Schlechte Nachrichten für alle Autofahrer: Der Anstieg der Benzinpreise hört einfach nicht auf. Laut ADAC lag der Preis für einen Liter E10 Anfang der Woche bei 1,83 Euro. Fast zehn Cent mehr als zu Beginn des Jahres. Grund sind die steigenden Ölpreise. Und das, obwohl teilweise sogar mehr Öl gefördert wird. Woran liegt das?

Zu Beginn des Jahres lag der Ölpreis noch bei unter 75 US-Dollar je Barrel. Nun schnellt er wieder in die Höhe. Wöchentlich werden neue Höchstwerte bei den Benzinpreisen verzeichnet. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vieles hängt mit der Krise im Nahen Osten zusammen. Aber auch die OPEC-Staaten, die rund 40 Prozent des weltweiten Öls fördern, sind mitverantwortlich für die hohen Preise. Wir geben die Antworten.

Dass die Preise derzeit so steigen, verwundert ein wenig angesichts der ebenfalls konstant steigenden weltweiten Nachfrage nach Öl. Trotz der von vielen beschworenen und vielerorts eingeleiteten Energiewende würde man ja eigentlich davon ausgehen, dass weniger Öl im Umlauf ist. Das Gegenteil ist der Fall. Laut Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die weltweite Ölnachfrage bis 2028 um sechs Prozent steigen.

Zurückzuführen lässt sich das unter anderem auf das globale Wirtschaftswachstum. Die US-Wirtschaft beispielsweise wächst zunehmend. Auch Länder wie China und Indien haben die Corona-Krise überwunden – die Wirtschaft boomt wieder. Als weitere Ursache gilt die weltweite Unsicherheit durch die Energiekrise. Viele Länder setzen auf Energiesicherheit und greifen daher auf fossile Energien zurück. Außerdem funktionieren in vielen Ländern beispielsweise Elektroautos teilweise noch mit brauner Energie – auch in Deutschland.

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Einer der Gründe für den unaufhörlichen Preisanstieg ist der Krieg im Nahen Osten. Im Oktober vergangenen Jahres erreichte der Ölpreis nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel einen Höchstwert. Die Spannungen in der Region sorgen für Versorgungsängste auf dem Ölmarkt. Schon seit Monaten wird die wichtige Handelsroute durchs Rote Meer gemieden – aus Angst vor Angriffen der Huthi-Rebellen. Durch die großen Umwege steigen die Transportkosten.

Andreas Hölzel, Unternehmenssprecher des ADAC, bestätigte auf Anfrage der Berliner Zeitung die Krise im Nahen Osten als einen Grund für die aktuelle Preisentwicklung. „Es steht außer Frage, dass aktuell die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und die unsicheren Handelswege wie im Roten Meer die Sorgen rund um die Ölversorgung größer werden lassen. Dies wirkt sich auf den Ölpreis aus.“ Laut Hölzel ist ein Ende der hohen Benzinpreise derzeit nicht absehbar, da diese mit der Entwicklung des Rohölpreises zusammen hänge und dieser angesichts der zahlreichen Krisenherde nicht sicher prognostizierbar sei.

Eine weitere Ursache ist die von den zwölf Opec-Staaten vereinbarte Kürzung der Ölförderungen. Rund 40 Prozent Öl weltweit fördert das Ölkartell. Durch die Kürzungen soll eine künstliche Knappheit auf dem Markt erzeugt werden und dadurch die Preise ankurbeln. Die freiwilligen einseitigen Kürzungen liegen momentan pro Tag bei rund 2,2 Millionen Barrel Öl.

Viele Unternehmen sind auf die Förderung dieser Ölmengen angewiesen. Shell Deutschland beliefert die PCK-Raffinerie in Schwedt, die wiederum zu 95 Prozent Berlin mit Benzin und Diesel versorgt. Die Pressesprecherin des Ölimporteurs, Cornelia Wolber, betonte die Alternativlosigkeit der Preissteigerungen an Tankstellen. „Shell verkauft weltweit dreimal mehr Mineralölprodukte, als wir selbst Öl produzieren. Das bedeutet, dass auch wir Rohöl und fertige Mineralölprodukte auf den internationalen Märkten kaufen und somit den Preisen dort unterworfen sind“, sagte Wolber auf Anfrage der Berliner Zeitung.

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Eine genaue Prognose zur weiteren Entwicklung der Benzinpreise lässt sich nur schwer abgeben. Zu unsicher sei die zukünftige Entwicklung der Ölpreise und des Fortgangs der Krise im Nahen Osten, sagt Andreas Hölzel. In Richtung der Verbraucher kann der ADAC-Sprecher keinen Rückgang der Preise versprechen. „Das können wir nicht beantworten – tendenziell werden fossile Kraftstoffe langfristig aber teurer.“

Einen Tipp für etwas geringere Summen beim Tanken hat Hölzel aber trotzdem. „Wer beim Tanken sparen möchte, sollte am besten abends an die Zapfsäule fahren. ADAC Auswertungen zeigen, dass die günstigste Zeit zum Tanken vor allem zwischen 20 und 22 Uhr liegt, aber auch zwischen 18 und 19 Uhr sind die Preise an fast allen Tankstellen in Deutschland vergleichsweise niedrig.“ Spät tanken scheint also vorerst die einzige Lösung für Autofahrer zu sein.

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Tanken in Deutschland wird teurer: Warum steigt jetzt der Ölpreis?

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05.04.2024

Schlechte Nachrichten für alle Autofahrer: Der Anstieg der Benzinpreise hört einfach nicht auf. Laut ADAC lag der Preis für einen Liter E10 Anfang der Woche bei 1,83 Euro. Fast zehn Cent mehr als zu Beginn des Jahres. Grund sind die steigenden Ölpreise. Und das, obwohl teilweise sogar mehr Öl gefördert wird. Woran liegt das?

Zu Beginn des Jahres lag der Ölpreis noch bei unter 75 US-Dollar je Barrel. Nun schnellt er wieder in die Höhe. Wöchentlich werden neue Höchstwerte bei den Benzinpreisen verzeichnet. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vieles hängt mit der Krise im Nahen Osten zusammen. Aber auch die OPEC-Staaten, die rund 40 Prozent des weltweiten Öls fördern, sind mitverantwortlich für die hohen Preise. Wir geben die Antworten.

Dass die Preise derzeit so steigen, verwundert ein wenig angesichts der ebenfalls konstant steigenden weltweiten Nachfrage nach Öl. Trotz der von vielen beschworenen und vielerorts eingeleiteten Energiewende würde man ja eigentlich davon ausgehen, dass weniger Öl im Umlauf ist. Das Gegenteil ist der Fall. Laut Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die weltweite Ölnachfrage bis 2028 um sechs Prozent steigen.

Zurückzuführen lässt sich das unter........

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