Wieder gibt es Streit in der Ampel, diesmal um die Bezahlkarte für Flüchtlinge. Eigentlich sollte der Bundestag diese Woche darüber abstimmen. Doch die Entscheidung wurde vertagt, weil sich vor allem die Grünen nach wie vor sträuben. Ein schwerer Schlag auch für Kanzler Olaf Scholz (SPD), der sich seit Monaten dafür einsetzt.

Im November hatten sich die Länder gemeinsam mit der Regierung auf eine Bezahlkarte geeinigt. Nach einem Kabinettsbeschluss vom 1. März soll sie als Option im Asylbewerberleistungsgesetz verankert werden. Die Ausführung obliegt den Ländern, inzwischen nehmen auch 14 der 16 Länder am bundeseinheitlichen Vergabeverfahren teil.

Kommen soll die Karte bundesweit 2024 oder 2025. Aber der Start könnte sich nun verzögern. In dieser Woche sollte der Bundestag über die Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes zur Einführung einer bundesweiten Bezahlkarte abstimmen. Doch das ist verschoben worden, hatte zuerst die Bild-Zeitung vermeldet. Grund: Es gibt weiterhin Abstimmungsbedarf zwischen den drei Ampelparteien. Vor allem Teile der Grünen-Bundestagsfraktion lehnen die Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes vehement ab.

Für SPD und FDP ein Unding. Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, sagt der Berliner Zeitung: „Mit der Bezahlkarte bringen wir mehr Ordnung in die Migrationspolitik. Das ist CDU und CSU nie gelungen.“ Für den Politiker ist klar: „Wir müssen dafür sorgen, dass Pullfaktoren wie Bargeld abgeschafft werden, damit wir die Zahl irregulär Einreisender senken. Mit der Bezahlkarte hat die Koalition einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht.“

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Wichtig sei daher, so Dürr, dass das Instrument schnell und flächendeckend eingeführt wird. „Und deshalb erwarte ich auch von allen Koalitionspartnern, dass sie sich an unsere Vereinbarungen halten. Wir haben versprochen, dass wir möglichst schnell Rechtssicherheit für die Länder schaffen.“ Denn in den ersten Landkreisen zeige die Bezahlkarte schon Wirkung, so der FDP-Politiker.

Zwei Kreise in Thüringen haben die Karte bereits, aber auch Hannover testet die Methode schon. Dort erhalten Flüchtlinge einen kleineren Betrag in bar, der Rest geht auf die Karte. Damit können sie dann einkaufen gehen.

Der Vorteil von Bezahlkarten ist, so die Befürworter, dass die dort zur Verfügung gestellte Summe nur im Inland ausgegeben werden kann. Dafür also, wozu die Leistungen gedacht sind: für das Leben der Geflüchteten hier. Geld für Schlepper oder Überweisungen in das Herkunftsland zu nutzen, ist dann nicht mehr möglich. Zudem versprechen sich die Städte und Gemeinden durch die Bezahlkarte weniger Verwaltungsaufwand: Statt Bargeld auszuhändigen, müssen sie nur die Beträge auf die Karten buchen.

Auch in der SPD sorgt die Grünen-Blockade für Unmut. Der Vize-Fraktionsvorsitzende, Dirk Wiese, sagt der Berliner Zeitung: „Die ständige Verschleppung bei der Einführung der Bezahlkarte ist nicht nur an sich sehr ärgerlich, sondern trifft vor allem die Kommunen vor Ort. Ich appelliere an alle, die auf der Bremse stehen, dringend, nun endlich den Weg freizumachen, um das überfällige Vorhaben in der nächsten Woche im Bundestag abzuschließen. Alles andere ist völlig unverständlich und geht zulasten der Landräte und Bürgermeister.“

Auch die Opposition regt das Bezahlkarten-Desaster auf. „Die Blockadehaltung der Grünen befeuert die Politikverdrossenheit in Deutschland“, sagt die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann der Berliner Zeitung. „Die Kommunen rufen um Hilfe. Viele Bürger haben Sorge vor Verlust ihrer Heimat.“

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Mit einer bundesweiten Bezahlkarte ließen sich illegale Migration und der Missbrauch von Asylleistungen bekämpfen, so die CDU-Politikerin. Ihre Kritik: „Die Grünen torpedieren dieses effektive Instrument mit juristischen Winkelzügen. Und führen damit auch die Ampel an der Nase herum – vorneweg den Bundeskanzler. Olaf Scholz muss endlich die Deckung verlassen und die Machtspiele der Grünen beenden. Sonst geht es nicht mehr um die Bezahlkarte, sondern um die Führungsfrage.“

Die Grünen rechtfertigen derweil die Blockade mit der Befürchtung, dass mit der Bezahlkarte Integration gehemmt werden könne. Faktionsvize Andreas Audretsch sagte dem Spiegel, eine Gesetzesänderung könne zusätzliche Rechtssicherheit schaffen. Gesetze müssten jedoch vor Ort funktionieren.

„In der Sache ist uns Grünen wichtig, dass vor allem Menschen, die dauerhaft in Deutschland leben, die Möglichkeit haben, sich zu integrieren“, so Audretsch weiter. „Das heißt zum Beispiel, dass sich Kinder am Schulkiosk ein Brötchen kaufen können, dass sich Auszubildende ein Busticket in die nächste Stadt kaufen können, dass alleinerziehende Mütter günstig im Secondhand-Laden einkaufen können.“

QOSHE - Plötzlich blockieren Grüne die Bezahlkarte für Flüchtlinge: SPD und FDP stinksauer - Anne-Kattrin Palmer
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Plötzlich blockieren Grüne die Bezahlkarte für Flüchtlinge: SPD und FDP stinksauer

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13.03.2024

Wieder gibt es Streit in der Ampel, diesmal um die Bezahlkarte für Flüchtlinge. Eigentlich sollte der Bundestag diese Woche darüber abstimmen. Doch die Entscheidung wurde vertagt, weil sich vor allem die Grünen nach wie vor sträuben. Ein schwerer Schlag auch für Kanzler Olaf Scholz (SPD), der sich seit Monaten dafür einsetzt.

Im November hatten sich die Länder gemeinsam mit der Regierung auf eine Bezahlkarte geeinigt. Nach einem Kabinettsbeschluss vom 1. März soll sie als Option im Asylbewerberleistungsgesetz verankert werden. Die Ausführung obliegt den Ländern, inzwischen nehmen auch 14 der 16 Länder am bundeseinheitlichen Vergabeverfahren teil.

Kommen soll die Karte bundesweit 2024 oder 2025. Aber der Start könnte sich nun verzögern. In dieser Woche sollte der Bundestag über die Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes zur Einführung einer bundesweiten Bezahlkarte abstimmen. Doch das ist verschoben worden, hatte zuerst die Bild-Zeitung vermeldet. Grund: Es gibt weiterhin Abstimmungsbedarf zwischen den drei Ampelparteien. Vor allem Teile der Grünen-Bundestagsfraktion lehnen die Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes vehement ab.

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© Berliner Zeitung


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