An diesem Montag kommen sie wieder zusammen zu Tarifverhandlungen für rund 2700 Ärzte an der Charité, vierte Runde, nächster Versuch. „Wir erwarten diesmal endlich ein tragfähiges Angebot des Vorstands“, sagte Peter Bobbert, der dem Marburger Bund Berlin-Brandenburg vorsteht. „Man muss sich schon fragen, warum das so eskalieren muss.“ Der Marburger Bund hatte für diesen Donnerstag zum Warnstreik aufgerufen. Einige Hundert Klinikärzte haben sich dem Ausstand angeschlossen, etliche versammelten sich morgens vor dem Bettenhochhaus am Campus Mitte zu einer Kundgebung.

Planbare Eingriffe mussten verschoben werden. Am Standort in Mitte etwa konnte lediglich einer von 15 Operationssälen betrieben werden. Eine Notversorgung war sichergestellt. „Oberärzte machen die Dienste“, berichtete Bobbert. Auch am Campus Virchow und am Campus Benjamin Franklin legten Ärzte für einen Tag die Arbeit nieder. Sie kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal, weniger Arbeitszeit und höhere Löhne. Die Charité bietet für die kommenden zwei Jahre jeweils 2,3 Prozent mehr Gehalt. Zudem soll die Arbeitszeit von 42 auf 40 Wochenstunden reduziert werden, was bei unveränderten Bezügen einer zusätzlichen Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent entspräche.

„Das macht insgesamt ein Plus von 9,8 Prozent“, sagte Bobbert. „Ohne zusätzliches Personal wird das jedoch nicht gehen. Das ist allerdings nicht in Sicht.“ Seiner Einschätzung nach sei sogar das Gegenteil der Fall. „Unsere Rückmeldungen sind, dass ärztliches Personal abgebaut wird“, sagte er. „Also stünden dann 40 Stunden Wochenstunden im Vertrag, die Ärzte würden aber genauso viel arbeiten wie bisher.“

Gefährdet seien die Regelungen für die Beschäftigten in Teilzeit, die vor anderthalb Jahren ausgehandelt worden waren, damals, nachdem Charité-Ärzte ebenfalls gestreikt hatten. Ebendiese Vereinbarungen wolle der Vorstand nun aufheben. „Außerdem will die Charité nicht mit uns über Rufbereitschaften reden.“ Die Verhandlungen sind offensichtlich festgefahren. Ein zuletzt anberaumter vierter Termin war unlängst geplatzt. Nun also am Montag der nächste Anlauf.

•gestern

•gestern

23.04.2024

Ärzte rechnen mit der Charité ab: „Inzwischen ist es mir fast egal, wenn das Konsequenzen hätte“

•gestern

Charité-Ärzte fordern deutlich mehr Geld: Kein Grund für eine Neiddebatte

28.01.2024

Die wirtschaftliche Lage ist für Deutschlands Krankenhäuser angespannt. Inflation und gestiegene Sachkosten bei zusätzlichen Aufwendungen für Personal führen dazu, dass in sehr vielen Bilanzen rote Zahlen stehen, dass etliche Häuser bereits Insolvenz anmelden mussten. Für dieses Jahr erwartet die Deutsche Krankenhausgesellschaft bis zu 80 weitere Insolvenzen. „Die Charité steht mit ihren finanziellen Problemen also nicht alleine da“, sagt Bobbert. „Und doch gibt es Beispiele, dass sich die Rahmenbedingungen für die Ärztinnen und Ärzte verbessern lassen.“

Ende März hatte sich der Marburger Bund mit 23 Unikliniken auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt, der ebenfalls 40 statt 42 Stunden durchschnittlich pro Woche vorsieht und eine stufenweise Lohnerhöhung von zehn Prozent. Mit dem Krankenhauskonzern Vivantes, wie die Charité im Besitz des Landes Berlin, kam ebenfalls vor kurzem ein neuer Tarifvertrag zustande. „Ohne Streik“, sagte Bobbert, „weil die Verhandlungsführung zu Kompromissen bereit gewesen ist.“ Im November vergangenen Jahres verständigte sich der Marburger Bund mit den DRK-Kliniken Berlin.

QOSHE - Ärzte-Warnstreik an der Charité: „Wir erwarten endlich ein tragfähiges Angebot“ - Christian Schwager
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Ärzte-Warnstreik an der Charité: „Wir erwarten endlich ein tragfähiges Angebot“

14 37
25.04.2024

An diesem Montag kommen sie wieder zusammen zu Tarifverhandlungen für rund 2700 Ärzte an der Charité, vierte Runde, nächster Versuch. „Wir erwarten diesmal endlich ein tragfähiges Angebot des Vorstands“, sagte Peter Bobbert, der dem Marburger Bund Berlin-Brandenburg vorsteht. „Man muss sich schon fragen, warum das so eskalieren muss.“ Der Marburger Bund hatte für diesen Donnerstag zum Warnstreik aufgerufen. Einige Hundert Klinikärzte haben sich dem Ausstand angeschlossen, etliche versammelten sich morgens vor dem Bettenhochhaus am Campus Mitte zu einer Kundgebung.

Planbare Eingriffe mussten verschoben werden. Am Standort in Mitte etwa konnte lediglich einer von 15 Operationssälen betrieben werden. Eine Notversorgung war sichergestellt. „Oberärzte machen die Dienste“, berichtete Bobbert. Auch am Campus Virchow und am Campus Benjamin Franklin legten Ärzte........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play