Es war eines der wenigen verbliebenen Versprechen der Berliner SPD zur Abgeordnetenhauswahl Anfang vergangenen Jahres: Berlin sollte wieder ein 29-Euro-Ticket kriegen, nutzbar in Bussen und Bahnen im gesamten Stadtgebiet. Jetzt hat der Vorverkauf begonnen, doch die Kritik daran ist massiv.

Das 29-Euro-Ticket soll eine günstige Alternative zum Deutschlandticket sein, mit dem für 49 Euro im Monat der gesamte ÖPNV bundesweit genutzt werden kann. Doch es ist umstritten. Das Berliner Ticket gilt nur für den AB-Bereich. Das Ticket ist mit einer Mindestlaufzeit von zwölf Monaten versehen, erst nach dem ersten Jahr kann monatlich gekündigt werden.

Die Kritik entzündet sich vor allem an den Kosten für das Land Berlin – bekanntlich laufen immer noch die Verhandlungen für den Doppelhaushalt der Stadt für 2024/2025: Die hochsubventionierte Fahrkarte kostet Berlin pro Jahr 300 Millionen Euro, bis 2025 wären das 600 Millionen Euro. Selbst Umweltschützer protestieren, schließlich müssten deswegen andere wichtige Verkehrsprojekte liegen bleiben.

Zur Geschichte des 29-Euro-Tickets gehört, dass nicht nur die inzwischen oppositionellen Grünen und Linken, sondern auch die heutige Regierungspartei CDU einst solche oder ähnliche Tarife propagierten. Heute steht es im schwarz-roten Koalitionsvertrag. Doch heute, da die Kassen knapp sind, steht die SPD in Berlin sehr allein. Also: Was sagt die Partei jetzt?

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Franziska Giffey, Wirtschaftssenatorin und scheidende SPD-Landesvorsitzende, nutzte am Dienstag die Pressekonferenz nach der Senatssitzung zu einer Ehrenrettung des Tickets, das sie einst zur Wahl plakatierte. Sie finde es bemerkenswert, wie sich die Debatte verändert habe, sagte Giffey. Alle Kritik lasse außer Acht, worüber bis vor kurzem noch gesprochen worden sei: „Wie kriegen wir mehr Menschen in Busse und Bahnen? Wie kriegen wir Autos aus der Stadt?“ Hierzulande gebe es keine Stadt, die so stark wachse wie Berlin. „Das bedeutet: Wir müssen reagieren.“

Machtwechsel in der Berliner SPD: Kippt das 29-Euro-Ticket schon nächstes Jahr?

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Jetzt geht’s los: Was Fahrgäste beim neuen 29-Euro-Ticket beachten müssen

heute

Die Senatorin erinnerte an das Vorbild Wien. Die österreichische Hauptstadt hat seit Jahren ein Ticket für einen Euro pro Tag. „Wien wurde dafür gefeiert“, sagte Giffey. „Dort gilt es als fortschrittlich. Und hier wird es in Grund und Boden kritisiert“.

Zudem berichtete die Wirtschaftssenatorin von ihrer jüngsten USA-Reise, die sie auch in die Universität von Berkeley führte. Dort habe sie mit Verkehrsforschern über die Berliner Pläne gesprochen. „Die haben gesagt: Kann der ÖPNV es vertragen, wenn mehr Leute fahren? Wenn, dann: Go for it!“

Dennoch ist nach dem derzeitigen Stand der Debatte kaum vorstellbar, dass das Ticket über das Jahr 2025 hinaus noch einmal verlängert wird. Und die SPD wird sich für die 2026er-Wahl wohl einen neuen Slogan suchen müssen.

QOSHE - „Go for it!“ Franziska Giffey verteidigt das 29-Euro-Ticket - Elmar Schütze
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„Go for it!“ Franziska Giffey verteidigt das 29-Euro-Ticket

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23.04.2024

Es war eines der wenigen verbliebenen Versprechen der Berliner SPD zur Abgeordnetenhauswahl Anfang vergangenen Jahres: Berlin sollte wieder ein 29-Euro-Ticket kriegen, nutzbar in Bussen und Bahnen im gesamten Stadtgebiet. Jetzt hat der Vorverkauf begonnen, doch die Kritik daran ist massiv.

Das 29-Euro-Ticket soll eine günstige Alternative zum Deutschlandticket sein, mit dem für 49 Euro im Monat der gesamte ÖPNV bundesweit genutzt werden kann. Doch es ist umstritten. Das Berliner Ticket gilt nur für den AB-Bereich. Das Ticket ist mit einer Mindestlaufzeit von zwölf Monaten versehen, erst nach dem ersten Jahr kann monatlich gekündigt werden.

Die Kritik entzündet sich vor allem an den Kosten für das Land Berlin – bekanntlich........

© Berliner Zeitung


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