Valentyna Vysotska ist nervös. Die zierliche Frau mit dem dunkelbraunen Kurzhaarschnitt wäscht am Ende des Raumes einer Kundin die Haare. Abgelenkt schaut sie immer wieder in die Mitte des Salons. Dort sind binnen weniger Minuten an die 30 Menschen durch die Tür des Friseursalons Civan gekommen. Sie reden laut durcheinander. Andere stellen Kameras auf und halten Mikrofone und Scheinwerfer in die Luft. In den Lärm, der an eine Bahnhofshalle erinnert, mischt sich das ohrenbetäubende Rattern der S-Bahn über den Köpfen im Spreebogen am Savignyplatz. Valentyna Vysotska seufzt. Sie sei doch sehr aufgeregt, gesteht sie.

In etwa 30 Minuten werden alle Kameras auf sie gerichtet sein: Die Ukrainerin, die vor zwei Jahren nach dem Krieg nach Berlin geflüchtet ist und nun in Berlin bei ihrer Tochter lebt. Und das, weil Valentyna Vysotska hier als Friseurin arbeitet, weil sie bei einer Jobmesse für Flüchtlinge in Berlin, gar nicht so weit vom Savignyplatz in der Fasanenstraße, an dem richtigen Stand zur richtigen Zeit ihre Visitenkarte hinterlegt und eine Anstellung bei Civan gefunden hat.

Damit ist sie unfreiwillig zu einem Erfolgsbeispiel des im Oktober 2023 von der Bundesregierung gezündeten Job-Turbos geworden, eines Projekts, das Flüchtlinge schneller in Arbeit bringen soll. Das beginne zu wirken, schwärmte jüngst Daniel Terzenbach, der Bundesbeauftragte für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt: „Wir haben im März 2023 rund 2500 und im März 2024 schon weit über 5000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Arbeit gebracht.“ Und das bei mehr Arbeitslosen insgesamt. Auch aus anderen Asylherkunftsländern sei die Beschäftigung gestiegen.

Und dieser Erfolg wird hier offensiv beworben. Man will dem Vorwurf entgegentreten, die Ampel täte nichts gegen die Flüchtlingskrise. Und dem Eindruck, dass es sich viele Migranten stattdessen gut gehen ließen, Bürgergeld bezögen und nicht arbeiteten.

•gestern

23.04.2024

•gestern

Tatsächlich ist die politische Stimmung aufgeheizt in Deutschland. Für die Europawahl im Juni wird die AfD direkt nach der Union als zweitstärkste Kraft gehandelt. Im September könnte die AfD bei drei Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg siegen. Die Migrationskrise ist eines der Themen, mit denen die Rechten punkten.

Terzenbach, der derzeit auf einer Jobbörse und einem Speeddating für Flüchtlinge in Deutschland unterwegs ist, möchte dem etwas entgegensetzen. Er hat gerade mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil den Salon betreten. Valentyna Vysotska, die noch nervöser wirkt, schaut besorgt auf die Politprominenz.

Salon-Inhaber Civan Ucar begrüßt die Gäste. Er ist Türke und in den 1970er-Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen. Ucar sagt: „Ich bin selbst ein Gastarbeiterkind, und es gab Menschen, die mir die Möglichkeit gaben, eine Ausbildung zu machen. Es ist meine Pflicht heute, andere Menschen auszubilden.“ Er hätte niemals eine Chance gehabt, wenn ihm nicht geholfen worden wäre, erzählt der Friseurmeister, der 1998 nach Berlin zog, und zeitweise 20 Salons betrieb.

Der Bundesarbeitsminister nickt wohlwollend, als Ucar sagt: „Es kommt auf die Unternehmen an, hier Verantwortung zu übernehmen. Die Fachkenntnisse sind da, und Fachkräfte brauchen wir alle.“ Auch die Sprache müsse nicht perfekt sein, sagt der Friseurmeister. Valentyna Vysotska könne ebenfalls kaum Deutsch, erzählt er. „Aber sie macht täglich Fortschritte.“

Der Tross nähert sich nun der aufgeregten Ukrainerin, die sich schüchtern zwischen Heil, Berlins SPD-Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe und den Sonderbeauftragten Terzenbach stellt. Leise erzählt sie: „Ich hatte einen eigenen Salon in der Ukraine.“ Doch die Ausbildung sei erst in Deutschland nicht anerkannt worden. Der Minister entgegnet, dass es jetzt alles einfacher werde, die Hürden nicht mehr allzu hoch seien. „Auch wer noch nicht perfekt unsere Sprache spricht, kann erfolgreich durchstarten“, verspricht er.

Die S-Bahn rattert wieder über die Köpfe, die Worte sind kaum zu verstehen. Jemand hat sein Handy auf laut geschaltet, es bimmelt. Valentyna Vysotska schießen Tränen in die Augen, weil Heil sie nach ihrer Heimat fragt. Er tröstet sie. Sie fängt sich wieder und bedankt sich, als er sagt: „So viele Beispiele wie Sie wollen wir noch mehr in den Betrieben sehen.“

Später fügt Berlins SPD-Sozial-Arbeits- und Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe noch hinzu: „Wir wollen, dass geflüchtete Menschen Teil unserer Gesellschaft werden. Damit müssen wir für sie Hindernisse wegräumen, statt ihnen weitere Steine in den Weg zu legen.“

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Denn die Zeit drängt: Neun Jahre sind inzwischen verstrichen, als Zigtausende Migranten vor allem aus Syrien nach Deutschland kamen, die bis heute nicht alle integriert sind. In Deutschland leben mittlerweile 3,3 Millionen Schutzsuchende. Davon arbeiten ungefähr 55 Prozent. Und auch mit Beginn des Krieges in der Ukraine emigrierten viele hierhin. Etwa 160.000 haben inzwischen eine Anstellung.

In Berlin gibt es derzeit weitere 60.000 Flüchtlinge, die einen Job haben könnten, aber arbeitslos sind. Sie beziehen Bürgergeld, 563 Euro monatlich. Das sei „kein bedingungsloses Grundeinkommen“, wie SPD-Politiker Heil in dem Berliner Friseursalon immer wieder sagt. Er weiß, dass gerade diese Leistung im Brennpunkt steht, weil, so Kritiker, sich mit der Höhe Arbeiten kaum noch lohne. Ein Friseur beispielsweise verdient nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung ungefähr 1500 bis 1600 Euro brutto.

Mit dem Job-Turbo sollen daher nun bundesweit etwa 400.000 Migranten direkt aus ihren Sprachkursen in Jobs vermittelt werden, darunter rund 200.000 aus der Ukraine. Migranten sind inzwischen auch häufiger von den Jobcentern eingeladen und beraten worden als zuvor, berichtet Heil in dem Salon am Savignyplatz. Der Job-Turbo laufe eben „auf Hochtouren“, und der Minister bekräftigt: „Deutschland braucht dringend Fach- und Arbeitskräfte.“

Für Björn Wiese aus Eberswalde, etwa 60 Kilometer von Berlin entfernt, sind das erfreuliche Nachrichten, manche kennen ihn aus „Hart aber Fair“. Vor kurzem war der Eberswalder Bäcker Gast in der TV-Sendung, weil er seit 2016 Flüchtlinge beschäftigt.

Wiese saß bei der Talkshow zwischen Politikern, wie Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) und Berlins Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD), die über die Flüchtlingskrise heftig und kontrovers diskutierten. Die Meinungen flogen ihm wie Pingpong-Bälle um die Ohren.

Der Bäcker verfolgte die heftige Debatte oft regungslos. Die Diskutanten rieben sich an der Flüchtlingsfrage, auch daran, dass die Kommunen und Gemeinden überlastet sind, weil die Migranten kaum noch unterzubringen sind. Auch, dass die Kriminalität von Ausländern laut jüngsten Zahlen des BKA dramatisch zugenommen hat. Und natürlich auch über den Umgang mit der Bezahlkarte, für die Schuster plädiert, Kiziltepe allerdings diese nach wie vor kritisch sieht.

Über allem schwebte, dass sich die Regierung in Debatten über Grenzkontrollen – mal mehr, mal weniger – über die Bezahlkarte, oder die hohen Anteile von nicht deutschen Bürgergeldempfängern ohnmächtig zeigt. Und selbst seit Monaten nur noch repariert statt agiert.

Die Stimmung ist seit Monaten gekippt, das weiß auch Wiese. Das gab er auch bei „Hart aber Fair“ zu Bedenken. Er sitzt einen Monat später in seiner Backstube und sagt zur Berliner Zeitung: „Es ist aber auch hausgemacht. 2015 und 2016 kamen so viele Menschen und bis heute ist kaum etwas geschehen, sie zu integrieren. Jetzt werden alle ganz hektisch.“ Und er mahnt: „Wir dürfen die Menschen nicht gegeneinander ausspielen.“ Er nimmt einen Schluck aus seiner Tasse und plädiert für einen Pakt mit der Wirtschaft, aber auch mit den Menschen.

Der Job-Turbo, mit den verbundenen Bemühungen, es allen Seiten einfacher zu machen – das kann er als Unternehmer nur begrüßen, sagt Wiese. Seit 2016 beschäftigt er Flüchtlinge. Damals kamen Zigtausende, auch in Eberswalde lebten zeitweise 1000 Migranten. „Für mich war gleich klar, wenn wir diese Menschen alle hängenlassen, wird es schwierig“, sagt er.

Er handele daher aus Überzeugung und Enthusiasmus, sagt er. „Wir haben einen großen Fachkräftemangel, aber auch ein Ausbildungsproblem. Daher sind wir offen, Flüchtlingen eine Perspektive zu geben“, fährt er fort: „Und wenn ich sehe, wie sehr das geschätzt wird, dann mache ich es gerne. Besonders mit Flüchtlingen, weil sie ein neues Leben aufbauen wollen. Wenn man Menschen Perspektiven bietet, bekommt man dafür sehr viel Engagement und Anerkennung.“

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Wiese ist ein ruhiger Mann, freundlich und Bäckermeister in dritter Generation. Der 52-Jährige beschäftigt aktuell neun Flüchtlinge und Asylbewerber, 60 arbeiten dort insgesamt. In seinem Unternehmen hat er sich auf Bio spezialisiert. Sauerteig-Brote in allen Variationen.

Der Bäcker, mit Kappe und weißem Baumwollhemd, nippt an seinem Kaffee. „Natürlich ist es manchmal mehr Arbeit, Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund als Mitarbeiter zu haben, aber es ist machbar“, sagt er. Wenn auch mitunter schwierig, gesteht er.

Er stellt uns Mustafa Alzeir vor, der gerade seinen Dienst angetreten hat. An diesem Tag ist er für das Catering einer Veranstaltung zuständig, sonst steht der Syrer, der 2016 nach Deutschland flüchtete, hinter der Verkaufstheke. Der Angestellte sagt, er sei glücklich, dass er einen Job habe. „Ich wollte nicht allein zu Hause bleiben und nichts tun“, sagt er. „Ich wollte arbeiten, auch um mein Deutsch zu verbessern und um etwas Sinnvolles mit meiner Zeit zu machen.“ Er sei kein Mensch, der auf der faulen Haut liegen wolle. „Die Arbeit bedeutet mir sehr viel, der Umgang mit Kunden, die Ausbildung und eine bessere Zukunft zu haben. Das hat mir viel Kraft gegeben und mich sehr unterstützt.“

Auch Peter hat seinen Weg nach Deutschland gefunden, er stammt aus Ägypten und ist Angehöriger der christlichen Minderheit der Kopten. Peter erzählt, wie er in die Backstube kam. Er ist ausgebildeter Barista und seit elf Jahren in Deutschland, er emigrierte der Liebe wegen. „Ich habe lange versucht, einen Job zu finden“, sagt er. „Das hat erst nicht geklappt.“ Doch dann habe er in Italien ein Barista-Zertifikat gemacht, inzwischen kann er als Facharbeiter bei Wiese arbeiten. Er genieße es. „Viele meiner Freunde sind Deutsche, das war meine Integration.“ Ihn nerven manchmal allerdings die Debatten, auch die um die Bezahlkarte. Er ist sicher: „Die meisten Menschen, die hierhin kommen, wollen arbeiten. Die wollen nicht auf Kosten des Staats leben. Ich wollte auch nicht nur auf dem Sofa sitzen.“ Wiese lächelt, sagt: „Arbeit ist die beste Integration.“

Es sei aber nach wie vor eine Zwickmühle, sagt er. Der Unternehmer redet aus der Praxis – und sofort wird klar, dass auch dort der Teufel in vielen Details steckt, wenn er Zugewanderte in seiner Backstube arbeiten oder ausbilden möchte. „Das macht nicht immer Spaß. Vieles ist einfach zu bürokratisch. Da musste ich mich erst einmal durchkämpfen, um das alles zu verstehen.“

Er schildert die Behörden-Rennerei, dass es in den Ausländerämtern oft um den Aufenthaltstitel, ob anerkannt, geduldet, schutzbedürftig oder nicht, geht, aber nicht um Lösungen. Mal sperre sich die Behörde oder mal nicht, wenn ein Migrant bei Wiese ausgebildet werden soll. Obendrauf komme der ewige Papierkrieg. Wie oft sei er schon mit seinen Angestellten zum Amt gefahren und habe versucht, alles zu regeln, sagt der Bäcker und trinkt an seinem Kaffee. „Das tun sich die wenigsten Unternehmer an.“

Was er allerdings gar nicht versteht, ist mitunter die Politik, das ewige Hin und Her, Job-Turbo hier, neue Abkommen mit anderen Ländern dort. „Wir kümmern uns nicht um die Migranten, die bislang hier sind, andererseits werben wir weiterhin krampfhaft Fachkräfte aus dem Ausland an – und verlagern damit wieder das Problem.“

Jüngst erst verteidigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im Bundestag die Offensive der Ampel, Fachkräfte aus Kenia zu holen, die bei uns unter anderem in Gastronomie arbeiten sollen. So etwas kann der Bäcker nicht nachvollziehen. Und auch von der Bezahlkarte hält er nichts. „Dann finden Flüchtlinge andere Wege, sich Bargeld zu beschaffen“, sagt er.

Wiese hofft, dass der Job-Turbo zündet. Es sei gut, dass die Hürden, Flüchtlinge arbeiten zu lassen, nicht mehr ganz so hoch sind, sagt er. Der Bäcker war inzwischen bei zwei Veranstaltungen der Arbeitsagenturen zum Thema Job-Turbo, einmal in Barnim und in Berlin. „Ich glaube, es haben inzwischen viele begriffen und es wird an den richtigen Stellen angepackt“, sagt er, fügt hinzu: „Das klang alles recht pragmatisch und das Netzwerk an Beratung und Hilfen für Unternehmen wird besser.“

Vielleicht ist der Job-Turbo ein Schritt in die richtige Richtung, dieser Eindruck bleibt nach dem Besuch bei Wiese hängen. Doch warum kommt dieses Maßnahmenpaket erst jetzt? Auch Wiese stellt sich diese Frage. Schon 2015 und 2016 hätte „damals sofort gehandelt werden müssen, als wir wussten, dass so viele Geflüchtete kommen“, sagt er. Für das langsame Tempo der Politik fehlt ihm das Verständnis.

QOSHE - „Job-Turbo“ für Flüchtlinge: Ampel wirbt aggressiv, aber der Teufel steckt im Detail - Anne-Kattrin Palmer
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„Job-Turbo“ für Flüchtlinge: Ampel wirbt aggressiv, aber der Teufel steckt im Detail

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25.04.2024

Valentyna Vysotska ist nervös. Die zierliche Frau mit dem dunkelbraunen Kurzhaarschnitt wäscht am Ende des Raumes einer Kundin die Haare. Abgelenkt schaut sie immer wieder in die Mitte des Salons. Dort sind binnen weniger Minuten an die 30 Menschen durch die Tür des Friseursalons Civan gekommen. Sie reden laut durcheinander. Andere stellen Kameras auf und halten Mikrofone und Scheinwerfer in die Luft. In den Lärm, der an eine Bahnhofshalle erinnert, mischt sich das ohrenbetäubende Rattern der S-Bahn über den Köpfen im Spreebogen am Savignyplatz. Valentyna Vysotska seufzt. Sie sei doch sehr aufgeregt, gesteht sie.

In etwa 30 Minuten werden alle Kameras auf sie gerichtet sein: Die Ukrainerin, die vor zwei Jahren nach dem Krieg nach Berlin geflüchtet ist und nun in Berlin bei ihrer Tochter lebt. Und das, weil Valentyna Vysotska hier als Friseurin arbeitet, weil sie bei einer Jobmesse für Flüchtlinge in Berlin, gar nicht so weit vom Savignyplatz in der Fasanenstraße, an dem richtigen Stand zur richtigen Zeit ihre Visitenkarte hinterlegt und eine Anstellung bei Civan gefunden hat.

Damit ist sie unfreiwillig zu einem Erfolgsbeispiel des im Oktober 2023 von der Bundesregierung gezündeten Job-Turbos geworden, eines Projekts, das Flüchtlinge schneller in Arbeit bringen soll. Das beginne zu wirken, schwärmte jüngst Daniel Terzenbach, der Bundesbeauftragte für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt: „Wir haben im März 2023 rund 2500 und im März 2024 schon weit über 5000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Arbeit gebracht.“ Und das bei mehr Arbeitslosen insgesamt. Auch aus anderen Asylherkunftsländern sei die Beschäftigung gestiegen.

Und dieser Erfolg wird hier offensiv beworben. Man will dem Vorwurf entgegentreten, die Ampel täte nichts gegen die Flüchtlingskrise. Und dem Eindruck, dass es sich viele Migranten stattdessen gut gehen ließen, Bürgergeld bezögen und nicht arbeiteten.

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23.04.2024

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Tatsächlich ist die politische Stimmung aufgeheizt in Deutschland. Für die Europawahl im Juni wird die AfD direkt nach der Union als zweitstärkste Kraft gehandelt. Im September könnte die AfD bei drei Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg siegen. Die Migrationskrise ist eines der Themen, mit denen die Rechten punkten.

Terzenbach, der derzeit auf einer Jobbörse und einem Speeddating für Flüchtlinge in Deutschland unterwegs ist, möchte dem etwas entgegensetzen. Er hat gerade mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil den Salon betreten. Valentyna Vysotska, die noch nervöser wirkt, schaut besorgt auf die Politprominenz.

Salon-Inhaber Civan Ucar begrüßt die Gäste. Er ist Türke und in den 1970er-Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen. Ucar sagt: „Ich bin selbst ein Gastarbeiterkind, und es gab Menschen, die mir die Möglichkeit gaben, eine Ausbildung zu machen. Es ist meine Pflicht heute, andere Menschen auszubilden.“ Er hätte niemals eine Chance gehabt, wenn ihm nicht geholfen worden wäre, erzählt der Friseurmeister, der 1998 nach Berlin zog, und zeitweise 20 Salons betrieb.

Der Bundesarbeitsminister nickt wohlwollend, als Ucar sagt: „Es kommt auf die Unternehmen an, hier Verantwortung zu übernehmen. Die Fachkenntnisse sind da, und Fachkräfte brauchen wir alle.“ Auch die Sprache müsse nicht perfekt sein, sagt der Friseurmeister. Valentyna Vysotska........

© Berliner Zeitung


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