Ab Sonnabend kommen die beiden Bände um Jim Knopf, das von einem Lokomotivführer auf Lummerland aufgezogene Waisenkind, neu in den Buchhandel. Die Bücher von Michael Ende (1929–1995) „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ sowie „Jim Knopf und die Wilde 13“, zuerst 1960 und 1962 erschienen, erfahren dabei leichte sprachliche und zeichnerische Eingriffe. Das teilte der Stuttgarter Thienemann Verlag am Donnerstag mit.

Im Verlag habe man sich dazu im Gespräch mit Endes Erben und nach reiflicher Überlegung entschieden, heißt es. Dabei gehe es darum, dass „Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen“. Die Rede ist zum Beispiel von der heute als N-Wort umschriebenen Bezeichnung für Jim Knopf, der ja schwarz ist, wie Generationen von Lesern wissen. Auf die Beschreibung von Jims äußeren Merkmalen wird verzichtet, wenn sie für die Geschichte nicht notwendig sind oder als Klischee oder Abwertung verstanden würden.

So wäscht sich Jim Knopf in der Neuausgabe immer noch nicht gern. Das kann man nun als typisch für einen kleinen Jungen verstehen. Im Original hält er die Reinigung wegen seiner Hautfarbe für unnötig. Auch weitere Kinder erhielten bei Entstehung der Geschichte von Michael Ende Charakterisierungen, die man heute nicht mehr benutzt, weil sie als rassistisch verstanden werden, gelbe Gesichter etwa oder Mandelaugen. Es gibt einen „Häuptlingssohn“ und einen „Inuit“ anstelle vorheriger Begriffe.

20.02.2024

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„Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln“, heißt es in der Erklärung des Verlags, die im Weiteren zeigt, wie genau man vorgegangen ist. Das N-Wort habe der Autor nur Herrn Ärmel in den Mund gelegt, der in der Fassung der Augsburger Puppenkiste den Beruf des Fotografen hat; bei Michael Ende ist zu lesen, er sei „hauptsächlich Untertan und wurde regiert“. Von Rassen-Ideologie ist die Neufassung übrigens nicht nur im menschlichen Bereich befreit. Der Halbdrache Nepomuk gibt sich im Original Mühe, „sich möglichst wie ein reinrassiger Drache zu benehmen“, in der Neufassung will er „wie ein richtiger Drache“ sein.

Bei den Zeichnungen von F. J. Tripp (1915–1978) wurden ebenfalls dezente Änderungen vorgenommen. Sie betreffen nur die kolorierten Neuausgaben von 2015: Jim Knopf hat nun einen lachenden Mund-Strich ohne betonte Lippen in Rosa, auch gibt es nun eine Nuancierung zwischen dem Schwarz der Haut und der Haare. Die Erben des Zeichners haben laut Verlag ihr Einverständnis gegeben.

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Die Thienemann-Pressestelle schließt die Mitteilung mit einer Information für alle, die Cancel Culture oder Verfälschung wittern: „Die Ausgaben mit den ursprünglichen schwarz-weißen Original-Illustrationen sind unverändert lieferbar. Sie werden zukünftig ein einordnendes Nachwort enthalten.“

QOSHE - Jim Knopf ist schwarz, das lässt sich ohne N-Wort sagen: Bücher von Michael Ende erscheinen neu - Cornelia Geißler
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Jim Knopf ist schwarz, das lässt sich ohne N-Wort sagen: Bücher von Michael Ende erscheinen neu

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22.02.2024

Ab Sonnabend kommen die beiden Bände um Jim Knopf, das von einem Lokomotivführer auf Lummerland aufgezogene Waisenkind, neu in den Buchhandel. Die Bücher von Michael Ende (1929–1995) „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ sowie „Jim Knopf und die Wilde 13“, zuerst 1960 und 1962 erschienen, erfahren dabei leichte sprachliche und zeichnerische Eingriffe. Das teilte der Stuttgarter Thienemann Verlag am Donnerstag mit.

Im Verlag habe man sich dazu im Gespräch mit Endes Erben und nach reiflicher Überlegung entschieden, heißt es. Dabei gehe es darum, dass „Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen“. Die Rede ist zum Beispiel von der heute als N-Wort umschriebenen Bezeichnung für Jim Knopf, der ja schwarz........

© Berliner Zeitung


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