Es riecht nach verbranntem Gummi. Der Kindersitz auf dem Rücksitz ist angekokelt. Auf dem Asphalt liegen in einem Radius von etwa drei Metern Glassplitter verteilt. Das Kennzeichen ist noch gut zu erkennen: Es stammt aus Österreich.

Der Wagen ist einer von mehreren Teslas, die in den vergangenen Wochen angezündet worden sind. So zum Beispiel die beiden Teslas, die in der Nacht auf Dienstag in Friedrichshain-Kreuzberg in Flammen aufgegangen sind. Beide Autos brannten komplett aus. Die Polizei geht derzeit von einem Brandanschlag aus. Die Ermittlungen hat ein Brandkommissariat des Landeskriminalamts Berlin übernommen.

Auch Anfang Februar brannten gegen 2 Uhr nachts zwei Teslas. Der eine Wagen stand in Rummelsburg in der Straße An den Knabenhäusern. Kurz darauf wurde noch ein weiterer Brand in der Hildegard-Marcusson-Straße Ecke Erich-Müller-Straße festgestellt.

Zwei Wochen später ging in der Ellricher Straße, kurz vor der Lauterberger Straße im Neuköllner Ortsteil Britz ein Tesla in Flammen auf und brannte teilweise aus. Die Polizei stellte bei dem Tesla Spuren von Brandbeschleuniger fest.

Im September vergangenen Jahres schütteten Unbekannte vor dem Tesla-Store in der Mall of Berlin am Leipziger Platz verkohlte Erde und angebrannte Äste aus. Sie skandierten „Tesla den Hahn abdrehen ist Handarbeit“ und hielten Plakate mit gleichlautendem Inhalt hoch. Überdies klebten sie Plakate mit der Aufschrift „Driving For A Burning Planet“ an eine Schaufensterscheibe. Auf der Social-Media-Plattform X bekannte sich die Gruppe „Sand im Getriebe Berlin“ zu der Aktion: Tesla wolle in Grünheide noch mehr Wasser fördern „und Wald platt machen“.

Tatsächlich scheinen Tesla-Autos derzeit besonders gefährdet zu sein. Das Unternehmen steht aktuell massiv in der Kritik, nicht zuletzt wegen ihres Chefs Elon Musk. Das Forschungsinstitut Civey befragte bereits 2022 mögliche Autokäufer in Deutschland nach ihrer Meinung zu Tesla. Knapp die Hälfte sagte: Das Verhalten von Elon Musk habe ihre Einstellung zu Tesla ins Negative gedreht. Rund 69 Prozent der Befragten bewerteten Tesla als sehr unsympathisch. Das Image des Elektrobauers hat massiv gelitten.

•gestern

23.04.2024

•gestern

Insgesamt hat die Anzahl der Brandstiftungen an Autos im laufenden Jahr wieder zugenommen. Im Zeitraum vom 1. Januar bis 22. April 2024 verzeichnete die Polizei 139 Fälle von Brandstiftung an Kraftfahrzeugen, zwölf davon gelten als politisch motiviert. Im gleichen Zeitraum 2023 gab es 83 Fälle, das sind 56 Fälle weniger. Elf galten im vergangenen Jahr als politisch motiviert. Selbst im genannten Zeitraum 2022 gab es weniger Fälle als im laufenden Jahr 2024 (insgesamt 123, fünf davon nachweislich politisch motiviert). Welche Gründe es für den Anstieg gibt, vermag die Polizei nicht zu sagen.

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Das Haus, vor dem die Teslas in der vergangenen Nacht brannten und das sich nur ein paar Gehminuten von der Spree entfernt befindet, bietet offenbar häufiger Angriffsfläche für Kriminelle. So flog laut Anwohnern schon mal ein Stein durch eine Fensterscheibe. Es habe zudem mehrfach Einbrüche mit Salpetersäure gegeben.

Ein Mieter ist erschrocken, als er einen der beiden ausgebrannten Teslas sieht. „Wenn mir das passieren würde, hätte ich ein Problem“, sagt der Mann. Manche Mieter hier könnten sich die Wohnung gerade so leisten. Der Bewohner des Hauses mit dem Concierge an der Tür hat eine Botschaft an mutmaßliche Linksextremisten: „Man verändert die Welt nicht mit einem Schaden am Individuum.“

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Brandanschläge auf Autos nehmen zu: Sind Teslas besonders gefährdet?

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25.04.2024

Es riecht nach verbranntem Gummi. Der Kindersitz auf dem Rücksitz ist angekokelt. Auf dem Asphalt liegen in einem Radius von etwa drei Metern Glassplitter verteilt. Das Kennzeichen ist noch gut zu erkennen: Es stammt aus Österreich.

Der Wagen ist einer von mehreren Teslas, die in den vergangenen Wochen angezündet worden sind. So zum Beispiel die beiden Teslas, die in der Nacht auf Dienstag in Friedrichshain-Kreuzberg in Flammen aufgegangen sind. Beide Autos brannten komplett aus. Die Polizei geht derzeit von einem Brandanschlag aus. Die Ermittlungen hat ein Brandkommissariat des Landeskriminalamts Berlin übernommen.

Auch Anfang Februar brannten gegen 2 Uhr nachts zwei Teslas. Der eine Wagen stand in Rummelsburg in der Straße An den Knabenhäusern. Kurz darauf wurde noch ein weiterer Brand in der Hildegard-Marcusson-Straße Ecke Erich-Müller-Straße festgestellt.

Zwei Wochen später ging in der........

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