Wenn Oliver Kramny am Dienstag seinen Arbeitstag im Kaufhaus des Westens an der Tauentzienstraße beginnt, muss er sich zwei Etagen weiter nach oben bemühen als noch in der vergangenen Woche. Der Arbeitsplatz des 43-Jährigen, der bislang die berühmte Lebensmittelabteilung in der sechsten Etage führte, ist fortan das Büro des General Manager auf Ebene acht. Für den neuen KaDeWe-Chef geht es nun also auch um Gucci und Armani statt nur um Gnocchi und Austern.

Dabei dürfte der Aufstieg auch für Kramny überraschend gekommen sein. Denn erst im Dezember hatte Alexandra Bagehorn die Kaufhausleitung übernommen. Sie war vom ebenfalls zur KaDeWe Group gehörenden Hamburger Alsterhaus nach Berlin gewechselt. Knapp drei Jahre hatte sie das dortige Kaufhaus geführt. Bagehorn kehre nun aus privaten Gründen an ihren Lebens- und Familienmittelpunkt in Hamburg zurück, teilte das KaDeWe mit. Das ist nachvollziehbar. Sie ist Mutter von Zwillingen, und außerdem war nach ihrem Antritt in Berlin sicher kaum etwas noch so, wie sie es erwartet hatte.

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Als im September ihr Wechsel ins KaDeWe bekannt gegeben wurde, galt der Immobilien- und Handelskonzern Signa, dem die Hälfte des Berliner Nobelkaufhauses gehört, schon nicht mehr als unbedingt solides und vertrauenswürdiges Unternehmen. Doch gab es immerhin noch keine Insolvenz. Die hat Signa aber Ende November anmelden müssen. Danach fielen weitere Unternehmen des weit verzweigten Konzerns wie Dominosteine.

Ende Januar meldete auch die KaDeWe Group Insolvenz an. Inzwischen weiß man, dass die angebliche Perle des deutschen Kaufhausgeschäfts seit Jahren hohe Millionenverluste schreibt – auch weil Signa horrende Wuchermieten verlangte, aber sicher nicht nur.

Kramny dürfte dies kaum überrascht haben. Er kennt das Haus, führt das Gourmet-Department des KaDeWe bereits seit mehr als drei Jahren. Zuvor hatte der studierte Gastro- und Tourismusmanager in verschiedenen Hotels und Restaurants gearbeitet, auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert und in Thailand Unternehmen in der Gastronomie gegründet.

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Letzteres könnte sich für ihn sogar noch als Vorteil erweisen, da es derzeit als am wahrscheinlichsten gilt, dass die thailändische Central Group als KaDeWe-Teilhaber das Haus komplett übernimmt. Doch erst einmal muss Kramny Deutschlands wohl bekanntestes Kaufhaus heil durch die Insolvenz führen – mit gerichtlich bestelltem Sanierer an seiner Seite.

QOSHE - Oliver Kramny: Dieser Mann muss das KaDeWe durch die Insolvenz führen - Jochen Knoblach
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Oliver Kramny: Dieser Mann muss das KaDeWe durch die Insolvenz führen

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01.04.2024

Wenn Oliver Kramny am Dienstag seinen Arbeitstag im Kaufhaus des Westens an der Tauentzienstraße beginnt, muss er sich zwei Etagen weiter nach oben bemühen als noch in der vergangenen Woche. Der Arbeitsplatz des 43-Jährigen, der bislang die berühmte Lebensmittelabteilung in der sechsten Etage führte, ist fortan das Büro des General Manager auf Ebene acht. Für den neuen KaDeWe-Chef geht es nun also auch um Gucci und Armani statt nur um Gnocchi und Austern.

Dabei dürfte der Aufstieg auch für Kramny überraschend gekommen sein. Denn erst im Dezember hatte Alexandra Bagehorn die Kaufhausleitung übernommen. Sie war vom ebenfalls zur KaDeWe Group gehörenden........

© Berliner Zeitung


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