Rutschmadame

Ein Booster für Ruchlose

Woche für Woche nimmt die Rutschmadame das regionale Geschehen aus dem Blickwinkel des nahen Elsass aufs Korn. Diese Woche: Die Fasnacht als Sanktionsmittel.

Martina Rutschmann 20.01.2024, 05.00 Uhr

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Die Fasnacht würde diverse Möglichkeiten bieten, stillose Personen zu disziplinieren.

Bild: Nicole Nars-Zimmer

Neuster Skandal: Ein Berner Regierungsrat rechnet eine Banane trotz hoher Spesenpauschale über Spesen ab. Das ist nur die Spitze. Regelverstösse, wo man hinschaut. Die Leute hamstern Schoggihasen, obwohl deren Verkauf vor der Fasnacht ein No-Go ist. Sie halten «danke» für ein Fremdwort und lassen Reservationen sausen, ohne der Beiz Bescheid zu geben. Sie tragen Kurzarmhemden und stellen den Wagen nach dem Einkauf in die längste Kolonne zurück. Die Liste ist endlos.

Es muss ein Gesetz her, das ungeschriebene Gesetze regelt und Verstösse angemessen ahndet. Welche Strafe wäre geeignet für Leute, denen die Manieren abhandengekommen sind? Bussen schrecken niemanden mehr ab. Und jemanden ins Gefängnis stecken, weil er im tiefsten Winter Heisshunger auf Osterhasen verspürt? Das käme den Steuerzahler nebst den Bananen, die er für Politiker berappen muss, teuer zu stehen. Den Ruchlosen muss Disziplin eingeimpft werden, bis sie aus lauter Höflichkeit Reservationen absagen, obwohl sie nie reserviert haben!

Es führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen Regelbrecher verpflichten, 72 Stunden ohne Pause an der Basler Fasnacht teilzunehmen. Nur dort prallt eine geballte Ladung Drill, Respekt und Fleiss auf sie ein. Das wird sie derart prägen, dass sie fortan gar keine Einkaufswagen mehr benutzen. Als Prävention berichten Geläuterte vor Schulklassen von den düsteren Zeiten, in denen sie voller Überzeugung Kurzarmhemden trugen.

Was aber, wenn die Verpflichtungsstrafe nicht wirkt? Und sich Ruchlose nach dem fasnächtlichen Tugend-Booster weiter unanständig aufführen? Es braucht eine Strafe für die gescheiterte Strafe. Wie wäre es mit der Auflage, nur noch Waggis-Zoggeli tragen zu müssen? Der Androhung eines Guggenkonzerts im eigenen Wohnzimmer? Der Verfügung, für den Rest des Lebens Mehlsuppe essen und die Räppli für die ganze Fasnacht von Hand ausschneiden zu müssen?

Wenn alle Stricke reissen, rufen wir die Bananen-Republik Schweiz mit Hauptstadt Basel aus. Der übelste aller Regelbrecher muss das Land regieren. Statt einer teuren Feier bewerfen ihn Zolli-Affen von einem Waggiswagen aus mit Bananen. Der Regierungschef züchtet aus den Samen eine Plantage und pflanzt diese als Allee in die Freie Strasse. Wer sich nicht bedankt, weiss, was ihm blüht.

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Es muss ein Gesetz her, das ungeschriebene Gesetze regelt und Verstösse angemessen ahndet. Welche Strafe wäre geeignet für Leute, denen die Manieren abhandengekommen sind? Bussen schrecken niemanden mehr ab. Und jemanden ins Gefängnis stecken, weil er im tiefsten Winter Heisshunger auf Osterhasen verspürt? Das käme den Steuerzahler nebst den Bananen, die er für Politiker berappen muss, teuer zu stehen. Den Ruchlosen muss Disziplin eingeimpft werden, bis sie aus lauter Höflichkeit Reservationen absagen, obwohl sie nie reserviert haben!

Es führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen Regelbrecher verpflichten, 72 Stunden ohne Pause an der Basler Fasnacht teilzunehmen. Nur dort prallt eine geballte Ladung Drill, Respekt und Fleiss auf sie ein. Das wird sie derart prägen, dass sie fortan gar keine Einkaufswagen mehr benutzen. Als Prävention berichten Geläuterte vor Schulklassen von den düsteren Zeiten, in denen sie voller Überzeugung Kurzarmhemden trugen.

Was aber, wenn die Verpflichtungsstrafe nicht wirkt? Und sich Ruchlose nach dem fasnächtlichen Tugend-Booster weiter unanständig aufführen? Es braucht eine Strafe für die gescheiterte Strafe. Wie wäre es mit der Auflage, nur noch Waggis-Zoggeli tragen zu müssen? Der Androhung eines Guggenkonzerts im eigenen Wohnzimmer? Der Verfügung, für den Rest des Lebens Mehlsuppe essen und die Räppli für die ganze Fasnacht von Hand ausschneiden zu müssen?

Wenn alle Stricke reissen, rufen wir die Bananen-Republik Schweiz mit Hauptstadt Basel aus. Der übelste aller Regelbrecher muss das Land regieren. Statt einer teuren Feier bewerfen ihn Zolli-Affen von einem Waggiswagen aus mit Bananen. Der Regierungschef züchtet aus den Samen eine Plantage und pflanzt diese als Allee in die Freie Strasse. Wer sich nicht bedankt, weiss, was ihm blüht.

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Martina Rutschmann 20.01.2024, 05.00 Uhr

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Es muss ein Gesetz her, das ungeschriebene Gesetze regelt und Verstösse angemessen ahndet. Welche Strafe wäre geeignet für Leute, denen die Manieren abhandengekommen sind? Bussen schrecken niemanden mehr ab. Und jemanden ins Gefängnis stecken, weil er im tiefsten Winter Heisshunger auf Osterhasen verspürt? Das käme den Steuerzahler nebst den Bananen, die er für Politiker berappen muss, teuer zu stehen. Den Ruchlosen muss Disziplin eingeimpft werden, bis sie aus lauter Höflichkeit Reservationen........

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