Die Nachricht trifft wie ein Schlag, kurz vor dem 20. Berliner Gallery Weekend. Der erst 55-jährige Galerist Daniel Marzona ist tot. Niemand hatte damit gerechnet, keiner weiß Näheres. Seine 2014 in der Friedrichstraße eröffnete, seit der Corona-Pandemie erst in der Marienstraße, dann in der Rüsternallee ansässige, zumeist online arbeitende Galerie war vor allem Anlaufpunkt für Liebhaber der Concept und Minimal Art, ergo für die moderne Kunst der Reduktion, der Strenge, des Nichtlukullischen und Nichterzählerischen.

Daniel Marzona, geboren 1969 in Bielefeld, hatte diese spezielle Hinwendung zweifellos von seinem Vater geerbt – dem Arte Povera und Konzeptkunst sammelnden Verleger Egidio Marzona, 80, Sohn italienischer Einwanderer, die mit Marmor, Travertin und anderen Natursteinen handelten und so zu Wohlstand kamen. Der junge Marzona studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum und arbeitete von 2001 bis 2004 als Kurator am MoMA-Ableger P.S.1 in New York.

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Zusammen mit Elena Carlini gründete er 2004 den Verlag Navado Press. Von 2007 bis 2014 leitete er die Berliner Zweigstelle der Düsseldorfer Konrad Fischer Galerie. Dann eröffnete Daniel Marzona seine eigene Galerie in der Friedrichstraße. Elf Künstlerinnen und Künstler des konzeptionell-minimalistischen Metiers gehörten fortan zu seinem Kreis, so Sofia Hultén, Axel Hütte, Mischa Kuball, Bernd Lohaus, Magnus Plessen. Und der aus Görlitz stammende Olaf Holzapfel trat unter Marzona seine Karriere an. Der Galerist vertrat seine Künstler auf internationalen Kunstmessen wie der Art Basel und der Art Düsseldorf. 2018 bekam er den begehrten VBKI-Preis Berliner Galerien.

Begleitet und fachkundig unterstützt hatte Daniel Marzona auch die Überführung der riesigen und spektakulären väterlichen Sammlung als Schenkung an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: Rund 1,5 Millionen Objekte der Concept und Minimal Art gingen seit 2016 in die Sächsische Landeshauptstadt. Die Staatlichen Museen zu Berlin hatten leider kein Interesse an dieser immensen Morgengabe. Am 5. Mai soll die Schenkung als „Archiv der Avantgarden“ in einem historischen Palais in der Elbestadt eröffnet werden. Wie traurig und bitter – Daniel Marzona kann nicht mehr dabei sein.

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QOSHE - Berliner Galerist Daniel Marzona: Sein Metier war das Konzeptionelle und Minimalistische - Ingeborg Ruthe
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Berliner Galerist Daniel Marzona: Sein Metier war das Konzeptionelle und Minimalistische

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24.04.2024

Die Nachricht trifft wie ein Schlag, kurz vor dem 20. Berliner Gallery Weekend. Der erst 55-jährige Galerist Daniel Marzona ist tot. Niemand hatte damit gerechnet, keiner weiß Näheres. Seine 2014 in der Friedrichstraße eröffnete, seit der Corona-Pandemie erst in der Marienstraße, dann in der Rüsternallee ansässige, zumeist online arbeitende Galerie war vor allem Anlaufpunkt für Liebhaber der Concept und Minimal Art, ergo für die moderne Kunst der Reduktion, der Strenge, des Nichtlukullischen und Nichterzählerischen.

Daniel Marzona, geboren 1969 in Bielefeld, hatte diese spezielle Hinwendung zweifellos von seinem Vater geerbt........

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