Die Bundesliga trauert. Es trauert, wenn ein ganz Großer geht, die ganze Fußballwelt. So war es vor gut acht Jahren bei Johan Cruyff, dem Fußballkönig der Niederländer, und 2020 bei Diego Armando Maradona, dem pibe de oro, dem Goldjungen aus Argentinien. So war es vor einem Jahr bei Pelé, dem Brasilianer und größten Fußballzauberer aller Zeiten, und so ist es in diesen Tagen, eine Woche nach seinem Tod, bei Franz Beckenbauer, dem „Kaiser“ aus München-Giesing.

Ihm zu Ehren erstrahlte die Allianz Arena diese Woche in den Abendstunden mit dem Schriftzug „Danke Franz“. Als der FC Bayern am Freitagabend auf die TSG Hoffenheim traf, sollte der Schriftzug bis dreißig Minuten nach Mitternacht leuchten. Zusätzlich gibt es vor den anderen Bundesligapartien eine Schweigeminute. Die DFL empfiehlt allen Mannschaften das Tragen eines Trauerflors. Am kommenden Freitag veranstaltet der FC Bayern eine Stadiongedenkfeier für den verstorbenen Weltmeister, Europameister, mehrmaligen Europapokalsieger, Europas und Deutschlands Fußballer des Jahres, oftmaligen deutschen Meister und Pokalsieger.

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Ein Großer, natürlich nicht zu vergleichen mit Beckenbauer, ist im ersten Pflichtspiel dieses Jahres für den 1. FC Union – Sonnabend, 15.30 Uhr, beim SC Freiburg – nicht mehr dabei. Leonardo Bonucci, mit dem AC Mailand (einmal) und Juventus Turin (achtmal) italienischer Meister und mit der Squadra Azzurra 2021 Europameister, ist in vier Monaten kein Eiserner geworden. 431 Spiele in der Serie A hat er bestritten, in der Bundesliga aber nur sieben. Auf 36.554 Einsatzminuten ist er in der höchsten italienischen Spielklasse gekommen, in Deutschland auf ganze 463.

Was haben sie sich in Köpenick von ihrem spektakulärsten Zugang nicht alles versprochen: Erfahrung vor allem. Schließlich hatte Bonucci sein Erstligadebüt zwei Wochen nach seinem 19. Geburtstag gegeben. Am 14. Mai 2006 war das, als er beim 2:2 von Inter Mailand in Cagliari für wenige Minuten in die Partie kam. Der 1. FC Union, damals ohne jede Erfahrung, drehte seinerzeit die einmalige Strafrunde in der Nordstaffel der viertklassigen Oberliga Nordost.

Während es das Team von Bonucci in jener Zeit mit den Schwergewichten in Italien zu tun hatte, hießen die Gegner der Eisernen MSV Neuruppin und TSG Neustrelitz, Ludwigsfelder FC und Motor Eberswalde, SV Falkensee-Finkenkrug und Anker Wismar, wo es sogar eine 0:1-Niederlage setzte. Torschützenkönig damals mit 24 Treffern wurde Daniel Teixeira. „Texas“ ist mittlerweile 55 Jahre alt und längst zurück in Brasilien, in Belo Horizonte, wo er seine Karriere einst begonnen hatte.

Bosporus statt Wuhle

Bonucci ist jetzt in Istanbul, bei Fenerbahce, wo er seine Mini-Chance auf die EM-Teilnahme nutzen möchte. Ob er am Bosporus glücklicher wird als an der Wuhle, ist indes äußerst fraglich, denn beim türkischen Rekordmeister passiert der personelle Wechsel meist viel rasanter als anderswo. Allein im Sommer 2023 kamen 23 neue Spieler, noch mehr, nämlich 28, hatten ihn verlassen. Auch Fenerbahces Trainer fristen sportlich meist ein kurzes Dasein. Ismail Kartan ist seit Joachim Löw, den es 1998/99 auch nur ein Spieljahr im Amt hielt, der 20. Coach.

Eines jedenfalls wird Bonucci bei Fenerbahce nicht finden: Kontinuität. Und eines bekommt er auch nicht, weder bei Union und schon gar nicht am Bosporus, wenn er denn mal wieder gehen sollte: ein Abschiedsspiel. Daniel Teixeira übrigens hatte eines bekommen und war damit der erste Spieler, dem in Köpenick diese besondere Ehre zuteilgeworden war.

In Erinnerung behalten werden sie Bonucci trotzdem. Als netten Kerl, einen Star ohne Allüren und den Wunsch nach Extrawürsten. Allein das macht ihn ein wenig besonders. Damit hätte Bonucci, wäre es nur besser gelaufen, durchaus reingepasst in die eiserne Familie. Von einem „wirklich speziellen Klub mit sehr viel Nähe und Zusammenhalt“ hat er bei seinem Arrivederci über den 1. FC Union gesprochen und dass es trotz der sportlichen Rückschläge „eine außergewöhnliche Zeit“ für ihn gewesen sei. Auch Manager Oliver Ruhnert ist des Lobes voll über einen „großartigen Sportmann“, der trotz fehlender Einsatzzeiten „jederzeit positiv geblieben ist und sich mit seiner Persönlichkeit und mit seiner Erfahrung in den Dienst der Mannschaft gestellt hat“.

Weil auch David Datro Fofana nicht mehr da ist, da die Leihe des Stürmers mit dem FC Chelsea vorzeitig beendet wurde, wird wohl doch wahr, was die Köpenicker nach ihrem Ausscheiden aus Europa befürchten mussten: Der für die Champions League aufgemotzte Kader ist deutlich zu groß. Weil Fofana sein Talent, das er an guten Tagen mit enormer Schnelligkeit zu koppeln weiß, in viel zu wenigen Momenten zur Geltung brachte und sich zudem nicht immer an den Knigge im Umgang mit Trainern (verweigertes Abklatschen mit Urs Fischer bei einer Auswechslung) und Mitspielern hielt, weint ihm wahrscheinlich niemand eine Träne nach.

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Was sie brauchen, sind keine Schönwetterspieler, wie es Fofana zu häufig war. Dafür müssen sie nicht ins oberste Regal greifen, oft schon reicht die Marke „Gut und günstig“. Sie brauchen Kämpfer, Malocher und im Angriff Durch-den-Dreck-Geher wie Kevin Behrens (seit August aber ohne Tor) und auch Kevin Volland. Mit Kevin Vogt, seit Donnerstag einer im Union-Trikot (kommt von der TSG Hoffenheim), haben sie diesbezüglich einen Anfang gemacht. Größe (1,94 Meter) bringt der Abwehrspieler mit, Reife (32 Jahre) ebenso wie Erfahrung (319 Einsätze in der Bundesliga), und Robustheit (72 Gelbe Karten) hat er in seiner Erstligakarriere sowieso bewiesen. Ob Vogt beim Rückrundenstart bereits dabei ist, bleibt abzuwarten.

Kurz noch einmal zu Bonucci. Mit seinem einzigen Tor, das bei ihm für den 1. FC Union zu Buche steht, hatte er Christopher Trimmel als Oldie-Torschützen abgelöst. Bis dahin hatte der Kapitän den Ältestenrekord gehalten und könnte ihn sich nun zurückholen. 35 Jahre und 72 Tage alt war Trimmel gewesen, als er am 7. Mai 2022 seinen dritten und bisher letzten Treffer erzielte. Es ist zwar schon etwas länger her, es würde nach Bonuccis Abgang jedoch passen wie der Fernsehturm zu Berlin, der Hauptmann zu Köpenick oder Eisern zu Union: Es war bei einem 4:1 in – Freiburg.

QOSHE - Transfers beim 1. FC Union Berlin: Mehr Malocher, weniger Schönwetterspieler, bitte! - Andreas Baingo
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Transfers beim 1. FC Union Berlin: Mehr Malocher, weniger Schönwetterspieler, bitte!

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13.01.2024

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