Man findet sie an jeder Ecke in New York. Sie heißen Smoke Shop, Liberty Smoke Distributors, High Society oder Weed Shop. Als ich neulich urlaubsbedingt durch Manhattan lief, fiel mir noch etwas auf: der olfaktorische Aspekt der Legalisierung von Cannabis.

In jeder Straße, auf jedem Platz wabert der penetrant-achselschweißartige Knastergeruch. Zwar ist der Qualm der Joints auch in Berlin hier und da wahrzunehmen. Doch zu New York ist das kein Vergleich – noch.

Dort sind Besitz, Kauf und Konsum von Cannabis ab 21 Jahren legal. Man darf 85 Gramm Marihuana mit sich führen. Dabei ist es nicht so, dass der Joint in entspannter Runde kreist. Er wird geraucht wie die Alltagszigarette auf dem hastigen Weg zur Arbeit, von Entspannung keine Spur. Ein Obdachloser hält ein Pappschild „I need weed“ – so weit ist es schon. Schwer auszumachen, ob die Zahl der hirnzerschossenen Menschen dadurch angestiegen ist. Sie mutet aber nicht geringer an als jetzt schon in Berlin.

Alkohol und Zigaretten sind auch legal, das sei viel schlimmer. Von Cannabis sterbe man dagegen nicht, lautet das Kiffer-Argument und das der finanzstarken Cannabis-Industrie, von dem sich die Ampelregierung benebeln ließ, um Kliniken und Ärzten ein weiteres Problem zu bescheren.

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Teure Werbekampagne: Lauterbach warnt jetzt vor den Folgen seiner Cannabis-Legalisierung

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04.04.2024

03.04.2024

04.04.2024

Sollten mit der Freigabe nicht Probleme behoben werden? Von „Entkriminalisierung“ der Kiffer ist die Rede, vom Trockenlegen des illegalen Drogenmarktes, von Entlastung der Polizei und der Gerichte.

Ärzte, Psychiater, Juristen, Polizisten hatten gewarnt. Unter anderem davor, dass durch das THC im Hanf Psychosen oder schizophrene Erkrankungen ausbrechen können – vor allem bei Jugendlichen. Schon jetzt ist Berlins Maßregelvollzug überfüllt mit Insassen, die im Rausch schwere Straftaten begingen. Nichts davon drang bei den Ampelpolitikern durch, insbesondere bei Karl Lauterbach nicht, der als Gesundheitsminister die Freigabe vorantrieb.

Und wie soll überhaupt die Einhaltung der wirren Regeln kontrolliert werden? Was soll geschehen, wenn die Polizei 40 Gramm Cannabis sichert und es vor Gericht durch spätere Trocknung nur noch 20 Gramm sind, fragt etwa die Gewerkschaft der Polizei. Niemand wisse, wie es bei der Verkehrssicherheit ablaufen wird. Die Regierung habe es versäumt, wissenschaftlich evidente Grenzwerte für THC zu bestimmen. So bleibe es unklar, wie Polizisten reagieren sollen, wenn sie jemanden mit Joint am Steuer erwischen. Auch der TÜV warnt, dass der Konsum von Cannabis erhebliche Risiken für die Verkehrssicherheit berge.

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Und das Eindämmen des Schwarzmarktes? Das werde mit der Möglichkeit des privaten Eigenanbaus und dem Anbau in Vereinen oder Genossenschaften konterkariert, warnt die Deutsche Polizeigewerkschaft. Weder THC-Gehalt noch Anbaumengen oder Abgabemodalitäten seien in der Praxis kontrollierbar. Das ist kein Wunder, auch weil es „Smoke Shops“ wie in New York nicht geben wird.

Geradezu irre wirken die „Konsumverbotsbereiche“. Das neue Gesetz schreibt vor: kein Konsum in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr; kein Konsum in Sichtweite von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen und öffentlichen Sportstätten. Wer soll das überwachen? Ist es okay, einen Joint durchzuziehen, wenn der Kinderladen gleich um die Ecke ist und eben nicht „in Sichtweite“?

Jubeln werden die Cannabis-Industrie und die Organisierte Kriminalität. Im Görlitzer Park wird es gestreckten Stoff weiter günstig geben. Dafür warnt Lauterbachs Ministerium auf Steuerzahlerkosten mit der millionenteuren Info-Kampagne „Cannabis legal, aber … Informieren statt Konsumieren“ vor den Folgen seiner Politik, die ebenfalls von den Steuerzahlern getragen werden. Es ist gleichermaßen zum Heulen und Totlachen.

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Cannabis-Qualm in Berlin: Wird es hier bald riechen wie in New York?

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06.04.2024

Man findet sie an jeder Ecke in New York. Sie heißen Smoke Shop, Liberty Smoke Distributors, High Society oder Weed Shop. Als ich neulich urlaubsbedingt durch Manhattan lief, fiel mir noch etwas auf: der olfaktorische Aspekt der Legalisierung von Cannabis.

In jeder Straße, auf jedem Platz wabert der penetrant-achselschweißartige Knastergeruch. Zwar ist der Qualm der Joints auch in Berlin hier und da wahrzunehmen. Doch zu New York ist das kein Vergleich – noch.

Dort sind Besitz, Kauf und Konsum von Cannabis ab 21 Jahren legal. Man darf 85 Gramm Marihuana mit sich führen. Dabei ist es nicht so, dass der Joint in entspannter Runde kreist. Er wird geraucht wie die Alltagszigarette auf dem hastigen Weg zur Arbeit, von Entspannung keine Spur. Ein Obdachloser hält ein Pappschild „I need weed“ – so weit ist es schon. Schwer auszumachen, ob die Zahl der hirnzerschossenen Menschen dadurch angestiegen ist. Sie mutet aber nicht geringer an als jetzt schon in Berlin.

Alkohol und Zigaretten sind auch legal,........

© Berliner Zeitung


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