2022 waren so wenige Aargauerinnen und Aargauer von der Sozialhilfe abhängig, wie noch nie. Doch die niedrigen Zahlen zeigen nicht das ganze Bild: Geflüchtete sind in der Statistik nicht enthalten - und gerade sie haben oft keine Arbeit - der Kommentar.

Die Sozialhilfe ist ein politischer Dauerbrenner im Aargau, links-grüne und rechtsbürgerliche Kräfte befassen sich intensiv damit. So weist die SP darauf hin, dass steigende Mieten, explodierende Strompreise und höhere Krankenkassenprämien das Armutsrisiko erhöhen. Sozialdemokraten und Grüne kritisierten wiederholt die vergleichsweise tiefen Sozialhilfe-Ansätze im Aargau.

SVP- und FDP-Grossräte forderten Kürzungen der Ansätze, Massnahmen gegen Missbrauch und schärfere Regeln für den Bezug. Gemeindevertreter klagen, die Sozialausgaben seien für viele Kommunen eine grosse Belastung. Doch nun zeigt sich: Noch nie waren im Aargau so wenige Menschen von der Sozialhilfe abhängig wie 2022. Die Quote liegt bei 1,8 Prozent.

Versuchen sich die Parteien also zu profilieren, obwohl das Problem ständig kleiner wird? Zu diesem Schluss könnte man angesichts der aktuellen Zahlen kommen – doch das wäre aus zwei Gründen zu kurz gegriffen. Erstens dürfte die Teuerung in der Schweiz auch 2024 mehr als zwei Prozent betragen und die Wirtschaft nur leicht wachsen - das könnte weitere Personen in Not bringen.

Zweitens sind in der Sozialhilfestatistik keine Asylsuchenden, vorläufig Aufgenommenen oder Ukraine-Flüchtlinge aufgeführt. Bei diesen Personen ist die Erwerbsquote sehr tief, viele haben keine Arbeit, sie sind auf Sozialhilfe angewiesen. Und die Aussichten sind schlecht: Die Zahl der Geflüchteten ist 2023 stark gestiegen, ein Rückgang nicht absehbar.

QOSHE - Sozialhilfe-Quote auf Rekordtief: Warum das kein Grund zur Entwarnung ist - Fabian Hägler
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Sozialhilfe-Quote auf Rekordtief: Warum das kein Grund zur Entwarnung ist

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30.11.2023

2022 waren so wenige Aargauerinnen und Aargauer von der Sozialhilfe abhängig, wie noch nie. Doch die niedrigen Zahlen zeigen nicht das ganze Bild: Geflüchtete sind in der Statistik nicht enthalten - und gerade sie haben oft keine Arbeit - der Kommentar.

Die Sozialhilfe ist ein politischer Dauerbrenner im Aargau, links-grüne und rechtsbürgerliche Kräfte befassen sich intensiv damit. So weist die SP darauf hin, dass steigende........

© Aargauer Zeitung


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