Danilho Doekhi reißt sich das Trikot vom Leib, als er zur Eckfahne rennt. Sein Kopfballtor erfreut nicht nur die Mannschaft und die Fans, sondern auch Susanne Kopplin. Sie ist Mannschaftsleiterin beim 1. FC Union Berlin. Das Trikot, das er beim Jubeln zerreißt, hat sie vorher gewaschen, gefaltet und ordentlich auf seinen Platz in der Kabine gelegt. Denn wenn es sich rund um das Spielfeld und die Mannschaft dreht, ist sie das berühmte „Mädchen für alles“.

Mehr noch: Die 61-Jährige ist die gute Seele, die stets ein offenes Ohr für die Spieler hat und gerade die Neulinge beim Ankommen in Köpenick unterstützt. Deshalb sehen insbesondere die Spieler in ihr mehr als nur eine Teamleiterin. „Sie ist eine tolle Person, im Verein eigentlich wie eine zweite Mama. Sie kümmert sich um jeden einzelnen Spieler und versucht zu helfen, wo sie kann. Als ich vor zwei Jahren zu Union gekommen bin, hat sie mich sehr unterstützt – sei es beim Organisieren von Reparaturarbeiten in meiner Wohnung oder bei der Eröffnung eines Bankkontos gewesen. Wir sind sehr froh, dass sie da ist“, sagt Danilho Doekhi.

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24.03.2024

Während sich der Niederländer mit solch eingangs beschriebenen Szenen in den Fokus gespielt hat, arbeitet Susanne Kopplin hinter den Kulissen. Zum Star aber wird sie ab Donnerstag auf den Leinwänden, wenn die Dokumentation „Union – Die Besten aller Tage“ in den Kinos starten wird. Der Job als Mannschaftsleiterin „ist mein Leben, ich habe mir das so ausgesucht“, sagt Kopplin, die 1963 im damaligen Ost-Berlin geboren wurde. Dort machte sie nach der Schule eine Ausbildung zur Elektromonteurin für Fernsehelektronik. Später sattelte sie um und wurde nach der Wende Bau- und Möbeltischlerin.

Und als ihr jüngster Sohn Björn seine fußballerische Laufbahn bei 1. FC Union Berlin beginnt, folgt sie ihm. Es ist das Jahr 1996 als Susanne Kopplin ehrenamtlich in der Nachwuchsabteilung der Eisernen anheuert und dort Jugendmannschaften betreut. Damals ist bei Union nicht viel los. In der Regionalliga Nordost hießen die Gegner Lok Altmark Stendal oder Sachsen Leipzig. An die Bundesliga oder die Champions League war damals nicht zu denken. Eine Sache aber war der 61-Jährigen zu dieser Zeit immer wichtig: „Ich habe probiert, nicht in derselben Jugendmannschaft wie mein Sohn zu sein, weil ich nicht wollte, dass immer eine Mutti da ist. In der Zeit habe ich gemerkt, dass ich sehr gut mit Menschen kann und ich die Arbeit mit Menschen einfach mag.“

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22.03.2024

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24.03.2024

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Als ihr Sohn 2004 zum Nachwuchs des FC Bayern München wechselt, bleibt Susanne Kopplin bei den Eisernen. Es ist nicht dieser Wechsel, sondern Rückenprobleme, die sie zum Ende ihrer Arbeit in der Jugendabteilung zwingen. Vom Verein aber bekommt sie 2016 das Angebot, Teamleiterin des Profikaders zu werden. Sie nimmt an und fasst in der männerdominierten Fußballwelt Fuß: Derzeit ist Susanne Kopplin neben Marie-Louise Eta eine von zwei Frauen des 13-köpfigen Trainer- und Funktionsteam des Männer-Profiteams.

Und in diesem Team hat sie allerhand Aufgaben: Wenn den Spielern im Spiel ein Stollen abbricht, bringt sie ein neues Paar. Sie macht die Wäsche, legt die Trikots zusammen und richtet die Kabine ein. Abseits des Platzes hilft sie insbesondere den neuen Spielern, sich gut im Verein und der Stadt einzuleben, betreut aber auch alle anderen bei Aufgaben im Alltag und hilft bei der Wohnungs- und Kitaplatzsuche.

Dass sie selbst mal ein Spiel schauen kann – keine Chance. An Spieltagen, egal ob im Stadion An der Alten Försterei oder auswärts, ist sie rund um die Uhr im Einsatz. „Da ist mal eine Flasche leer oder eine Jacke wird benötigt. Ich versuche ständig, alles möglich zu machen und so alles zu verhindern, was der Mannschaft schadet. Da gucke ich dann mehr darauf, was die Spieler brauchen, als dann selbst das Spiel zu schauen.“ Wenn andere etwas brauchen, ist sie zur Stelle. Im Verein wird sie deshalb „Susi, die gute Fee“ genannt.

Bei aller Arbeit kommt das Privatleben oft zu kurz. „Mit meiner Familie habe ich darüber gesprochen. Der Job bedeutet wenig Freizeit. Mit meinem Mann habe ich es geschafft, die Freizeit, die bleibt, gut einzuteilen.“ Nur ihre Söhne kommen manchmal zu kurz. Ihr ältester Sohn ist Lehrer in Köln und kommt zu allen Spielen in der Umgebung, dass sie ihn wenigstens „mal drücken kann“. Björn spielt mittlerweile in Dänemark bei Randers FC und ist somit noch weiter entfernt.

Künstlerin ist sie nicht nur, wenn es darum geht, alle um sich herum glücklich zu machen. In der freien Zeit, die ihr bleibt, malt sie. Susanne Kopplin besitzt ihr eigenes Atelier „Pinselgeflüster“, wo sie ihre Leidenschaft ausleben kann. Ab und an bringt sie auch anderen Leuten, den richtigen Umgang mit Acryl- und Ölfarben bei. Doch in erster Linie kümmert sie sich beim 1. FC Union Berlin mit ihrem ehrlichen Berliner Dialekt und ihrer Offenheit um andere Menschen. Die Spieler wissen genau das an ihr zu schätzen.

QOSHE - 1. FC Union Berlin: Susanne Kopplin ist die gute Fee hinter den Kulissen - Ferdinand Hübner
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1. FC Union Berlin: Susanne Kopplin ist die gute Fee hinter den Kulissen

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26.03.2024

Danilho Doekhi reißt sich das Trikot vom Leib, als er zur Eckfahne rennt. Sein Kopfballtor erfreut nicht nur die Mannschaft und die Fans, sondern auch Susanne Kopplin. Sie ist Mannschaftsleiterin beim 1. FC Union Berlin. Das Trikot, das er beim Jubeln zerreißt, hat sie vorher gewaschen, gefaltet und ordentlich auf seinen Platz in der Kabine gelegt. Denn wenn es sich rund um das Spielfeld und die Mannschaft dreht, ist sie das berühmte „Mädchen für alles“.

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