Tourismus

Willkommen in Basel: Der stille Geschäftstourist meldet sich ab, die Freizeittouristen kommen

Früher konnte man sich luftige Slogans wie «Basel tickt anders» oder «Global Players, Local Heroes» leisten. In Zukunft muss die Basler Vermarktung knackiger werden: Mit dem nachhaltigen Rückgang von Geschäftsreisenden gewinnt der Freizeit-Tourismus massiv Gewicht.

Andreas Schwald 15.02.2024, 17.53 Uhr

Drucken

Teilen

Die von Touristikern gerne genutzten zwei Roche-Türme über dem Nebel. Ein Anblick, der mit einer Drohne zwar möglich geworden ist, für Freizeittouristen aber weder erleb-, noch perspektivisch nachvollziehbar ist.

Bild: Raphael Alù

Basel steht vor einem neuen Tourismus-Zeitalter. Die Reisen der Geschäftsleute sind nicht nur während der Pandemie eingebrochen. Sie werden kaum mehr das luxuriöse Niveau erreichen, das sich Basel gewohnt war. Der alte Mix hat ausgedient: Machten Geschäftsreisen – individuell, aber auch Messe- und Kongresswesen – rund zwei Drittel aus, dürften sie es noch auf etwas über die Hälfte schaffen.

Das ist ein Problem. Geschäftsreisende kommen, verbringen die Tage in Konferenzräumen, übernachten und speisen oft auf Geschäftskosten und gehen dann wieder. Tagsüber sieht und hört man sie kaum. Viel Umsatz, kalkulierbarer Aufwand.

Wenn zwei Türme eine Hauptattraktion bilden

Freizeitreisende sind anders. Sie sind anspruchsvoll, suchen Erholung, Inspiration, Wow-Effekte, Trends. Sie verbringen ihre Tage nicht in Büros, sondern auf dem beschränkten Raum, wo auch «Locals» ihre Zeit verbringen. Vor allem aber reisen sie auf eigene Rechnung. Budgets, Bewertungen und Hypes werden relevanter.

Ist Basel dafür bereit? Die Stadt wächst, die Infrastruktur ist am Anschlag, Sehenswürdigkeiten sind überschaubar. Grosskonzerte wurden dem Fussball geopfert. Am Schluss ist es eine politische Frage: Will man Freizeittouristen, braucht es neue Grundlagen. Sonst müssen Bau 1 und Bau 2 von Roche – sicher ganz zur Freude von Konzern und Familie – bald offiziell als Ausflugstürme für Basel herhalten.

Mehr zum Thema

Tourismus

Basler Tourismus-Rekord mit bitterer Note: Spitzenjahr getoppt, aber Tief bei Betten-Auslastung

Aktualisiert

TOURISMUS

HSG-Professor kritisiert Tourismus-Imagewerbung: «Am Ende machen die Gäste die Destination»

08.02.2024

Tourismus-Förderung

Basel Tourismus verlangt vom Kanton mehr Geld, doch der Regierungsrat will das Portemonnaie nicht öffnen

09.02.2024

Früher konnte man sich luftige Slogans wie «Basel tickt anders» oder «Global Players, Local Heroes» leisten. In Zukunft muss die Basler Vermarktung knackiger werden: Mit dem nachhaltigen Rückgang von Geschäftsreisenden gewinnt der Freizeit-Tourismus massiv Gewicht.

Basel steht vor einem neuen Tourismus-Zeitalter. Die Reisen der Geschäftsleute sind nicht nur während der Pandemie eingebrochen. Sie werden kaum mehr das luxuriöse Niveau erreichen, das sich Basel gewohnt war. Der alte Mix hat ausgedient: Machten Geschäftsreisen – individuell, aber auch Messe- und Kongresswesen – rund zwei Drittel aus, dürften sie es noch auf etwas über die Hälfte schaffen.

Das ist ein Problem. Geschäftsreisende kommen, verbringen die Tage in Konferenzräumen, übernachten und speisen oft auf Geschäftskosten und gehen dann wieder. Tagsüber sieht und hört man sie kaum. Viel Umsatz, kalkulierbarer Aufwand.

Freizeitreisende sind anders. Sie sind anspruchsvoll, suchen Erholung, Inspiration, Wow-Effekte, Trends. Sie verbringen ihre Tage nicht in Büros, sondern auf dem beschränkten Raum, wo auch «Locals» ihre Zeit verbringen. Vor allem aber reisen sie auf eigene Rechnung. Budgets, Bewertungen und Hypes werden relevanter.

Ist Basel dafür bereit? Die Stadt wächst, die Infrastruktur ist am Anschlag, Sehenswürdigkeiten sind überschaubar. Grosskonzerte wurden dem Fussball geopfert. Am Schluss ist es eine politische Frage: Will man Freizeittouristen, braucht es neue Grundlagen. Sonst müssen Bau 1 und Bau 2 von Roche – sicher ganz zur Freude von Konzern und Familie – bald offiziell als Ausflugstürme für Basel herhalten.

QOSHE - Willkommen in Basel: Der stille Geschäftstourist meldet sich ab, die Freizeittouristen kommen - Andreas Schwald
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Willkommen in Basel: Der stille Geschäftstourist meldet sich ab, die Freizeittouristen kommen

9 0
15.02.2024

Tourismus

Willkommen in Basel: Der stille Geschäftstourist meldet sich ab, die Freizeittouristen kommen

Früher konnte man sich luftige Slogans wie «Basel tickt anders» oder «Global Players, Local Heroes» leisten. In Zukunft muss die Basler Vermarktung knackiger werden: Mit dem nachhaltigen Rückgang von Geschäftsreisenden gewinnt der Freizeit-Tourismus massiv Gewicht.

Andreas Schwald 15.02.2024, 17.53 Uhr

Drucken

Teilen

Die von Touristikern gerne genutzten zwei Roche-Türme über dem Nebel. Ein Anblick, der mit einer Drohne zwar möglich geworden ist, für Freizeittouristen aber weder erleb-, noch perspektivisch nachvollziehbar ist.

Bild: Raphael Alù

Basel steht vor einem neuen Tourismus-Zeitalter. Die Reisen der Geschäftsleute sind nicht nur während der Pandemie eingebrochen. Sie werden kaum mehr das luxuriöse Niveau erreichen, das sich Basel gewohnt war. Der alte Mix hat ausgedient: Machten Geschäftsreisen – individuell, aber auch Messe- und Kongresswesen – rund zwei Drittel aus, dürften sie es noch auf etwas über die........

© Basellandschaftliche Zeitung


Get it on Google Play