Der Mann scheint ein guter Lehrer zu sein, denn er nimmt grundsätzlich seine Schüler in Schutz. Als Jüngste und Unerfahrenste sind sie oft das schwächste Glied in einer Kette. So jedenfalls sieht es der neue Schuldirektor in Burg im Spreewald. Markus Mandel (63) leitet seit acht Monaten die Grund- und Oberschule „Mina Witkojc“ Burg, die oft als „Neonazi-Schule“ tituliert wurde, nachdem dort Schüler den Hitlergruß gezeigt haben und zwei junge Lehrer dies vor einem Jahr in einem Brandbrief öffentlich gemacht haben, weil sie geschockt waren, dass andere Lehrer nicht eingriffen.

Mandel äußert sich äußerst selten öffentlich, nun aber sagte er der Nachrichtenagentur DPA über die Schüler: „Was echt verankert ist, ist eine gewisse Ausländerfeindlichkeit, obwohl manche gar keinen Kontakt zu Ausländern haben.“

Im Spreewald ist der Ausländeranteil nicht auffällig hoch, allerdings jener von internationalen Touristen. Befragungen in der Schule haben gezeigt, dass etwa zehn Prozent der Schüler demokratiefeindliche Thesen vertreten – mehr als im Landesdurchschnitt. Der Direktor sieht dies als ein Indiz für eine entsprechende Prägung. Er macht aber nicht in erster Linie den Schülern einen Vorwurf, sondern den Eltern. Schon vor Monaten sprach er von einer zum Teil „aggressiven Elternschaft“, die „krude Thesen“ vertrete. Mandel kennt sich aus: Er war schon mal vor 30 Jahren an der Schule. Damals unterrichtete er viele der heutigen Eltern. Die wurden von jenen rechtsextremen Parolen geprägt, die unter den damaligen Jugendlichen populär wurden.

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Der Direktor sieht auch ganz klar ein Problem bei der Lehrerschaft, er spricht von rechten und linken Lagern, von verhärteten Fronten. Es gab und gibt jene, die sagen: Die Schule werde von den Medien nur als radikal diffamiert und die beiden Lehrer mit ihrem Brandbrief seien Nestbeschmutzer. Andere sehen Hakenkreuze auf Schulbänken und den Hitlergruß eher als pubertäre Dumme-Jungen-Streiche an. Der Direktor spricht nun von einer friedlichen Koexistenz zwischen den Lagern. Die Einrichtung sei „befriedet“ und es werde immerhin miteinander gesprochen. Das klingt nach einer Minimalbasis für die eigentliche Aufgabe der Lehrerschaft: die Arbeit mit den Schülern.

Die Idee des Direktors ist, dass nun verstärkt die Heranwachsenden erreicht werden sollen. Diese werden nun erwachsener und nabeln sich von den Eltern mit ihren mitunter radikalen Ansichten ab. Den Absprung vom Elternhaus sieht der Direktor als Chance für neue Ideen.

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Sie war als „Neonazi-Schule“ verschrien – nun sieht der neue Direktor Chancen

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18.04.2024

Der Mann scheint ein guter Lehrer zu sein, denn er nimmt grundsätzlich seine Schüler in Schutz. Als Jüngste und Unerfahrenste sind sie oft das schwächste Glied in einer Kette. So jedenfalls sieht es der neue Schuldirektor in Burg im Spreewald. Markus Mandel (63) leitet seit acht Monaten die Grund- und Oberschule „Mina Witkojc“ Burg, die oft als „Neonazi-Schule“ tituliert wurde, nachdem dort Schüler den Hitlergruß gezeigt haben und zwei junge Lehrer dies vor einem Jahr in einem Brandbrief öffentlich gemacht haben, weil sie geschockt waren, dass andere Lehrer nicht eingriffen.

Mandel äußert sich äußerst selten öffentlich, nun aber sagte er der........

© Berliner Zeitung


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