Der Schauspieler und Filmemacher Til Schweiger hat sich in einem längeren Interview mit dem Zeit-Magazin, das am Mittwoch online veröffentlicht wurde, ausführlich über seinen Alkoholkonsum, Verhalten von Journalisten und deutsche Entertainer ausgelassen. Schweiger erklärte dem Zeit-Magazin, dass ihm die Entertainer Jan Böhmermann und Oliver Pocher besonders unsympathisch seien.

Auf die Frage, warum er gewisse Journalisten nicht zu seinen Premierenfeiern einlade, verweist Schweiger darauf, dass viele Journalisten seinen Charakter falsch darstellen würden und die Unwahrheit schrieben: „Ach, als ich meinen ersten amerikanischen Film gemacht habe, ein sehr teurer Film, ist uns die Finanzierung einer schwedischen Bank weggebrochen. In den Medien wurde das so dargestellt, wie selten dämlich der Schweiger ist. Die haben nie geschrieben, dass ich auch über meine eigene Blödheit lachen kann, ich habe nämlich wirklich einen guten Humor – im Gegensatz zu Leuten wie Jan Böhmermann oder Oliver Pocher, die verachte ich, weil sie immer nur auf Kosten von anderen lachen. Wenn ein Joke mal auf ihre Kosten geht, ziehen sie eine Flunsch und kommen sofort mit einem Anwalt um die Ecke. Bäh! Böhmermann ist für mich das größte Brechmittel in der deutschen Medienlandschaft.“

Auf die Frage, ob Schweiger dem Entertainer mal begegnet sei, sagt der Schauspieler: „Wenn ich den treffe, das hatte ich mir mal geschworen, kriegt der eine fette Schelle. Dann saß ich in einer Lufthansa-Lounge und sah Böhmermann, wie er sich hinter der Süddeutschen vergräbt, aber immer wieder daran vorbeiblinzelt in meine Richtung.“ Er habe auf das „Engelchen“ und nicht auf das „Teufelchen“ in seinem Kopf gehört und Böhmermann dann aber verschont, so Schweiger.

Jan Böhmermann hat auf Instagram auf Schweigers Erinnerungen reagiert. Er schrieb bei Instagram, allem Anschein nach in einem ironischen Unterton, also in der Rolle als Satiriker, dass er Schweiger in einer Lufthansa Lounge nie begegnet sei. Böhmermann: „Gegendarstellung: Ich bin Till Schweiger niemals in einer Lufthansa Lounge begegnet. Die Süddeutsche Zeitung habe ich ebenfalls noch nie gelesen. Was TATSÄCHLICH schon einmal passiert ist (wie ich vor JAHREN schon bei #festundflauschig erzählt habe): Ich saß mal HINTER Til Schweiger in der Economy Class auf einem Eurowings Flug nach Berlin, er vorne in Business. Ich habe ihn allerdings erst beim Aussteigen gesehen, weil ich (vor ihm) das Flugzeug verlassen habe. Dass Til Schweiger mich dabei entdeckt haben könnte, halte ich für unwahrscheinlich, da er SEHR aufgebracht und wütend war, weil er seit mehreren Minuten vergeblich versuchte, seinen Sicherheitsgurt zu öffnen. Ob sechs oder sieben leere 0,2-er Weißweinflaschen auf dem freien Business-Class-Sitz neben Til Schweiger lagen, weiß ich nicht mehr genau. gez. JAN BÖHMERMANN Berlin, 23.4.2024“

gestern

gestern

•vor 6 Std.

Dann heißt es in einem weiteren Slide, ebenfalls ironisch: „AN ALLE PRESSEVERTRETER*INNEN: Wenn Sie nach Lektüre des virilen Hit-Interviews von Til Schweiger im People-Magazin ‚DIE ZEIT‘ jetzt dabei sind, einen ‚Til Schweiger hat Jan Böhmermann in der Lufthansa Lounge gesehen und wollte ihm in die Fresse hauen – aber dann doch nicht‘-Artikel zu verfassen, berücksichtigen Sie in Ihrer Berichterstattung bitte zur Vermeidung presserechtlicher und/ oder juristischer Schritte meine vorangegangene GEGENDARSTELLUNG zu der Sache.“

In den weiteren Slides spricht Jan Böhmermann persönlich in die Kamera. Er greift Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo direkt an und sagt, ebenfalls allem Anschein nach in einem ironischen Unterton und in der Rolle als Comedian: „Wenn ich eines Tages Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo irgendwo mal persönlich treffe, dann haue ich ihm in die Fresse. Das habe ich mir geschworen.“ Der Slide ist untertitelt mit dem Satz: „Ich bin ein friedliebender Mensch!“ Im nächsten Slide schreit Böhmermann: „Ich fordere Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo zu einem Boxkampf auf. Ich ballere dem die Birne weg. Sportlich. Nach allen Regeln. Ich mach den fertig.“ Dann heißt es weiter: „So, Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo... Wenn ich den sehe, der kriegt eine Schelle von mir. (...) Ich hau‘ dem eine. Wenn ich den sehe, haue ich dem eine rein.“

Und dann weiter: „Lese ich Zeit, sagt Til Schweiger, er will mir eine Schelle geben, wenn er mich trifft. Hat mich angeblich gesehen, Lufthansa Lounge, Süddeutsche Zeitung lesend. Frage ich mich natürlich schon: Gewaltverherrlichung, Aufruf zur Gewalt, guckt da keiner drüber bei der Zeit bei den Interviews? Wer ist verantwortlich? Doch nicht der Typ, der das Interview gibt? Publizistische Verantwortung! Und die hat Giovanni di Lorenzo von der Zeit! Und deswegen kriegt der eine Bombe von mir, wenn ich den treffe. Giovanni di Lorenzo, ich hau Dir aufs Maul! Weil Du Deine publizistische Verantwortung nicht wahrnimmst, kriegst Du Schelle! Ich bin ein friedliebender Mensch. Ich möchte einfach nur, dass publizistische Verantwortung wahrgenommen wird. Man kann so etwas doch nicht einfach drucken! Wenn man das doch macht, dann kriegt man Schelle, Giovanni!,“ so Böhmermann.

Im nächsten Slide wird Böhmermann etwas ernster: „Ach Gott. Und es ist erst Mittwoch. Leute, ehrlich. Passt gut in der Schule auf. Ansonsten landet ihr eines Tages im Showgeschäft. Das wünscht man niemandem. Das wünscht man niemandem. Auch viel zu schlecht bezahlt, ehrlich gesagt. Zumindest im ZDF, für den ganzen Bumbs, den man so mitmacht. Na ja. Ich tu‘s für Deutschland.“

Amputationsgefahr: Til Schweiger in Klinik auf Mallorca

11.04.2024

Jan Böhmermann vs. Ordnungsamt: Wo darf ich in Berlin mit dem E-Scooter fahren?

25.03.2024

Böhmermann steigt damit in eine medienethische Debatte ein. Dürfen Dritte in Interviews Gewalt verherrlichen? Oder muss eine Zeitung derartige Sätze streichen? Die Diskussion ist insofern verworren, weil Til Schweiger das Interview mit dem Zeit-Magazin augenscheinlich selbst dafür nutzen wollte, um eine medienethische Debatte loszutreten, die wiederum ihn als Opfer unethischer Berichterstattung darstellen soll. Schweiger sagt, dass ihm der Spiegel-Bericht von 2023 über seinen Machtmissbrauch und seinen Alkoholkonsum am Arbeitsplatz viele Jobs gekostet habe. Wesentliche Vorwürfe aus dem Spiegel-Text weist Schweiger von sich. Zu den Vorwürfen, dass er beim Dreh des Films „Manta Manta Zwo“ einen Kollegen beim Set geschlagen haben soll, sagt er in der Zeit: „Es war noch nicht mal eine Schelle, es war ein Klaps.“ Am Set habe er auch nicht getrunken, er sei berauscht gewesen von einer Party am Abend zuvor. Beim Kollegen, dem er einen Klaps ins Gesicht gegeben haben soll, habe er sich anschließend entschuldigt.

Der Text im Spiegel von 2023 habe, so deutet es Schweiger an, seine Grenzüberschreitungen dramatisiert. Die Reaktionen auf den Text seien unverhältnismäßig gewesen, so Schweiger. Enttäuscht zeigt er sich von Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Sie habe über ihn als „patriarchalischen Macker“ gesprochen. „Ich habe sie vielleicht nicht immer ernst genommen, aber ich fand die Roth nett. Beim Empfang von Angela Merkel, beim Bundesfilmpreis oder beim Bambi, immer wenn sie sah, dass ich fotografiert werde, stand sie sofort neben mir, umarmte mich und sagte: ‚Til, Til, Til.‘ Und dieselbe Person äußert sich derart, ohne mal anzurufen und zu fragen: ‚Til, was ist denn an den Vorwürfen dran?‘ Stattdessen stellt sie sich hin und sagt, Filmfirmen wie Constantin oder Menschen wie Schweiger dürften nicht mehr gefördert werden.“

Schweiger drückt aus, dass ihm die Berichterstattung im Spiegel nachträglich geschadet habe. Auch andere Medien seien „Ich bin ehrlich gesagt auch ein bisschen verzweifelt. Das habe ich noch nie eingestanden, weil ich dem Spiegel den Triumph nicht gönnen wollte. Schließlich glaube ich, der Artikel, ein sogenanntes hit piece, ist mit der vollen Absicht geschrieben worden, meine Karriere für immer zu beenden. Ich habe erstmals etwas von den Vorwürfen gegen mich erfahren, als mir von der Süddeutschen Zeitung knapp hundert sogenannte Konfrontationsfragen geschickt wurden, gespickt mit Un- und ein paar Teilwahrheiten. Es war wirklich widerlich.“

Die Zeit gibt an dieser Stelle an, einen Satz von Schw eiger nachträglich entfernt zu haben. In einem Transparenzhinweis heißt es unter dem Interview in der Zeit: „In der ursprünglichen Version des Interviews behauptete Til Schweiger, die Süddeutschen Zeitung habe ihm nur ‚bis morgen Abend Zeit‘ gegeben, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Die Redaktion der Süddeutschen Zeitung bestreitet diese Darstellung. Schweiger habe vielmehr vier volle Tage Zeit bekommen. Auch seien die Konfrontationsfragen nicht mit Un- und ein paar Teilwahrheiten gespickt gewesen. Im Gegenteil habe die Redaktion gerade zur Klärung von Un- und Teilwahrheiten angefragt. Die Konfrontation Schweigers habe dazu gedient zu klären, welche Vorwürfe zutreffen und welche nicht. Til Schweiger hat inzwischen bestätigt, dass er vier Tage Zeit zur Beantwortung der Fragen hatte und bittet für die fehlerhafte Darstellung um Entschuldigung.“

Vor einem Jahr wurden Vorwürfe gegen Schweiger im Spiegel bekannt, er würde betrunken arbeiten und habe einen ihm vorgesetzten Mitarbeiter geschlagen. Der Spiegel schrieb, er missbrauche seine Macht, verbreite am Set ein Klima der Angst. Schweiger bereut heute die Fehler und werde keinen Alkohol mehr trinken. „Wenn du zu viel trinkst, hast du am nächsten Morgen einen schrecklichen Hangover, der im Alter immer schlimmer wird. Deine Kinder und Freunde sagen dir, wen du im Vollsuff wieder alles verletzt hast. Deshalb will ich nun erst mal gar keinen Alkohol mehr trinken. Ich weiß, dass ich das kann“, so Schweiger.

Eine Reaktion der Zeit nach Böhmermanns ironischem Angriff gegen Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo gab es bisher nicht.

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de

QOSHE - Jan Böhmermann droht Zeit-Chefredakteur: „Der kriegt eine Schelle von mir“ - Christian Gehrke
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Jan Böhmermann droht Zeit-Chefredakteur: „Der kriegt eine Schelle von mir“

12 29
25.04.2024

Der Schauspieler und Filmemacher Til Schweiger hat sich in einem längeren Interview mit dem Zeit-Magazin, das am Mittwoch online veröffentlicht wurde, ausführlich über seinen Alkoholkonsum, Verhalten von Journalisten und deutsche Entertainer ausgelassen. Schweiger erklärte dem Zeit-Magazin, dass ihm die Entertainer Jan Böhmermann und Oliver Pocher besonders unsympathisch seien.

Auf die Frage, warum er gewisse Journalisten nicht zu seinen Premierenfeiern einlade, verweist Schweiger darauf, dass viele Journalisten seinen Charakter falsch darstellen würden und die Unwahrheit schrieben: „Ach, als ich meinen ersten amerikanischen Film gemacht habe, ein sehr teurer Film, ist uns die Finanzierung einer schwedischen Bank weggebrochen. In den Medien wurde das so dargestellt, wie selten dämlich der Schweiger ist. Die haben nie geschrieben, dass ich auch über meine eigene Blödheit lachen kann, ich habe nämlich wirklich einen guten Humor – im Gegensatz zu Leuten wie Jan Böhmermann oder Oliver Pocher, die verachte ich, weil sie immer nur auf Kosten von anderen lachen. Wenn ein Joke mal auf ihre Kosten geht, ziehen sie eine Flunsch und kommen sofort mit einem Anwalt um die Ecke. Bäh! Böhmermann ist für mich das größte Brechmittel in der deutschen Medienlandschaft.“

Auf die Frage, ob Schweiger dem Entertainer mal begegnet sei, sagt der Schauspieler: „Wenn ich den treffe, das hatte ich mir mal geschworen, kriegt der eine fette Schelle. Dann saß ich in einer Lufthansa-Lounge und sah Böhmermann, wie er sich hinter der Süddeutschen vergräbt, aber immer wieder daran vorbeiblinzelt in meine Richtung.“ Er habe auf das „Engelchen“ und nicht auf das „Teufelchen“ in seinem Kopf gehört und Böhmermann dann aber verschont, so Schweiger.

Jan Böhmermann hat auf Instagram auf Schweigers Erinnerungen reagiert. Er schrieb bei Instagram, allem Anschein nach in einem ironischen Unterton, also in der Rolle als Satiriker, dass er Schweiger in einer Lufthansa Lounge nie begegnet sei. Böhmermann: „Gegendarstellung: Ich bin Till Schweiger niemals in einer Lufthansa Lounge begegnet. Die Süddeutsche Zeitung habe ich ebenfalls noch nie gelesen. Was TATSÄCHLICH schon einmal passiert ist (wie ich vor JAHREN schon bei #festundflauschig erzählt habe): Ich saß mal HINTER Til Schweiger in der Economy Class auf einem Eurowings Flug nach Berlin, er vorne in Business. Ich habe ihn allerdings erst beim Aussteigen gesehen, weil ich (vor ihm) das Flugzeug verlassen habe.........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play