Berlin ist eine Stadt der unendlichen kulinarischen Möglichkeiten. Es gibt mehr als 21.000 gastronomische Einrichtungen: Die ganze Welt der Kulinarik in einer einzigen Stadt: Es gibt Elchbraten im norwegischen Restaurant in Schöneberg, bei den Philippinern im Tiergarten werden Zutaten mit Ketchup und Sprite mariniert, und die Schärfe bei äthiopischer Küche ist auch nichts für Anfänger. Und natürlich gibt’s an jeder Ecke Döner, Burger, Pommes, Bockwurst.

Und da zum Essen auch das Trinken gehört, gibt es in Berlin unzählige Möglichkeiten Weine zu verkosten oder Whisky oder Whiskey. Es gab auch schon Cola-Verkostungen. Alles Dinge, für die ich nicht freiwillig Geld ausgeben würde, weil meine Zunge immer völlig durcheinander kommt.

Nun haben wir aber ein solches Geschenk bekommen: eine Teeverkostung im Hotel de Rome, immerhin für 60 Euro pro Nase. Für diesen Preis könnten wir auch im Adlon den inzwischen legendären Adlon-Döner für 33 Euro essen und bekämen sicher auch noch einen Wein dazu. Wir aber konnten für diesen Preis 30 Teesorten testen und reichlich Kleinigkeiten essen. Die Atmosphäre war edel, fünf Sterne eben, aber nicht steif. Manche Damen tranken auch schon am Nachmittag Champagner zum Tee, wir begnügten uns mit Tee.

Der Vorfall auf der Toilette war dann aber etwas irritierend. Als ich diese wieder verließ, kam ein Mann von draußen und riss die Tür auf: sehr edel gekleidet, sehr groß gewachsen und so selbstbewusst, dass er mich nicht etwa erst aus der Tür treten ließ, sondern einfach wegdrängte. Bevor ich überhaupt „Hello“ sagen konnte, stand schon sein Bodyguard vor mir. Interessant, dass sich manche Leute für so wichtig halten, dass sie mit Leibwächter pinkeln gehen.

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Dann kam der Tee. Die Reihenfolge meiner Kännchen: Golden Assam (etwas Klassisches zum Anfang), dann Jewel of Nuwara Eliya (weil wir in der Nähe dieses Ortes in Sri Lanka mal eine Teeplantage besuchten), Mae Salong Oolong (dieser Tee ist eine Zwischenstufe zwischen grünem und schwarzem Tee), Moroccan Mint (grüner Gunpowder-Tee mit marokkanischer Krauseminze) und zum Schluss ein ganz leichter weißer Tee namens Moonlight Dongzai.

Es wurde mein zweiter Teerausch. Den ersten hatte ich bei einer Fünf-Tage-Wanderung durchs Pirin-Gebirge in Bulgarien. Auf den Hütten dort gab es nach den Wanderungen weder Bier noch Wein, nur Wasser und Tee. Wir tranken so viel Tee, dass wir im Kopf leicht beduselt waren. So war es nun auch, und obwohl meine Zunge völlig durcheinander kam, war es wunderbar.

Es gibt Dinge, die würde ich nie freiwillig machen, doch in dieser Stadt der unendlichen Möglichkeiten komme ich halt nicht drumherum.

QOSHE - Ein echter Teerausch in Berlin oder: Mit dem Bodyguard auf die Hoteltoilette - Jens Blankennagel
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Ein echter Teerausch in Berlin oder: Mit dem Bodyguard auf die Hoteltoilette

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01.03.2024

Berlin ist eine Stadt der unendlichen kulinarischen Möglichkeiten. Es gibt mehr als 21.000 gastronomische Einrichtungen: Die ganze Welt der Kulinarik in einer einzigen Stadt: Es gibt Elchbraten im norwegischen Restaurant in Schöneberg, bei den Philippinern im Tiergarten werden Zutaten mit Ketchup und Sprite mariniert, und die Schärfe bei äthiopischer Küche ist auch nichts für Anfänger. Und natürlich gibt’s an jeder Ecke Döner, Burger, Pommes, Bockwurst.

Und da zum Essen auch das Trinken gehört, gibt es in Berlin unzählige Möglichkeiten Weine zu verkosten oder Whisky oder Whiskey. Es gab auch schon Cola-Verkostungen. Alles Dinge, für die ich nicht freiwillig Geld ausgeben würde, weil meine Zunge immer........

© Berliner Zeitung


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