In der Kaufhof-Filiale am Alexanderplatz in Berlin-Mitte werden sich einige Mitarbeiter sicher gut an Richard Baker erinnern. 2015 hatte der kanadische Multimillionär dem traditionsreichen Kaufhaus im Berliner Osten seine Aufwartung gemacht. Kurz zuvor hatte Bakers Warenhauskonzern Hudson’s Bay Company (HBC) die deutsche Kaufhof-Kette übernommen. Der damals 50-Jährige ließ sich von Abteilungsleitern und Betriebsräten durch das Haus führen. Dann riss Baker irgendwann seine Arme in die Höhe, verdrehte die Augen und schrie begeistert: „Das gehört jetzt alles mir. Damit kann ich tun und lassen, was ich will!“ So hatte es einmal der Spiegel berichtet und sich dabei auf mehrere Augenzeugen berufen. Nun kehrt Baker offenbar zurück.

Denn nach Informationen des Handelsblatts soll das dem Kanadier gehörende amerikanische Investmentunternehmen NRDC Equity Partners den Zuschlag für die verbliebenen 92 Warenhäuser des Kaufhaus-Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof bekommen. NRDC ist zugleich Mehrheitseigentümer der Warenhauskette HBC. Stefan Denkhaus, der Galeria als Insolvenzverwalter durch das nunmehr dritte Insolvenzverfahren innerhalb von nur drei Jahren führt, soll den Gläubigerausschuss bereits informiert haben.

Baker hatte 2015 der Metro Group gut 2,8 Milliarden Euro für die seinerzeit 103 deutschen Filialen von Galeria Kaufhof gezahlt, die meisten Häuser in attraktiver Innenstadtlage. Zusätzlich gab es 16 Sportarena-Filialen. Bakers HBC versprach damals viel. Eine Milliarde Euro wurde in Aussicht gestellt, um die Kaufhof-Filialen zu modernisieren. Das Geld sollte in die Ausstattung der Geschäfte gesteckt, Präsentations- und Verkaufsflächen aufgewertet und das Einkaufserlebnis so deutlich verbessert werden.

Tatsächlich floss nur ein kleiner Bruchteil des Betrages. Stattdessen gingen die Kaufhaus-Immobilien an eine HBC-Tochter über, die die Mietforderungen an Kaufhof rasch nach oben schraubte. Parallel brachen die Umsätze zweistellig ein. Sehr bald wollte Bakers HBC die Kaufhäuser wieder loswerden und verkaufte in zwei Schritten an René Benkos Signa, die zunächst drei Milliarden Euro für die Kette geboten haben soll.

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Nun kauft Baker sie wohl zu einem Schnäppchenpreis zurück und wird sicher bald wieder große Pläne für Galeria Karstadt Kaufhof verkünden. Dessen derzeitiger Chef, Olivier van der Bossche, hatte 2015 übrigens auch Kaufhof geführt. Nach zwei Jahren räumte er jedoch auf eigenen Wunsch seinen Posten und verließ das Unternehmen.

QOSHE - Wiedersehen am Alex: Ex-Kaufhof-Eigentümer Richard Baker will Galeria übernehmen - Jochen Knoblach
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Wiedersehen am Alex: Ex-Kaufhof-Eigentümer Richard Baker will Galeria übernehmen

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09.04.2024

In der Kaufhof-Filiale am Alexanderplatz in Berlin-Mitte werden sich einige Mitarbeiter sicher gut an Richard Baker erinnern. 2015 hatte der kanadische Multimillionär dem traditionsreichen Kaufhaus im Berliner Osten seine Aufwartung gemacht. Kurz zuvor hatte Bakers Warenhauskonzern Hudson’s Bay Company (HBC) die deutsche Kaufhof-Kette übernommen. Der damals 50-Jährige ließ sich von Abteilungsleitern und Betriebsräten durch das Haus führen. Dann riss Baker irgendwann seine Arme in die Höhe, verdrehte die Augen und schrie begeistert: „Das gehört jetzt alles mir. Damit kann ich tun und lassen, was ich will!“ So hatte es einmal der Spiegel berichtet und sich dabei auf mehrere........

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