Sie ist winzig und sehr leicht zu übersehen: Das Feder-Zwergstachelbein ist gerade mal zwei Millimeter lang. Doch nun haben Experten diese Spinne in der Nähe des südbrandenburgischen Ortes Wanninchen gesichtet. Das gilt durchaus als kleine Sensation. „Denn die Spinnenart galt in Brandenburg als ausgestorben, deutschlandweit ist sie stark gefährdet“, teilte die Heinz-Sielmann-Stiftung mit, die das dortige Naturschutzgebiet betreut.

Der Winzling wurde zum letzten Mal in Brandenburg vor 50 Jahren gesichtet. Nun wurde Maso gallicus, wie sie wissenschaftlich heißt, fast exakt an der gleichen Stelle gesichtet. „Der Fund dieser Art macht wirklich Hoffnung“, sagt Jörg Müller von der Sielmann-Stiftung. Denn das Feder-Zwergstachelbein hat besondere Ansprüche an seinen Lebensraum. Und die Moorlandschaft bei Wanninchen ist ein passendes Biotop. „Diese Moore sind ein echtes ökologisches Highlight.“

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Die Sache mit dem Artensterben ist hoch kompliziert: Einerseits ist es normal, dass Arten sterben, doch dieser Prozess hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv verstärkt – als Hauptursache gilt der Mensch. Nach aktuellem Stand der Forschung befindet sich die Welt im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit vor 65 Millionen Jahren. Der Weltbiodiversitätsrat geht davon aus, dass mindestens eine Million Tier- und Pflanzenarten bedroht sind. Geschätzt wird, dass jeden Tag 130 bis 150 Arten aussterben.

Andererseits gehen Forscher davon aus, dass erst ein kleiner Teil aller Arten überhaupt klassifiziert ist, manche Schätzungen gehen von nur ein bis zehn Prozent aus. Auch deshalb werden jeden Tag etwa 50 neue Arten entdeckt. Und es gibt Wiederentdeckungen, wie die Spinne in Südbrandenburg.

Solche Funde sprechen immer dafür, dass an den jeweiligen Fundorten die Lebensbedingungen passend sind. Nach Angaben der Sielmann-Stiftung war der Fund nur eines der überraschenden Ergebnisse einer Bestandsaufnahme in den Moorgebieten. Insgesamt wurden 43 Laufkäferarten, 144 Spinnenarten und acht Arten von Weberknechten erfasst.

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Das klingt gut, aber 23 Prozent der gefundenen Spinnen stehen auf der Roten Liste und gelten bundesweit mindestens als gefährdet. Es gab auch zwei Neufunde, die vorher dort nicht heimisch waren: die Streu-Waldkräuselspinne, die bundesweit stark gefährdet ist, und eine Spinne mit dem schönen Namen Östlicher Panzerkanker.

Doch diese Funde sorgen nicht für ungeteilte Freude. Der Grund ist einfach: „Moore sind eigentlich Kühlschränke für die Landschaft“, sagt Jörg Müller. „Wenn dort wärmeliebende Arten auftauchen, spricht das dafür, dass die Moore in einem allgemein schlechten Zustand sind.“ Das zeige, wie wichtig es sei, diese zu trockenen Flächen wieder zu vernässen.

QOSHE - Südbrandenburg: Warum ein seltener Spinnenfund nur teilweise Grund zur Freude ist - Jens Blankennagel
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Südbrandenburg: Warum ein seltener Spinnenfund nur teilweise Grund zur Freude ist

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27.04.2024

Sie ist winzig und sehr leicht zu übersehen: Das Feder-Zwergstachelbein ist gerade mal zwei Millimeter lang. Doch nun haben Experten diese Spinne in der Nähe des südbrandenburgischen Ortes Wanninchen gesichtet. Das gilt durchaus als kleine Sensation. „Denn die Spinnenart galt in Brandenburg als ausgestorben, deutschlandweit ist sie stark gefährdet“, teilte die Heinz-Sielmann-Stiftung mit, die das dortige Naturschutzgebiet betreut.

Der Winzling wurde zum letzten Mal in Brandenburg vor 50 Jahren gesichtet. Nun wurde Maso gallicus, wie sie wissenschaftlich heißt, fast exakt an der gleichen Stelle gesichtet. „Der Fund dieser Art macht wirklich Hoffnung“, sagt Jörg Müller von der Sielmann-Stiftung.........

© Berliner Zeitung


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