München - Fachfrage: Wer sind die größten Flugmeilensammler des FC Bayern in dieser Hinrunde? Der Kanadier Alphonso Davies? Der 23-Jährige war lediglich in zwei der drei Länderspielperioden (September, Oktober, November) auf Achse, um für sein Heimatland aufzulaufen. Der Südkoreaner Min-jae Kim dagegen absolvierte im Herbst sämtliche sechs Länderspiele seiner Auswahl unter Nationaltrainer Jürgen Klinsmann, reiste dafür zwei Mal kreuz und quer durch Asien, einmal standen Freundschaftsspiele in England an. Also: The winner is: Kim.

Für die im Vertrag fixierte Ablösesumme von 50 Millionen Euro hatten die Münchner den Innenverteidiger von der SSC Neapel an die Isar geholt, sein Marktwert beträgt 60 Millionen, sein Meilenkonto bewegt sich wahrscheinlich in ähnlichen Sphären. Nur wenige Monate hat Kim gebraucht, dass ihm die Herzen der Bayern-Fans zufliegen. Weil er abliefert. Konstant und zuverlässig, mit einigen Anpassungsschwierigkeiten (ist mit Bayern, Neapel, Fenerbahce Istanbul und Peking Guoan auch schon sein vierter Verein und seine vierte Liga in vier Jahren) und kleineren Malheuren, aber unter dem Strich steht: zuverlässig.

In allen bisherigen 14 Bundesliga-Spielen der Saison stand der 1,90-m-Riese mit der Rückennummer drei in Bayerns Startelf, wurde nur zwei Mal ausgewechselt. Natürlich setzt Trainer Thomas Tuchel auch am Mittwoch beim VfL Wolfsburg auf "Kante Kim". Überhaupt verpasste der Mann aus der Abteilung "Hart im Nehmen" lediglich zwei der bisher 23 Pflichtspiele, in der Champions League einmal wegen einer Hüftprellung, im DFB-Pokal einmal, weil er einen Schlag abbekommen hatte. Aber Jetlag? Kimmt bei Kim ned vor.

Auch in die Zweikämpfe kommt der 27-Jährige selten zu spät, die Quote seiner gewonnenen Zweikämpfe von 64,32 Prozent bedeutet ligaweit Platz neun in der Rangliste dieser Kategorie. Seine Passquote liegt bei 94,95 Prozent, macht Rang zwei in dieser Ligastatistik. Tuchel liebt die Einfachheit und Klarheit im Spiel von Kim und dass bei ihm ein schnöder Pass auch einfach ein geradliniger, klarer Pass ist. Beim 3:0 gegen den VfB Stuttgart seien "Körperlichkeit und Konzentrationslevel" bei Kim und seinem Abwehrpartner Dayot Upamecano (25) gleichermaßen "sehr stark" gewesen, so Tuchel. Darüber hinaus erzielte Kim das 3:0 per Kopf, ein weiterer Treffer wurde – fälschlicherweise – wegen Abseits aberkannt.

Upamecano konnte in seiner dritten Saison bei den Bayern nicht die konstante Form zeigen, die sich alle von ihm erwarten. Matthijs de Ligt (24), der dritte Innenverteidiger im Kader abgesehen von den Aushilfs-Alternativen wie Noussair Mazraoui oder Leon Goretzka, litt unter zwei langwierigen Verletzungen, hat sich nach einem Innenbandanriss im Knie gerade erst zurückgekämpft in den Kader. Mehr Personal für die zentrale Viererkette hat Bayern nicht.

Im Januar wird Kim fehlen, bis zu fünf Bundesliga-Spiele, hat Tuchel mit dicken Sorgenfalten auf der Stirn ausgerechnet. Beim Asien Cup in Katar (ab 12. Januar) peilt Südkorea das Endspiel am 10. Februar an – nur vier Tage später übrigens treten die Bayern zu ihrem Achtelfinalfinal-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom an. Ein Dilemma. "Wir wissen über die Thematik Bescheid", sagte Tuchel am Dienstag, "es gibt eine Abstellungspflicht, und die Spieler spielen gerne für ihr Land. Das ist ein unglückliches Timing. Wir werden damit umgehen und Lösungen finden. Vor allem Christoph Freund und ich beschäftigen uns damit."

Mit Neuverpflichtungen im Januar. Da ist Freund, der Sportdirektor, gefragt. Es wird knifflig, einen Ersatz für Kante Kim zu finden, der sportlich sofort weiterhilft und sich dann ab Mitte Februar wieder hintanstellt im Ranking der Innenverteidiger.

QOSHE - Alle lieben Abwehr-Monster Kim – doch nun steckt Bayern in einem Dilemma - Patrick Strasser
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Alle lieben Abwehr-Monster Kim – doch nun steckt Bayern in einem Dilemma

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20.12.2023

München - Fachfrage: Wer sind die größten Flugmeilensammler des FC Bayern in dieser Hinrunde? Der Kanadier Alphonso Davies? Der 23-Jährige war lediglich in zwei der drei Länderspielperioden (September, Oktober, November) auf Achse, um für sein Heimatland aufzulaufen. Der Südkoreaner Min-jae Kim dagegen absolvierte im Herbst sämtliche sechs Länderspiele seiner Auswahl unter Nationaltrainer Jürgen Klinsmann, reiste dafür zwei Mal kreuz und quer durch Asien, einmal standen Freundschaftsspiele in England an. Also: The winner is: Kim.

Für die im Vertrag fixierte Ablösesumme von 50 Millionen Euro hatten die Münchner den Innenverteidiger von der SSC Neapel an die Isar geholt, sein Marktwert beträgt 60 Millionen, sein Meilenkonto bewegt sich wahrscheinlich in ähnlichen Sphären. Nur wenige Monate hat Kim gebraucht, dass ihm die Herzen der Bayern-Fans zufliegen. Weil er abliefert. Konstant und........

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