Manchester – Das "Theatre of Dreams", das Theater der Träume, fasziniert jeden Jungen, der in England aufwächst. "Als ich jünger war, habe ich mich immer gefreut, Spiele im Old Trafford zu sehen", sagte Jamal Musiala am Montagabend vor dem Training im legendären Heimstadion von Manchester United. Bis zu seinem Wechsel im Sommer 2019 zum FC Bayern im Alter von 16 Jahren wurde Musiala größtenteils beim FC Chelsea ausgebildet.

Nach überstandenem Muskelfaserriss und dem 20-minütigen Kurzcomeback beim 1:5 in Frankfurt steht Musiala vor einem längeren Einsatz beim letzten, für die Münchner tabellarisch bedeutungslosen Gruppenspiel bei Manchester United. "Ich fühle mich gut und habe sehr hart trainiert, um wieder fit zu sein", sagte der 20-Jährige im Wissen, es gebe noch "ein kleines Limit" für ihn in Sachen Einsatzzeit. Laut Trainer Thomas Tuchel sei der Zehner für "maximal 60 Minuten" bereit. Tuchel weiter: "Es reicht bei ihm nicht für 90 Minuten. Es kann Jamal auch helfen, 30 Minuten zu spielen und Sonntag dann zu starten." Im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den VfB Stuttgart (19.30 Uhr) braucht Tuchel Musialas Esprit und Genialität.

Auf den Briten Jadon Sancho wird Musiala, geboren in Stuttgart, ab dem achten Lebensjahr aufgewachsen in England, am Dienstagabend auch treffen – allerdings nicht auf dem Platz als Gegenspieler. Der 23-jähirge Sancho ist bei United in Ungnade gefallen, hat sein letztes Spiel für die Red Devils am 26. August als Einwechselspieler beim 3:2 bei Nottingham Forest bestritten. Eine Woche später kam es zum Knall. Chefcoach Erik ten Hag strich Sancho vor dem Spiel beim FC Arsenal (3:1) aus dem Kader und zählte den Flügelspieler öffentlich an: "Aufgrund seiner Leistung im Training haben wir ihn nicht ausgewählt. Das Niveau muss man bei Manchester United jeden Tag erreichen." Sancho schoss auf X (früher Twitter) zurück: "Ich werde es nicht zulassen, dass Menschen Dinge über mich sagen, die komplett unwahr sind. Ich habe mich diese Woche im Training sehr gut verhalten." Kurz darauf löschte er den Post wieder – zu spät. Bei einem anschließenden persönlichen Gespräch mit dem niederländischen Trainer soll sich Sancho geweigert haben, sich zu entschuldigen.

Und so ist die Karriere des ehemaligen Dortmunders (2017 bis 2021) ins Stocken geraten, sein Marktwert beträgt aktuell nur noch 32 Millionen Euro. Im Sommer 2021 war Sancho noch für 85 Millionen als gefeierter BVB-Star (137 Einsätze, 50 Tore, 64 Vorlagen) in seine Heimat zu United gewechselt. Dies muss die Zeit gewesen sein, als Sancho für Teenager Musiala ein Vorbild war. "Es war sicher schön zu sehen und hat mir einen Schub gegeben in dem Vertrauen, dass ich es auch schaffen kann", sagte Musiala am Montagabend im Old Trafford. Sancho war 2017 aus der U18 von Manchester City zur Borussia gewechselt. Zwei Jahre später ging Musiala nach Deutschland. Andere Vereine, aber derselbe Weg. Musiala ist richtig abgebogen, gilt als der Hoffnungsträger für die Zukunft der Bayern und im Dress des DFB-Teams für die Heim-EM 2024.

Die Bayern-Bosse möchten mit Musiala unbedingt über dessen Vertragsende 2026 hinaus verlängern, sein Marktwert beträgt 110 Millionen Euro. Manchester United hingegen möchte Sancho, der bis zu einer Entschuldigung alleine trainieren muss, lieber heute als morgen loswerden, also im nächsten Transfer-Fenster Januar. Die damalige Ablöse wird kein Verein für Sancho zahlen, da er seit Monaten keinerlei Spielpraxis hat. Möglich wäre ein Tausch-Deal. Eher nicht mit Borussia Dortmund, die Angreifer Donyell Malen (24) bei einem Tauschgeschäft verrechnen wollen würden. Die neueste Spekulation in England: Der englische Rekordmeister soll dem FC Barcelona einen Tausch angeboten haben, dass Sancho zu den Katalanen wechselt und dafür Barça-Star Raphinha (26) im Gegenzug nach Manchester kommt. Sancho ist nur noch Verhandlungsmasse – falsch abgebogen eben.

QOSHE - Jamal Musiala macht's wie sein Vorbild – aber erfolgreicher - Patrick Strasser
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Jamal Musiala macht's wie sein Vorbild – aber erfolgreicher

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12.12.2023

Manchester – Das "Theatre of Dreams", das Theater der Träume, fasziniert jeden Jungen, der in England aufwächst. "Als ich jünger war, habe ich mich immer gefreut, Spiele im Old Trafford zu sehen", sagte Jamal Musiala am Montagabend vor dem Training im legendären Heimstadion von Manchester United. Bis zu seinem Wechsel im Sommer 2019 zum FC Bayern im Alter von 16 Jahren wurde Musiala größtenteils beim FC Chelsea ausgebildet.

Nach überstandenem Muskelfaserriss und dem 20-minütigen Kurzcomeback beim 1:5 in Frankfurt steht Musiala vor einem längeren Einsatz beim letzten, für die Münchner tabellarisch bedeutungslosen Gruppenspiel bei Manchester United. "Ich fühle mich gut und habe sehr hart trainiert, um wieder fit zu sein", sagte der 20-Jährige im Wissen, es gebe noch "ein kleines Limit" für ihn in Sachen Einsatzzeit. Laut Trainer Thomas Tuchel sei der Zehner für "maximal 60 Minuten" bereit. Tuchel weiter: "Es reicht bei ihm nicht........

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