Medienkolumne

Westlicher Journalist in russischer Haft: Er und seine Kollegen verdienen höchsten Respekt

Die Inhaftierung von Evan Gershkovich erinnert daran, was die edelste Aufgabe des Journalismus ist. Und warum diese mehr Mut braucht denn je.

Patrik Müller Jetzt kommentieren 29.03.2024, 21.09 Uhr

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«Wall Street Journal»-Reporter Evan Gershkovich bei einer Einvernahme Ende Januar 2024 in Moskau.

Bild: Alexander Zemlianichenko / AP

Vor genau einem Jahr wurde der Journalist Evan Gershkovich, 32, in Jekaterinburg verhaftet. Die russische Justiz steckte den Amerikaner in eine Gefängniszelle – angeblich wegen Spionage. Gershkovich, sein Arbeitgeber (das «Wall Street Journal») und die US-Regierung weisen den Vorwurf vehement zurück.

Einen vergleichbaren Vorfall gab es nicht mehr seit dem Ende des Kalten Krieges. Putin versucht, nach den einheimischen nun auch ausländische Medien mundtot zu machen.

520 Journalistinnen und Journalisten sitzen weltweit in Haft, Tendenz steigend. Nicht nur Russland, auch China, Iran, die Türkei und andere Regimes ziehen die Schraube an. Es beginnt mit Einschüchterung, wie das vor wenigen Tagen auch ein Korrespondent unserer Zeitung erfahren hat.

Wir leben im Medienzeitalter, und die Herrscher haben aus den Aufständen des Arabischen Frühlings gelernt. Wenn sie freien Journalismus verunmöglichen, wenn sie Internet und Social Media total kontrollieren, dient das ihrem Machterhalt.

Das Schicksal von Evan Gershkovich ist eine Erinnerung: Reporter brauchen enorm viel Mut, um aus autoritären Staaten und Krisengebieten zu berichten. Die edelste Aufgabe des Journalismus ist die Suche nach der Wahrheit, und die findet man vor Ort, nicht auf ­Telegram. Wahrheit aber ist an vielen Orten unerwünscht.

Wo die Wahrheit erstickt wird, kann es keine Freiheit geben. Reporter sind darum die Freiheitskämpfer in einer Zeit des aufstrebenden Autoritarismus. Sie verdienen höchsten Respekt.

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Vor genau einem Jahr wurde der Journalist Evan Gershkovich, 32, in Jekaterinburg verhaftet. Die russische Justiz steckte den Amerikaner in eine Gefängniszelle – angeblich wegen Spionage. Gershkovich, sein Arbeitgeber (das «Wall Street Journal») und die US-Regierung weisen den Vorwurf vehement zurück.

Einen vergleichbaren Vorfall gab es nicht mehr seit dem Ende des Kalten Krieges. Putin versucht, nach den einheimischen nun auch ausländische Medien mundtot zu machen.

520 Journalistinnen und Journalisten sitzen weltweit in Haft, Tendenz steigend. Nicht nur Russland, auch China, Iran, die Türkei und andere Regimes ziehen die Schraube an. Es beginnt mit Einschüchterung, wie das vor wenigen Tagen auch ein Korrespondent unserer Zeitung erfahren hat.

Wir leben im Medienzeitalter, und die Herrscher haben aus den Aufständen des Arabischen Frühlings gelernt. Wenn sie freien Journalismus verunmöglichen, wenn sie Internet und Social Media total kontrollieren, dient das ihrem Machterhalt.

Das Schicksal von Evan Gershkovich ist eine Erinnerung: Reporter brauchen enorm viel Mut, um aus autoritären Staaten und Krisengebieten zu berichten. Die edelste Aufgabe des Journalismus ist die Suche nach der Wahrheit, und die findet man vor Ort, nicht auf ­Telegram. Wahrheit aber ist an vielen Orten unerwünscht.

Wo die Wahrheit erstickt wird, kann es keine Freiheit geben. Reporter sind darum die Freiheitskämpfer in einer Zeit des aufstrebenden Autoritarismus. Sie verdienen höchsten Respekt.

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30.03.2024

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Die Inhaftierung von Evan Gershkovich erinnert daran, was die edelste Aufgabe des Journalismus ist. Und warum diese mehr Mut braucht denn je.

Patrik Müller Jetzt kommentieren 29.03.2024, 21.09 Uhr

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«Wall Street Journal»-Reporter Evan Gershkovich bei einer Einvernahme Ende Januar 2024 in Moskau.

Bild: Alexander Zemlianichenko / AP

Vor genau einem Jahr wurde der Journalist Evan Gershkovich, 32, in Jekaterinburg verhaftet. Die russische Justiz steckte den Amerikaner in eine Gefängniszelle – angeblich wegen Spionage. Gershkovich, sein Arbeitgeber (das «Wall Street Journal») und die US-Regierung weisen den Vorwurf vehement zurück.

Einen vergleichbaren Vorfall gab es nicht mehr seit dem Ende des Kalten Krieges. Putin versucht, nach den einheimischen nun auch ausländische Medien mundtot zu machen.

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