Das hätte gepasst wie die Faust aufs Auge. Es wäre der Tiefschlag gewesen für den 1. FC Union Berlin, ein Spiel, das für die Köpenicker nah am Dreier war und einem Befreiungsschlag gleichgekommen wäre, doch noch gänzlich aus der Hand zu geben. Am härtesten getroffen hätte es die Eisernen, dass es mit Marvin Friedrich auch noch einer ihrer Ehemaligen gewesen wäre, der die Partie am vorigen Sonntag bei Borussia Mönchengladbach mit der finalen Aktion auf den Kopf gestellt hätte. Außerdem war mit Jordan Siebatcheu für die allerletzten Minuten auch noch einer, dessen Stammverein derzeit der aus dem Berliner Südosten ist, gekommen, um das Treiben im Union-Strafraum, in dem es zuvor erstaunlich abgeklärt geblieben war, doch noch auf die Spitze zu treiben.

Friedrich, na gut, der hat seine Zelte in Berlin abgebrochen. Sven Michel auch, der drei Wochen zuvor in Augsburg mit seinem Tor den i-Punkt auf die 0:2-Niederlage gesetzt hat. Was hätte es für ein Lamento gegeben, wäre Siebatcheu bei seinem Kurzeinsatz erfolgreich gewesen und hätte damit die Eisernen noch mehr in den Schlamassel geschickt als ohnehin schon? Oder zuvor Jamie Leweling für den VfB Stuttgart? Obwohl: Die Schwaben haben auch ohne eine Kiste von ihm seinen eigentlichen Verein dreimal ohne Gegentor (3:0 und 2:0 um Punkte, 1:0 im Pokal) geputzt.

Trotzdem wird hier ein Dilemma deutlich, das schon jede Mannschaft getroffen hat. Selbst die Bayern hat es bei ihrem 0:3 in diesem Spieljahr in Leverkusen erwischt, als mit Josip Stanisic ihr verliehener Spieler ihnen mit einem Treffer auch ein wenig den Weg verbaut hat zu einer neuerlichen Meisterschaft. Das schafft sogar einer, der ansonsten viel mehr mit dem Verhindern von Toren am Hut hat als mit dem Erzielen.

Man mag Ausleihen mögen oder nicht. Manchmal bringen sie was, manchmal auch nicht. In gewissen Fällen profitiert der aufnehmende Verein oder auch der Spieler, weil er Praxis sammeln kann. Hin und wieder ist der abgebende Verein auch der Gelackmeierte und staunt, dass ein Spieler wie Tim Skarke, mit dem man in der Alten Försterei anscheinend nicht viel anzufangen wusste, für Absteiger Darmstadt acht und damit mehr Tore erzielt hat als jeder aktuelle Unioner.

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Das Geschäftsmodell mit Leihspielern ist eines mit etlichen Tücken. Denn die können Fluch und Segen zugleich sein. Eines nur sollte in jedem Fall stimmen, egal, wo man sein Glück versucht: die Klasse. So ging Lennart Grill, in der vorigen Saison im Eisern-Tor die Nummer zwei hinter Frederik Rönnow, als Nummer eins zu Zweitliga-Aufsteiger VfL Osnabrück. Nach 15 Spielen und einem 0:4 im Keller-Duell bei Schalke 04 (der VfL war Letzter, die Königsblauen auf Rang 16) war damit aber Schluss. Die Norddeutschen blieben zwar auch mit einem anderen Torhüter im Besitz der Roten Laterne, aber Grill hat die Ausleihe nichts gebracht. Von ihm redet in Köpenick niemand mehr.

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Anders ist es wahrscheinlich bei David Datro Fofana. Zwar war der Ivorer nicht immer leicht im Umgang, auch blieb er mit lediglich einem Tor in zwölf Bundesligapartien ein eher uneingelöstes Versprechen, Potenzial aber besitzt er. Wohl ist er mit dem FC Burnley, wohin er vom FC Chelsea wieder nur verliehen ist, so gut wie aus der Premier League abgestiegen, vier Tore aber hat er in 13 Einsätzen erzielt. Seine Treffer führten allesamt zu Punktgewinnen. Was würde der 1. FC Union Berlin darum geben, in der aktuellen Situation auf einen Schützen derart wichtiger Tore bauen zu können.

Im Saisonendspurt lauert noch zweimal die Gefahr, dass einer, der einst das Union-Trikot getragen hat, den Eisernen übel mitspielen könnte. Am Sonntag beim Gastspiel des VfL Bochum in Köpenick ist es Keven Schlotterbeck (dazu Andreas Luthe als zweiter Torhüter), in der Woche darauf beim 1. FC Köln wird es Dominique Heintz sein. Beide sind zwar, genau wie Marvin Friedrich bei Borussia Mönchengladbach, Abwehrspieler. Doch mit Ehemaligen, so die Erfahrung, ist häufig nicht gut Kirschen essen.

QOSHE - 1. FC Union Berlin: Mit ehemaligen Spielern ist nicht gut Kirschen essen - Andreas Baingo
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1. FC Union Berlin: Mit ehemaligen Spielern ist nicht gut Kirschen essen

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01.05.2024

Das hätte gepasst wie die Faust aufs Auge. Es wäre der Tiefschlag gewesen für den 1. FC Union Berlin, ein Spiel, das für die Köpenicker nah am Dreier war und einem Befreiungsschlag gleichgekommen wäre, doch noch gänzlich aus der Hand zu geben. Am härtesten getroffen hätte es die Eisernen, dass es mit Marvin Friedrich auch noch einer ihrer Ehemaligen gewesen wäre, der die Partie am vorigen Sonntag bei Borussia Mönchengladbach mit der finalen Aktion auf den Kopf gestellt hätte. Außerdem war mit Jordan Siebatcheu für die allerletzten Minuten auch noch einer, dessen Stammverein derzeit der aus dem Berliner Südosten ist, gekommen, um das Treiben im Union-Strafraum, in dem es zuvor erstaunlich abgeklärt geblieben war, doch noch auf die Spitze zu treiben.

Friedrich, na gut, der hat seine Zelte in Berlin abgebrochen. Sven Michel auch, der drei Wochen zuvor in Augsburg mit seinem Tor den i-Punkt auf die 0:2-Niederlage gesetzt hat. Was hätte es für ein Lamento gegeben, wäre Siebatcheu bei seinem........

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