Frau Humpe, im nächsten Jahr, 2024, haben Sie ein Berlin-Jubiläum.

Es ist 50 Jahre her, dass ich zum ersten Mal nach Berlin kam. 1974 war das und ich Anfang 20. Ich war zwischendurch auch mal weg, ein Jahr in London, und ab den 90er-Jahren in Hamburg. 2002 bin ich zurück nach Berlin gekommen.

Weil Sie dann doch nicht lassen konnten von der Stadt?

Nach 14 Jahren Hamburg sehnte ich mich nach Berlin zurück. Seitdem wohne ich wieder in Charlottenburg.

Im alten Westen also.

Ja. Was soll ich im Osten? Ich bin West-Berliner, ein Wessi, und das auch gerne.

1974 sind Sie nach Berlin gekommen, aus Herdecke, einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Was hat Sie dazu bewogen?

Aus der ganz harten Provinz, aus Herdecke, war ich schon draußen – ich hatte es immerhin schon nach Köln geschafft. Aber das war keine Stadt für mich. Ich war da an der Musikhochschule, vier Semester habe ich studiert. Und ich hatte eine Schulfreundin, die direkt nach dem Abitur nach Berlin gegangen war, an die HdK (Hochschule der Künste, Anm. d. Red.), und Malerei studierte. Die habe ich besucht, und es war Liebe auf den ersten Blick: Bahnhof Zoo, Kudamm, Winterfeldtplatz – ich hab mich sofort wohlgefühlt. Meine erste WG war am Mehringdamm. Da war gegenüber ein Bolle-Supermarkt, da kauften frühmorgens Leute im Schlafanzug ein, das störte niemanden.

20.11.2023

20.11.2023

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Wie haben Sie so gewohnt?

Die fürstlichste Wohnung lag überm Romy Haag, in der Fuggerstraße, Ecke Welserstraße. Es war ein Eckhaus, die Wohnung hatte insgesamt zwölf Zimmer: 280 Quadratmeter, Parkett vom Feinsten, vier Meter Deckenhöhe. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Dort hatte ich ein Zimmer in einer Zwölfer-WG und wohnte mit einem Schlag besser als meine Eltern. Von diesen Wohnungen gab’s irre viele in Berlin.

Sogar die „El Cóndor Pasa“-Peruaner sahen anders aus als daheim, sagt Mark Reeder in dem Film „B-Movie“.

Man konnte das einfach nicht vergleichen mit der Provinz. Obwohl Berlin ja schon auch was Dörfliches hatte, wenn man es so aufteilte in die einzelnen Stadtteile wie Schöneberg, Kreuzberg, Charlottenburg, Moabit. Das waren ja so kleine intakte Lebensräume für sich, als die Mauer noch stand.

Welche Rolle spielte die eigentlich?

Ich habe die Mauer durchaus auch als positiv empfunden, so als Schutz vor Westdeutschland und dem ganzen Spießertum.

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Ach ja?

Ich fühlte eben, dass ich hier umgeben war von Gleichgesinnten, dass hier ein anderer Spirit war. Aber ich habe erst später mitbekommen, dass man etwa, wenn man nach Berlin zog, nicht zum Bund musste, und dass die Stadt mit ihrer besonderen Lage eben auch sonst ein Sammelbecken war für Outsider aller Art.

Haben Sie eigentlich David Bowie mal getroffen?

Nein, leider nicht. Aber ich habe Iggy Pop einmal im alten Dschungel gesehen.

Sprachen Sie ihn an?

Nein, das hätte ich mich nicht getraut, dafür bin ich viel zu schüchtern.

Sind Sie denn nach Berlin gekommen mit dem Ziel, Musik zu machen?

Ja, das war immer mein Ziel. Ich wollte Songs schreiben. Ich hatte ja von klein auf Klavier gespielt. Ich wollte aber keine klassische Pianistin werden, dafür wäre ich auch nicht gut genug gewesen. Ich wollte in einer Band spielen und Songs schreiben. Genau das wollte ich, nichts anderes.

Und es war immer klar, die Songs sollten auf Deutsch sein?

Ja.

Ging es darum, Deutsch als Musiksprache zu rehabilitieren beziehungsweise neu zu erfinden, nachdem es die Nazis ruiniert hatten?

Ich habe da gar nichts neu erfunden. Es gab schon Ton Steine Scherben, es gab schon Udo Lindenberg, und das hat mir sehr gut gefallen. Die haben mir gezeigt, dass man ganz anders texten kann als in den 30er-Jahren und auch völlig anders als in den Schlagern, die Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre das beherrschende Genre waren in Deutschland.

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Von Ihren Songs heißt es bis heute, es seien eigentlich Parodien gewesen.

Ganz im Gegenteil. Parodie und Ironie sind mir völlig fremd. Was ich sage, meine ich so. Was im Übrigen auf Englisch so nicht möglich gewesen wäre. Das war alles eins zu eins und gerade durch das Deutsche nackt und direkt.

So kitschfrei hatte jedenfalls noch nie jemand über „Blaue Augen“ gesungen.

Das war eben auch eine Haltung. Dass ich so bin, wie ich bin, auch in meinen Songs. Dass ich mich nicht verstelle.

„Ideal und TV lässt mich völlig kalt, und die ganze Szene hängt mir aus dem Hals. Da bleib ich kühl, kein Gefühl.“

Man kann doch mal singen, dass einen gerade nichts anderes interessiert. Es ist ein Liebeslied, meine Güte!

Ein Klassiker. Bei den Radio-eins-Sommersonntagen war es in den Top 100 der besten Songs über Körperteile die Nummer zwei, gleich nach „I Want To Hold Your Hand“ von den Beatles.

Ich habe das auch gehört, und es freut mich natürlich total. Ideal gleich nach den Beatles, wow!

Können Sie sich an den Moment erinnern, als Ihnen der Text zu „Berlin“ eingefallen ist?

Ja, und es war alles genau so. Ich hatte meine Eltern besucht in Herdecke, ich war da zwei, drei Tage. Und ich saß schweißgebadet im Zug, weil ich wieder den ganzen alten Mief abbekommen hatte: Wie siehst du überhaupt aus, das geht doch gar nicht! Die Blicke überall, weil ich natürlich Sachen vom Trödler anhatte. Mir fiel das noch stärker auf als sonst, wie eng die Provinz war. Und dann saß ich also acht Stunden in diesem extrem langsamen Zug. Durch die DDR fuhr er dann noch langsamer, da durfte er ja nur 100 fahren und hielt auch immer wieder an, und man musste die Ausweise zeigen. Und dann …

„Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein. Ich steig aus, gut wieder da zu sein.“

Ja, ich saß wie so oft im Mitropa, und mit einem Mal waren wir am Bahnhof Zoo, da wusste ich: Alles ist wieder gut, ich bin wieder da, zu Hause. Und da kam das über mich, und ich habe es aufgeschrieben: diese Freude, wieder anzukommen, wieder in Berlin zu sein. Das ist auch ein Liebeslied gewesen.

Ihre Schwester Inga sagt, Herzenskontakte seien damals kaum entstanden. Jeder war damit beschäftigt, möglichst cool zu sein.

Sagt sie das? Also ich war verliebt damals, ich hatte Freunde. Aber klar gab es immer wieder auch Momente, in denen ich eine Vereinzelung gespürt habe in Berlin.

„Alle Gefühle tausendmal gefühlt, tiefgefroren, tiefgekühlt“, wie es in dem Song „Eiszeit“ heißt?

Ich habe eine autistische Seite, ich bin wahnsinnig gerne für mich. Ich kommuniziere auch gerne ab und zu, aber es gibt auch so einen ganz leichten Autismus, wo ich dann so eine Stimmung habe oder hatte: Kenn ich alles schon, habe ich alles schon erlebt, brauch ich gerade nicht.

Lassen Sie uns über Ihr Outfit von damals reden. Gab es da irgendeinen Konsens darüber, was geht und was nicht? Gab es den Berlin-Style?

Konsens? Nö. Berlin war ein Sammelbecken von Hardcore-Individualisten. Und es war interessanter zu sagen, ich zieh jetzt einfach morgen an, was ich will, vielleicht ist es übermorgen Mode.

Alles secondhand?

Nur. Ich geh bis heute am liebsten in Secondhandläden, das entspannt mich. Wenn ich in einen Prada-Laden gehe, strengt mich das an.

Ich zitiere aus der Berliner Zeitung: „Eine junge Frau mit Kapitänsmütze und ärmellosem Shirt am E-Piano, um den Hals eine lässig gebundene Krawatte. Kaum ein Bild vermittelt bis heute einen so schlüssigen Eindruck vom Lebensgefühl in den 80er-Jahren in West-Berlin.“

Oh, das ist aber nett.

Gibt es eine Geschichte dazu?

Alles vom Trödel, und die Kapitänsmütze hatte natürlich eine Funktion. Ich war ja überhaupt nicht so der Singezahn, der nach vorne geht, Spaß hat und sexy ist und huhu und so was, so wie Debbie Harry von Blondie, die ich übrigens sehr verehrt habe. Zwischen mir und dem Publikum war ein Klavier, immer. Ich stand zwar relativ vorne, aber ich hatte den Schutz. Und wenn es mir zu viel war, dann habe ich nach unten geguckt, und dann war da der Schirm, da konnte ich mich zurückziehen.

Sie waren nicht glücklich im Rampenlicht?

Nein, ich bin keine Rampensau. War ich nie. Man muss ja in diesem Beruf wissen, was man kann und was man nicht kann. Um eine gute Show zu machen, muss man eine Rampensau sein und das gerne machen und bedienen – und ich bewundere es, wenn andere das können. Nur ich mag das nicht, und ich kann das nicht.

Sie wurden gewissermaßen zur Popikone, gerade weil Sie keine sein wollten.

Wie gesagt, man muss wissen, was man kann. Und was ich kann, ist Songs schreiben. Ich bin sehr froh, dass ich mich schon seit einiger Zeit darauf konzentrieren und in der zweiten Reihe agieren kann. Und die anderen gehen auf Tour, die anderen gehen in die ganzen bescheuerten Fernsehsendungen und machen Promotion, das muss ich doch nicht machen.

Waren Sie mal in der „ZDF-Hitparade“ bei Dieter Thomas Heck?

Mit Ideal nie, aber mit Humpe & Humpe (unter diesem Namen sang sie von 1985 bis 1987 mit ihrer Schwester Inga, Anm. d. Red.).

Sie wollten aber schon Platten verkaufen?

Ich wollte davon leben können. Seit Ideal kann ich das. Vorher musste ich kellnern im Zillemarkt in der Bleibtreustraße. Ich bin eine Spitzenkellnerin, meine Schwester übrigens auch.

Ihr Eltern betrieben ein Café in Herdecke, nicht wahr?

Ja, da haben wir das gelernt. Wir hätten auch einen Club aufmachen können oder ein Restaurant. Das hätten wir auch machen können. Ich habe auch Klavierunterricht gegeben und in Kindergärten frühmusikalische Erziehung. Ich habe richtig gerödelt, um über die Runden zu kommen. Gut, die Bedürfnisse waren damals natürlich anders. Ich kam mit 400 Mark im Monat aus, mein WG-Zimmer kostete 100 Mark. Aber die mussten auch erst verdient werden.

Haben Sie Ihre Musikalität ebenfalls aus Ihrem Elternhaus mitgenommen?

Ja, Musik war immer bei uns. Meine Mutter konnte Klavier spielen und hat Orgel gespielt in der Kirche. Aber der wirklich Musikalische war mein Vater. Der hatte eine Panflöte, auf der er jedes Stück spielen konnte. Und was für mich die Beatles waren, waren für ihn die Comedian Harmonists. Wir waren seinerzeit in dem Kinofilm zusammen, da war er schon ganz alt, und ihm sind die ganze Zeit die Tränen runtergelaufen, den ganzen Film über. Da hat er die Songs aus seiner Jugend wiedergehört, und die inneren Bilder sind wieder gekommen. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen.

Hat Ihr Vater verstanden, was Sie machen?

Wir haben einmal mit Ideal in der Dortmunder Westfalenhalle gespielt. Und Dortmund ist ja nicht weit von Herdecke. Da ist er gekommen. Und alles, was er hinterher gesagt hat, war: „Zu laut!“ Er hat nicht gesagt: „Boa ey, 15.000 Leute!“, sondern: „Viel zu laut!“

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Gab es ein Role Model, irgendjemanden, an dem Sie sich orientiert haben, so musikalisch, aber auch allgemein?

Es gab damals noch nicht allzu viele Frauen, die selbstbestimmt waren und ihr Ding durchgezogen haben in der Musik. Deswegen habe ich mich an Männern orientiert. Meine musikalischen Lehrmeister waren die Beatles, ich habe jeden Song von denen auf dem Klavier nachgespielt und mit meiner Schwester zweistimmig gesungen. Da habe ich gelernt, was ein guter Song ist. Ansonsten: Klar, ich hatte eine linke Einstellung, ich habe die ganzen Jahre über in WGs gewohnt, und mir waren Nazis und Spießer verhasst – aber ich bin nicht mit dem Ziel angetreten, die Welt zu verändern.

Was kommt denn so an Tantiemen allein von Ideal rein?

Ich bin dem Schicksal unendlich dankbar für Ideal. Aber von Ideal allein könnte ich nicht leben. Die Leute denken immer, da rappelt’s im Karton, wenn mal „Blaue Augen“ im Radio läuft, aber das stimmt gar nicht.

Warum sind Sie kurz vor dem Mauerfall fort aus Berlin?

Ich habe ja auch eine Liebesgeschichte mit Berlin, und manchmal in der Liebe ist es doch so, dass man sich tierisch auf den Wecker geht. Ich hatte das Gefühl, Berlin stagniert. Man ging irgendwo in eine Kneipe, und die Leute erzählten, was sie alles Tolles vorhatten – es war aber das Gleiche wie vor zwei Jahren, und gemacht hatten sie nix. Ich hatte das Gefühl, wenn ich hierbleibe, trete ich auf der Stelle. Und dann bin ich nach London, und dann fiel die Mauer. Ich bin aber nicht nach Berlin zurück, sondern nach Hamburg, um dort ein schwer unerfolgreiches Label zu gründen und einen Sohn großzuziehen.

Wie ist so das Verhältnis zu Ihrer Schwester Inga dieser Tage?

Ausgezeichnet. Wir haben Meinungsverschiedenheiten, auch über die Vergangenheit. Wie das bei Geschwistern eben so ist. Aber sie ist dann doch neben meinem Sohn der Mensch, der mir am nächsten ist.

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Werden Sie denn manchmal für sie gehalten?

Natürlich werde ich immer wieder mal angesprochen, Sie sind doch die von 2Raumwohnung. Aber das passiert Inga umgekehrt genauso. Manchmal sage ich auch: „Ja, stimmt.“ Und dann höre ich mir an, was die Leute zu sagen haben.

Ach, Sie klären den Irrtum gar nicht auf?

Nicht immer.

Und wo steht gerade so das Berlin-Liebesbarometer?

Ich gehe nicht mehr so viel aus. Ich habe aber gute Freunde in Berlin, und das auch schon lange. Meine Liebe geht jetzt seit einigen Jahren in Richtung Umfeld und Natur. Ich gehe jetzt gleich nach unserem Gespräch in den Grunewald. Da fahre ich drei Stationen, und dann wandere ich da durch. Waldbaden! Es ist herrlich.

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Annette Humpe: „Ich war ja überhaupt nicht so der Singezahn“

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22.11.2023

Frau Humpe, im nächsten Jahr, 2024, haben Sie ein Berlin-Jubiläum.

Es ist 50 Jahre her, dass ich zum ersten Mal nach Berlin kam. 1974 war das und ich Anfang 20. Ich war zwischendurch auch mal weg, ein Jahr in London, und ab den 90er-Jahren in Hamburg. 2002 bin ich zurück nach Berlin gekommen.

Weil Sie dann doch nicht lassen konnten von der Stadt?

Nach 14 Jahren Hamburg sehnte ich mich nach Berlin zurück. Seitdem wohne ich wieder in Charlottenburg.

Im alten Westen also.

Ja. Was soll ich im Osten? Ich bin West-Berliner, ein Wessi, und das auch gerne.

1974 sind Sie nach Berlin gekommen, aus Herdecke, einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Was hat Sie dazu bewogen?

Aus der ganz harten Provinz, aus Herdecke, war ich schon draußen – ich hatte es immerhin schon nach Köln geschafft. Aber das war keine Stadt für mich. Ich war da an der Musikhochschule, vier Semester habe ich studiert. Und ich hatte eine Schulfreundin, die direkt nach dem Abitur nach Berlin gegangen war, an die HdK (Hochschule der Künste, Anm. d. Red.), und Malerei studierte. Die habe ich besucht, und es war Liebe auf den ersten Blick: Bahnhof Zoo, Kudamm, Winterfeldtplatz – ich hab mich sofort wohlgefühlt. Meine erste WG war am Mehringdamm. Da war gegenüber ein Bolle-Supermarkt, da kauften frühmorgens Leute im Schlafanzug ein, das störte niemanden.

20.11.2023

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20.11.2023

Wie haben Sie so gewohnt?

Die fürstlichste Wohnung lag überm Romy Haag, in der Fuggerstraße, Ecke Welserstraße. Es war ein Eckhaus, die Wohnung hatte insgesamt zwölf Zimmer: 280 Quadratmeter, Parkett vom Feinsten, vier Meter Deckenhöhe. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Dort hatte ich ein Zimmer in einer Zwölfer-WG und wohnte mit einem Schlag besser als meine Eltern. Von diesen Wohnungen gab’s irre viele in Berlin.

Sogar die „El Cóndor Pasa“-Peruaner sahen anders aus als daheim, sagt Mark Reeder in dem Film „B-Movie“.

Man konnte das einfach nicht vergleichen mit der Provinz. Obwohl Berlin ja schon auch was Dörfliches hatte, wenn man es so aufteilte in die einzelnen Stadtteile wie Schöneberg, Kreuzberg, Charlottenburg, Moabit. Das waren ja so kleine intakte Lebensräume für sich, als die Mauer noch stand.

Welche Rolle spielte die eigentlich?

Ich habe die Mauer durchaus auch als positiv empfunden, so als Schutz vor Westdeutschland und dem ganzen Spießertum.

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20.11.2023

Ach ja?

Ich fühlte eben, dass ich hier umgeben war von Gleichgesinnten, dass hier ein anderer Spirit war. Aber ich habe erst später mitbekommen, dass man etwa, wenn man nach Berlin zog, nicht zum Bund musste, und dass die Stadt mit ihrer besonderen Lage eben auch sonst ein Sammelbecken war für Outsider aller Art.

Haben Sie eigentlich David Bowie mal getroffen?

Nein, leider nicht. Aber ich habe Iggy Pop einmal im alten Dschungel gesehen.

Sprachen Sie ihn an?

Nein, das hätte ich mich nicht getraut, dafür bin ich viel zu schüchtern.

Sind Sie denn nach Berlin gekommen mit dem Ziel, Musik zu machen?

Ja, das war immer mein Ziel. Ich wollte Songs schreiben. Ich hatte ja von klein auf Klavier gespielt. Ich wollte aber keine klassische........

© Berliner Zeitung


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