Partei zusammenzuhalten.

QOSHE - Parteiwechsel mit maximalem Showeffekt - Peter Sturm
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Parteiwechsel mit maximalem Showeffekt

29 0
09.05.2024

Der Zeitpunkt für den Seitenwechsel, der im britischen Unterhaus wörtlich zu nehmen ist, war perfekt und auf maximale Außenwirkung angelegt. Unmittelbar vor dem wöchentlichen parlamentarischen Schlagabtausch zwischen Premierminister und Oppositionsführer nahm Natalie Elphicke, zur Überraschung vieler auf beiden Seiten, einen Platz hinter........

© Frankfurter Allgemeine


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