Kommentar
Birsstadt mit Wakkerpreis ausgezeichnet: Ein Heimatschutz-Entscheid mit Folgen
Nichts mit Ballenberg und alten Bauernhäusern. Der Wakkerpreis 2024, Goldpokal des Schweizerischen Heimatschutzes, geht nicht an eine einzige idyllische Gemeinde, sondern in die Baselbieter Agglo, genauer: an die Birsstadt. Das hat politische Signalwirkung.
Andreas Schwald 09.01.2024, 18.09 Uhr Drucken Teilen
Blick von der Ruine Burg Pfeffingen Richtung Basel. Die Birsstadt ist zu einem umfangreichen Lebensraum für über 90'000 Menschen geworden. Vorne im Bild ist die Gemeinde Aesch gut zu sehen, hinten Basel-Stadt, der Bruderholzrücken und die Roche-Türme.
Bild: Christian Beutler / Keystone
Was musste die Basler Agglo schon an Bezeichnungen über sich ergehen lassen: «Schlafgemeinden», «Speckgürtel von Basel», und sogar «die neue SVP-Hochburg». In der Schweiz war die Agglomeration, der Ort zwischen Land und Stadt, schon immer etwas verdächtig. Sie steht für den Mittelstand und Eigenheimbesitzer, für Aufschwungsgewinner und für die gesichtslose Zersiedelung netter Landschaften.
Dass der Wakkerpreis 2024 des Schweizer Heimatschutzes an die Baselbieter Birsstadt geht, hat Signalwirkung. Der Verein aus den zehn Gemeinden des Birstals – inklusive des solothurnerischen Dornach – zeigt, dass es anders geht. Wenn auch erst seit kurzem: So betonten die Laudatoren, dass die Strecke entlang der Birs seit der Industrialisierung «unkoordiniert gewachsen» war. Erst dank der Zusammenarbeit via Verein Birsstadt kam es zum Kurswechsel.
Die ersten deutlichen Folgen eines lange eingeleiteten Kurswechsels
Das konnte nicht in einem, zwei oder fünf Jahren passieren. Zehn Gemeinden, die bald 100'000 Einwohnende stemmen und ihre politische Autonomie aufrechterhalten, sind kein Schnellboot. Sie bilden ein gigantisches Kreuzfahrtschiff. Der Kurswechsel musste also vor rund 20 Jahren eingeleitet werden, damit konkrete Ergebnisse heute gewürdigt werden können.
Das Modell Birsstadt kann und soll damit Schule machen. Wo kommunale Fusionen oft einen Schritt zu weit gehen, wäre eine solche Organisation nicht nur wünschenswert, sondern Pflicht. Denn die Herausforderungen an einen dichten, lebenswerten und dennoch umweltschonenden Lebensraum sind im 21. Jahrhundert zu gross geworden, als dass sie nur je eine Gemeinde alleine schultern könnte.
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Dass der Wakkerpreis 2024 des Schweizer Heimatschutzes an die Baselbieter Birsstadt geht, hat Signalwirkung. Der Verein aus den zehn Gemeinden des Birstals – inklusive des solothurnerischen Dornach – zeigt, dass es anders geht. Wenn auch erst seit kurzem: So betonten die Laudatoren, dass die Strecke entlang der Birs seit der Industrialisierung «unkoordiniert gewachsen» war. Erst dank der Zusammenarbeit via Verein Birsstadt kam es zum Kurswechsel.
Das konnte nicht in einem, zwei oder fünf Jahren passieren. Zehn Gemeinden, die bald 100'000 Einwohnende stemmen und ihre politische Autonomie aufrechterhalten, sind kein Schnellboot. Sie bilden ein gigantisches Kreuzfahrtschiff. Der Kurswechsel musste also vor rund 20 Jahren eingeleitet werden, damit konkrete Ergebnisse heute gewürdigt werden können.
Das Modell Birsstadt kann und soll damit Schule machen. Wo kommunale Fusionen oft einen Schritt zu weit gehen, wäre eine solche Organisation nicht nur wünschenswert, sondern Pflicht. Denn die Herausforderungen an einen dichten, lebenswerten und dennoch umweltschonenden Lebensraum sind im 21. Jahrhundert zu gross geworden, als dass sie nur je eine Gemeinde alleine schultern könnte.
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09.01.2024
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Andreas Schwald 09.01.2024, 18.09 Uhr Drucken Teilen Blick von der Ruine Burg Pfeffingen Richtung Basel. Die Birsstadt ist zu einem umfangreichen Lebensraum für über 90'000 Menschen geworden. Vorne im Bild ist die Gemeinde Aesch gut zu sehen, hinten Basel-Stadt, der Bruderholzrücken und die Roche-Türme.
Bild: Christian Beutler / Keystone Was musste die Basler Agglo schon an Bezeichnungen über sich ergehen lassen: «Schlafgemeinden», «Speckgürtel von Basel», und sogar «die neue SVP-Hochburg». In der Schweiz war die Agglomeration, der Ort zwischen Land und Stadt, schon immer etwas verdächtig. Sie steht für den Mittelstand und Eigenheimbesitzer, für Aufschwungsgewinner und für die gesichtslose Zersiedelung netter Landschaften.
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