Die Fluggesellschaft Condor ist als Ferienflieger bekannt, mit der in rot und weiß gestreiften Charter-Maschine DE9150 ging es für die Delegation des FC Bayern am Montagmittag nach Manchester. Damit keine falschen Gedanken aufkommen: Auch wenn das abschließende Gruppenspiel in der Champions League bei Manchester United am Dienstag (21 Uhr, Amazon Prime Video und im AZ-Liveticker) aus Sicht der Münchner tabellarisch bedeutungslos ist, hat die Partie nach dem 1:5-Debakel in Frankfurt einen ganz anderen Drive bekommen - von wegen Kurzurlaub.

"Wir brauchen eine Reaktion", forderte Trainer Thomas Tuchel, während Sportdirektor Christoph Freund kurz vor dem leicht verspäteten Abflug betonte: "Wir reisen mit dem Gefühl nach Manchester, dass wir etwas gutzumachen haben."

Können die Bayern den von Routinier Thomas Müller beschworenen "Wut-Motor" anschmeißen? In seinem Newsletter schrieb der Vize-Kapitän, dem erneut ein Bankplatz droht, über das "ganz besondere Auswärtsspiel" im Old Trafford: "Dort heißt es, aufs Neue an seine Grenzen zu gehen und eine klasse Leistung abzurufen." Als bereits feststehender Gruppensieger kann sich Bayern im Land des Fairplay kein Larifari erlauben, zumal die Gastgeber noch eine Mini-Chance aufs Achtelfinale haben.

Wieder mal eine Frage der Einstellung, die Freund nach dem Frankfurt-Fiasko als Quelle allen Übels klar benannt hatte.

Es wird erneut ein Spiel mit doppeltem Boden, mit der Gefahr, durch Insiderwissen überrumpelt zu werden. Dino Toppmöller (43), von Juli 2021 bis Ende März 2023 als Co-Trainer an der Seite von Cheftrainer Julian Nagelsmann beim FC Bayern unter Vertrag, hatte seiner Eintracht-Mannschaft einen bestens konzipierten Plan mit auf den Weg gegeben, der exakt umgesetzt wurde. Mit "emotionalem Fußball" (Toppmöller) und vielen Umschaltmomenten durchs schwache Münchner Zentrum wurde der Meister auseinandergenommen.

Eine Blaupause für die weiteren drei anstehenden Gegner bis zur Weihnachtspause? Sie alle haben einen Vorteil, und zwar einen Chefcoach an der Seitenlinie, der schon einmal an der Säbener Straße gearbeitet hat. Als da wären:

Erik ten Hag: Der 53-Jährige kämpft mit ManUnited um den Anschluss an die Spitzengruppe der Premier League, ist aktuell nur Tabellensechster. Das bittere 0:3 am Samstag gegen den AFC Bournemouth war bereits die elfte Niederlage in 23 Pflichtspielen, zum neunten Mal kassierte man mindestens drei Gegentore. Ein herber Rückschlag.

United, so die "Manchester Evening News", sei "seine eigene Parodie". Im Sommer 2022 wurde der Niederländer ten Hag bei den Red Devils Nachfolger von Interimstrainer Ralf Rangnick - und erreichte am Saisonende immerhin die Königsklasse.

Von 2013 an hatte ten Hag für zwei Jahre Bayerns zweite Mannschaft in der Regionalliga trainiert und immer wieder Kontakt zu Profi-Chefcoach Pep Guardiola gehalten. Am Montag sagte ten Hag: "Wir wissen, was auf uns zukommt und müssen uns als Gruppe verbessern, härter sein, bereit sein."

Sebastian Hoeneß: Der gebürtige Münchner (41) betreut das Überraschungsteam dieser Saison, den Tabellendritten VfB Stuttgart, Bayerns Heimgegner am Sonntag. Der Sohn von Dieter und Neffe von Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat ebenfalls eine Säbener-Vergangenheit. Von 2017 an leitete er zwei Jahre die A-Jugend, übernahm 2019 die zweite Mannschaft und gewann 2020 sensationell die Drittliga-Meisterschaft (einen Aufstieg erlauben die Statuten nicht). Hoeneß' Belohnung damals: Der Cheftrainer-Posten bei der TSG Hoffenheim als erste Bundesliga-Station.

Niko Kovac: Ob der 52-jährige Cheftrainer des VfL Wolfsburg (seit Sommer 2022 im Amt) am Mittwoch kommender Woche bei Bayerns Gastspiel bei den Niedersachsen noch im Amt ist? Nach sechs Pleiten in den letzten acht Ligaspielen sind die zahnlosen Wölfe lediglich Elfter. Seine Bayern-Vergangenheit (Juli 2018 bis November 2019, Double-Sieger 2019) könnte ihm den X-Faktor für die Partie geben.

Und dafür sorgen, dass es für die Bayern und Tuchel bei ihren Treffen mit der Vergangenheit am Ende im Extremfall heißt: Vier verliert.

QOSHE - Werden die Bayern-Insider eine ernstzunehmende Gefahr für Tuchel? - Patrick Strasser
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Werden die Bayern-Insider eine ernstzunehmende Gefahr für Tuchel?

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12.12.2023

Die Fluggesellschaft Condor ist als Ferienflieger bekannt, mit der in rot und weiß gestreiften Charter-Maschine DE9150 ging es für die Delegation des FC Bayern am Montagmittag nach Manchester. Damit keine falschen Gedanken aufkommen: Auch wenn das abschließende Gruppenspiel in der Champions League bei Manchester United am Dienstag (21 Uhr, Amazon Prime Video und im AZ-Liveticker) aus Sicht der Münchner tabellarisch bedeutungslos ist, hat die Partie nach dem 1:5-Debakel in Frankfurt einen ganz anderen Drive bekommen - von wegen Kurzurlaub.

"Wir brauchen eine Reaktion", forderte Trainer Thomas Tuchel, während Sportdirektor Christoph Freund kurz vor dem leicht verspäteten Abflug betonte: "Wir reisen mit dem Gefühl nach Manchester, dass wir etwas gutzumachen haben."

Können die Bayern den von Routinier Thomas Müller beschworenen "Wut-Motor" anschmeißen? In seinem Newsletter schrieb der Vize-Kapitän, dem erneut ein Bankplatz droht, über das "ganz besondere Auswärtsspiel" im........

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