Rutschmadame

Hippies statt Blender-Gaga

Woche für Woche nimmt die Rutschmadame das regionale Geschehen aus dem Blickwinkel des nahen Elsass aufs Korn. Heute: Die Wahlplakate der Regierungskandidaten.

Martina Rutschmann 02.03.2024, 05.00 Uhr

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Wer lächelt schöner: Die Kandidaten für die Regierungswahlen.

Bild: Nicole Nars-Zimmer

Stellt euch vor, wir könnten uns bei Regierungsratswahlen nur auf Plakate stützen. Keine sozialen Medien, die uns erklären, wie genial oder doof die Bewerber sind. Keine Zeitungen, die einordnen und analysieren bis einem elend wird. Keine Kandidaten, die von Visionen und Aufbruch brabbeln. Ohne diese Informationsflut wären knappe Sätze auf Plakaten unsere einzige Entscheidungsgrundlage. Aktuell: «Der macht das», «Mit Herz und Verstand», «Die beiden für Basel-Stadt».

Und weiter, Jungs? Fällt euch nicht mehr ein als dieses Blender-Gaga? Würde jeder, der bei Verstand ist, kandidieren, würde unser Kanton wie eine basisdemokratische Hippie-Kommune regiert und alle würden den Verstand verlieren. «Die beiden für Basel-Stadt.» Juristen gehören nicht zu den Kreativsten, aber Leute, was soll das bedeuten? Ein Verb wäre das Mindeste! Damit wir wenigstens ansatzweise erführen, was die zwei für Basel machen wollen, ausser darin existieren.

Apropos machen: «Der macht das.» Ist ja gut, soll er es machen, der Jérôme. Den Bebbi-Sagg rausbringen, den Flur fegen, von mir aus. Aber was soll dieses Grinsen? Was beim Grünen der Mund ist, ist beim Sozi die Hand. Der arme Mustafa hat bestimmt einen Tennisarm vor lauter Händeschütteln. Und Covid. Der freiheitsvernarrte Luca hingegen will nichts von Körpersprache wissen, sondern schreitet möglichst unauffällig neben seinem Idol her und himmelt dieses an. Das Verrückte am Ganzen: Einer der Neuen sitzt bald in der Regierung! Und dann, dann wird’s was geben! Denn am Sonntag resultiert bereits etwas.

Da es aber zu einem zweiten Wahlgang kommen wird, bleibt uns Zeit, herauszufinden, was die Plakatierten wirklich sagen wollen. Bei den sinnfreien Juristen ist es einfach: «Sait dr Babbe zu sim Sohn: Jo nid z’vyl Emotion!» Bei Handyman Mustafa wird es schwieriger. Vielleicht sagt er: «Mein Herz und meine Hand, sag ich süffisant, ergeben genug Verstand für dieses hehre Amt.»

Und der Dritte? Der würde gern vermelden: «Wenn ich es nicht schaffe, grinse ich weiter und unternehme etwas anderes, ich bin schliesslich Unternehmer.» Das Wahlvolk überlegt sich derweil, ob die Hippie-Kommune nicht doch besser wäre. Und ruft, pünktlich zu den Regierungswahlen im Herbst, die Revolution aus.

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Apropos machen: «Der macht das.» Ist ja gut, soll er es machen, der Jérôme. Den Bebbi-Sagg rausbringen, den Flur fegen, von mir aus. Aber was soll dieses Grinsen? Was beim Grünen der Mund ist, ist beim Sozi die Hand. Der arme Mustafa hat bestimmt einen Tennisarm vor lauter Händeschütteln. Und Covid. Der freiheitsvernarrte Luca hingegen will nichts von Körpersprache wissen, sondern schreitet möglichst unauffällig neben seinem Idol her und himmelt dieses an. Das Verrückte am Ganzen: Einer der Neuen sitzt bald in der Regierung! Und dann, dann wird’s was geben! Denn am Sonntag resultiert bereits etwas.

Da es aber zu einem zweiten Wahlgang kommen wird, bleibt uns Zeit, herauszufinden, was die Plakatierten wirklich sagen wollen. Bei den sinnfreien Juristen ist es einfach: «Sait dr Babbe zu sim Sohn: Jo nid z’vyl Emotion!» Bei Handyman Mustafa wird es schwieriger. Vielleicht sagt er: «Mein Herz und meine Hand, sag ich süffisant, ergeben genug Verstand für dieses hehre Amt.»

Und der Dritte? Der würde gern vermelden: «Wenn ich es nicht schaffe, grinse ich weiter und unternehme etwas anderes, ich bin schliesslich Unternehmer.» Das Wahlvolk überlegt sich derweil, ob die Hippie-Kommune nicht doch besser wäre. Und ruft, pünktlich zu den Regierungswahlen im Herbst, die Revolution aus.

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Martina Rutschmann 02.03.2024, 05.00 Uhr

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Und weiter, Jungs? Fällt euch nicht mehr ein als dieses Blender-Gaga? Würde jeder, der bei Verstand ist, kandidieren, würde unser Kanton wie eine basisdemokratische Hippie-Kommune regiert und alle würden den Verstand verlieren. «Die beiden für Basel-Stadt.» Juristen gehören nicht zu den Kreativsten, aber Leute, was soll das bedeuten? Ein Verb wäre das Mindeste! Damit wir wenigstens ansatzweise erführen, was die zwei für Basel machen wollen, ausser darin existieren.

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